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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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Nachbarin.
    »Moritz Keller.« Er streckt mir die Hand entgegen. »Freut mich, Frau Opitz.«
    »Gleichfalls«, entgegne ich und sehe ihn mir möglichst unauffällig genauer an.
    Er macht einen sympathischen Eindruck und ist schwarz gekleidet wie sein Vater. Auf seinen halblangen, dunklen Haaren sitzt ein kleiner, heller Strohhut mit schwarzem Band, leicht nach hinten gerutscht, wie ihn viele junge Männer heute tragen. Unter dichten Brauen strahlen dunkle Augen hervor, die rundlichen Wangen sind unrasiert und von Lachgrübchen geziert.
    »Setz dich und erzähl«, fordert Fred seinen Sohn auf. »Wie war das Zimmer?«
    Moritz wendet sich zu mir. »Ich suche seit einiger Zeit eine Studentenbude. Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin eine WG gründen. Daraus wurde leider eine Trennung, wegen unterschiedlicher Auffassungen von einer Beziehung.«
    »Aha!«, murmle ich, würde aber zu gern nachfragen.
    »Im Moment haust er noch bei mir«, ergänzt Fred. »Kein Zustand auf Dauer.
Unsere
Auffassungen von Zusammenleben lassen sich ebenfalls schwer vereinbaren.«
    Wenn sein Sohn bei ihm wohnt, muss Fred unverheiratet oder geschieden und momentan solo sein, denn wenn er eine Lebensgefährtin hätte, hätte er dann nicht »Moritz wohnt bei uns« gesagt? Oder spricht das erst recht für ein Verhältnis mit Sophie? Braucht Fred eine sturmfreie Bude? Die Antwort lautet: Ja! Er kann sich ja wohl kaum mit Sophie in der Dachwohnung vergnügen, wo sie mit Torsten lebt.
    Moritz leert seine Cola in einem Zug, wischt sich mit derHand über den Mund und seufzt: »Semesterbeginn ist definitiv die schlechteste Zeit, um sich auf Zimmersuche zu begeben. Du kannst dir nicht vorstellen, was da vorhin für ein Andrang geherrscht hat, Papa. Und alle wollten einziehen. Dabei war es ein Loch, nicht größer als ein Schließfach. Und die restliche Wohnung endvergammelt. An jeder Ecke stolperte man über Bierflaschen, in der Küche müffelte es nach Müll, die Dusche war versifft und das Waschbecken voller Bartstoppeln. Als würde da nur gefeiert. Ich hab ja nichts gegen Alk. Meinetwegen auch mal ein Bier zu viel. Aber nicht jeden Tag. Ich bin zum Studieren hier und nicht zum Feiern. Auf meinem Plan steht Karriere nicht Party.«
    Stolz blickt Fred zu seinem Sohn. »Und da wird immer behauptet, die Jugend wäre ambitionslos.«
    Ich bin ebenfalls begeistert von Moritz. Sein kleiner Vortrag lässt auf einen ehrgeizigen jungen Mann schließen, der es gern ordentlich hat. So einen Sohn habe ich mir immer gewünscht. Am liebsten würde ich ihm … Moment – warum eigentlich nicht?
    »Vermutlich suchen Sie etwas in Uni-Nähe?«, wage ich mich vorsichtig vor.
    »In München muss man nehmen, was man bekommt«, entgegnet Moritz, sichtlich frustriert. »
Wenn
man es bekommt. Die Auswahlkriterien sind bei manchen WGs geradezu verrückt. Gestern habe ich mir ein Zimmer in Waldtrudering angeschaut, das wär’s gewesen, hell, groß genug und nicht zu teuer. Die Entfernung zur Uni hätte ich in Kauf genommen, doch die Bedingungen waren irrwitzig: gemeinsames Joggen, täglich!« Er schüttelt den Kopf. »Drei Typen, die sich die Marathon-WG nennen. Hallooo, geht’s noch?«
    »Es ist zum Mäusemelken«, stöhnt auch Fred. »Moritz sucht schon seit Wochen.«
    »Waruuum?«, meldet sich nun Luis zu Wort, der sein Eis zu Ende gelöffelt hat.
    »Warum, was?«, fragt Fred.
    »Warum willst du Mäuse melken?« Luis sieht ihn neugierig an. »Krieg ich dann Mäusemilchkakao?«
    Amüsiert beiße ich mir auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Auch Moritz verkneift sich das Grinsen.
    Fred schmunzelt, scheint zu überlegen und antwortet dann: »Du weißt doch, wie klein Mäuse sind?«
    »Hmmm.« Luis hebt die Hände vor sein Gesicht und legt sie mit kaum sichtbarem Abstand fast aufeinander. »Sooo klein. Winzig, winzig, winzig.«
    »Genau!«, antwortet Fred. »Und wenn ich sooo ein winziges Tier melken könnte, dann wäre ich ein Zauberer und würde für Moritz ein Zimmer herzaubern. Aber leider kann ich nicht zaubern.«
    Das ist mein Stichwort. »Ich kann zwar auch nicht zaubern«, sage ich. »Aber ich kenne jemand, der dringend einen netten Mitbewohner sucht.«
    Fred und Moritz mustern mich überrascht. »Wo?«
    »Vorher noch eine Frage«, vertröste ich sie und wende mich an Moritz. »Könnten Sie sich vorstellen, zu einer alten Frau zu ziehen?«
    Moritz zögert einen Augenblick und schiebt nachdenklich seinen Hut zurecht. »Käme auf die Frau an«, lacht er, als wolle

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