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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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entscheide mich für eine weiße Bluse, dazu einen schmalen schwarzen Rock und die Pumps. Noch die Wimpern getuscht und einen dezenten Lippenstift aufgetragen, und ich bin gerüstet. Auf ein komplettes Make-up verzichte ich, das würde am Morgen übertrieben wirken.
    In der Küche treffe ich auf Amelie und Gustl, die einen opulenten Samstagsbrunch vorbereiten.
    Amelie taxiert mich grinsend von Kopf bis Fuß. »Hui! Du hast dich aber rausgeputzt! Schneit etwa ein neuer Galan ins Haus?«
    »Möglich«, antworte ich wortkarg, als erwarte ich tatsächlich meinen Liebhaber.
    »Wunderbar!«, findet Gustl, der eine übervolle Platte mit Wurstvariationen und eine mit Käse zum Tisch schleppt. »Er kann gleich mitessen, wir haben reichlich. Oder ist er Vegetarier?«
    Obwohl Irma ausgezogen ist, kocht Gustl immer noch für mindestens vier Personen und plant Überraschungsgäste ein.
    Während ich bei den restlichen Vorbereitungen helfe, löchert mich Amelie mit Fragen nach Alter und Beruf meines angeblichen Geliebten, wo wir uns kennengelernt haben und so weiter.
    Ich gebe weiter die Geheimnisvolle. »Es ist alles noch viel zu neu, um daraus schon eine feste Beziehung zu stricken. Außerdem bringt so was Unglück.«
    »Stimmt!«, bestätigt Amelie und bettelt mit vor Aufregung glänzenden Augen: »Aber seinen Namen kannst du uns verraten.«
    »Keller«, antworte ich.
    »Und der Vorname?«
    Die Türklingel schrillt. Ich stürze nach draußen und bleibe ihr die Antwort schuldig.
    Bevor ich öffne, versuche ich, durch den Türspion zu erkennen, ob Fred dabei ist. Doch ich sehe nur Moritz, Fred könnte allerdings außerhalb des Blickwinkels stehen. Nervös streiche ich meinen Rock glatt, schiebe eilig die Blusenärmel ein Stück weiter hoch, falls mir die nächste Hitzewelle bevorsteht– was mir bei Freds Anblick so sicher blüht wie Rosen im Juni.
    Moritz ist allein. Auch heute trägt er wieder den frechen Hut und ist schwarz gekleidet, was mich erst recht an Fred erinnert.
    »Hallo Frau Opitz.«
    »Guten Morgen Herr Keller. Bitte, treten Sie ein.« Mühsam verberge ich meine Enttäuschung hinter einem Lächeln.
    »Schönen Gruß von meinem Vater, soll ich ausrichten«, sagt Moritz. »Er ist hochgegangen, zu Sophie und den Kindern.«
    Tja, diese Mitteilung war mehr als deutlich. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als der Realität ins hässliche Auge zu sehen – Fred interessiert sich nicht für mich.
    Ich bitte Moritz, mir in die Küche zu folgen, um ihn Amelie und Gustl vorzustellen.
    »Was für ein beeindruckender Flur«, bemerkt Moritz anerkennend, während er sich umschaut. »Kassettentüren … wunderschön.«
    »Der Rest kann sich ebenfalls sehen lassen«, verspreche ich und hoffe im Stillen, dass er hier einzieht. Ein junger Mensch würde Leben in die ergraute Bude bringen.
    Ja, gut. Ich gestehe. Moritz’ Einzug würde natürlich auch die Wahrscheinlichkeit von Freds Besuchen erhöhen.
    Ach ja, seufze ich in mich hinein. Wenn alte Scheunen brennen!
    In der Küche verdränge ich Fred aus meinen Gedanken, stelle den anderen Moritz vor und lüfte das Geheimnis seines Besuchs.
    Amelies Augen glänzen vor Freude. Auch Gustl scheint angetan von dem Gedanken, einen jungen Menschen in die WG aufzunehmen, und lädt Moritz zum Brunch ein.
    »Bevor sich Herr Keller mit uns an einen Tisch setzt, möchte er sicher erst mal das Zimmer sehen«, stoppe ich die allgemeine Euphorie. »Vielleicht gefällt es ihm ja auch nicht«, füge ich noch an, um mich selbst für eine Absage zu wappnen.
    »Das glaube ich eigentlich nicht«, lacht Moritz. »Was ich bisher gesehen habe, schlägt einfach alle Wohngemeinschaften der Stadt. Allein die Küche ist supergemütlich, und ich bin schon sehr gespannt auf das Zimmer.«
    »Na, dann los!«, sage ich und setze die Besichtigungstour fort. Um ihn zu beeindrucken, zeige ich ihm zuerst noch die Badezimmer und führe ihn in den Wohnraum. »Unsere Fernsehlounge! Und wie Sie sehen, geht es von hier aus auf die Terrasse und in den Garten, der ebenfalls zur Wohnung gehört.«
    Siedend heiß fällt mir Amelies Nacktsonnen-Wunsch ein. Na, das kann sie vergessen, wenn Moritz hier einzieht. Hüllenlose, schrumplige alte Damen könnten ihn in die Flucht schlagen.
    Aber erst einmal ist er begeistert. »Mir fehlen die Worte«, sagt er, nachdem er sich umgesehen hat. »Das ist ja der pure Luxus.«
    Ich nicke lächelnd. »Und der Hausmeister kümmert sich um Hecke und Rasen.«
    »Ach, mir würde ein bisschen

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