Liebe auf den letzten Blick
ich?«, fragt er mit Blick auf Brettschneider.
»Mich nicht«, verkündet der Mops, wobei er nicht von seinen Papieren aufblickt.
Seufzend sinkt Gustl neben Amelie auf einen Stuhl.
»Geht’s dir nicht gut?«, erkundigt sich Amelie fürsorglich.
Gustl starrt eine Weile ins Leere, bevor er reagiert. »Ähm … Nein, nein … Bei mir alles bestens. Aber ich mache mir Sorgen um Dana. Sie hatte schon wieder Streit mit ihrem Freund.«
Amelie streichelt ihm zärtlich über den Rücken. »Ach, die Arme.«
Brettschneider räuspert sich und raschelt lautstark mit seinen Formularen.
»Entschuldige, Gustl«, flüstert Amelie ihm zu. »Ich muss mich kurz auf diese Kreditsache konzentrieren. Können wir vielleicht später darüber reden?«
Gustl nickt, erhebt sich und schlurft mit hängenden Schultern davon.
»So, Karl-Heinrich«, verkündet Amelie. »Jetzt können wir fortfahren.«
»Nun, da wären zunächst drei Fragen zu klären …« Brettschneidernimmt seinen Kugelschreiber zur Hand und sieht zu mir. »Wie hoch ist der momentane Kurswert der Immobilie? Die Höhe der noch zu tilgenden Hypothek? Sowie die Höhe der monatlichen Tilgung?«
Meine Geduld ist erschöpft. »Ich verstehe nur Bahnhof«, knurre ich.
Erstaunt blickt Brettschneider von mir zu Amelie, die mir zublinzelt.
»Raus damit«, fauche ich sie an, denn mit Höflichkeiten komme ich nicht weiter. »Was wird hier gespielt?«
Brettschneider klickt nervös auf seinem Kuli herum. »Frau Specht hat der Bank die Wohnung als Sicherheit angeboten.«
Ich muss mich verhört haben. Amelie ist zwar eine überspannte Nudel, aber das traue ich ihr nicht zu. »Tut mir leid, Herr Brettschneider, da müssen Sie etwas durcheinanderbringen.«
»Wieso durcheinander?« Er trommelt mit den Fingern. »Frau Specht hat von ›unserer Wohnung‹ gesprochen und selbige zur Kreditabsicherung angeboten.«
Das verschlägt mir die Sprache. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Doch dann muss ich lachen. So heftig, dass mir die Tränen über die Wangen laufen.
»Das Objekt befindet sich also
nicht
in Ihrer beider Besitz?«, fragt Brettschneider vorsichtig, als ich mich einigermaßen beruhigt habe.
»Nein«, sage ich und muss wieder lachen.
Brettschneider steckt den Kuli in die Brusttasche, klappt seine Mappe zu und steht abrupt auf. »Mir fehlen die Worte, Frau Specht«, zischt er Amelie an.
»’tschuldigung«, murmelt sie geknickt. »Ich dachte …«
Den Bankenmops interessiert schon nicht mehr, was sie dachte, er verlässt uns im Stechschritt. Amelie eilt ihm hinterher.
»Guten Heimflug, Karl-Heinrich«, rufe ich vergnügt.
Ich kichere immer noch, als Amelie in die Küche zurückkommt.
»Warum, zum Kuckuck, hast du denn nicht mitgespielt?«, fährt sie mich an.
Ich kann nicht anders, ich muss sie einfach provozieren. »Wobei denn mitgespielt?«
»Stell dich doch nicht dümmer als du bist!«
»Bin
ich
Hellseherin?«, kontere ich. »Woher soll ich denn wissen, dass du solche Behauptungen aufstellst.«
»Genau deshalb habe ich dir doch zugezwinkert.«
»Ach so. Ich dachte, du hast was im Auge. Davon abgesehen, würde ich niemals bei einer solchen Täuschung mitspielen. Das ist kriminell.«
»Ah! Madame Redlichkeit. Und wie war das damals mit diesem Auslandsauftrag, den du als Chefbuchhalterin auf ein anderes Jahr hast umdatieren lassen?«
»Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Der Vorgang existierte ja tatsächlich, das Umdatieren hatte lediglich steuerliche Gründe. Außerdem ist so etwas durchaus üblich und nicht nachzuweisen. Es sei denn, du zeigst mich an – zehn Jahre danach.«
Schmollend füllt sie den Rest Prosecco in ihr Glas.
»Selbst wenn ich bei deiner Geschichte mitgespielt hätte, wäre der Schwindel rausgekommen, sobald Brettschneider Unterlagen über den Wohnungskauf verlangt hätte.«
Amelie leert ihr Glas auf ex. »Warum hätte er die sehen wollen?«, fragt sie.
»Bist du so naiv oder veräppelst du mich?«, frage ich sie. »Als seriöser Banker muss er deine Angaben überprüfen.«
»Was ist denn das für ein Krawall?« Gustl stürmt in die Küche, als müsse er einen Zweikampf verhindern.
»Mathilde hat alles kaputtgemacht!«, beklagt sich Amelie.
»Was kaputtgemacht?«, will er wissen.
»Wir kriegen keinen Kredit«, antwortet sie seufzend.
Gustl reagiert nicht, geht zur Anrichte und fängt an, Gemüse zu schnippeln. Er scheint mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
Amelies Augen glitzern tränenumflort. »Ohne Kredit«, schnieft
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