Liebe auf eigene Gefahr Roman
jetzt aber kalt und trocken. »Es tut mir leid. Ich mache das nicht besonders gut …«
»Mit mir Schluss machen? Das machst du großartig. Ich meine, du bist in allem gut, nicht wahr? Deine Eltern wären stolz auf dich.« Er zieht sich zurück, verschränkt die Arme, und es ist unerträglich still. Das weiße Rauschen auf dem
Bildschirm strahlt ein grelles Licht aus, das alle Konturen verwischt.
»Ich dachte wirklich, dass du die Erste sein würdest, Katie.«
»Ich weiß.« Ich nicke, und meine Augen brennen. »Aber es ist einfach nicht mehr wie am Anfang. Ich fühle mich, als wären wir schon ewig verheiratet, dabei bin ich erst fünfzehn.« Die Tränen laufen mir über die Wangen, als die Enttäuschung, die sich unter meinem Verdruss verhärtet hatte, endlich zum Vorschein kommt und sich mit der panischen Angst vermischt, dass ich mir vielleicht meine Zukunft verbaue und Craig dabei das Herz herausreiße.
Er steht auf, schaltet den Fernseher aus und schleudert die Fernbedienung über die glatte Oberfläche des Polsters. Während er zur Tür geht, wische ich mir mit dem Ärmel die Nase ab. »Erzählst du jetzt allen, dass du mich abserviert hast?«, fragt er und dreht mir seinen breiten Rücken zu.
»Nein!« Ich springe auf und laufe zu ihm hinüber.
»Also, was dann?« Er dreht sich nicht um.
»Was du willst, Craig, ich sage, was du willst.«
»Gut.« Seine Arme hängen auf beiden Seiten herunter. »Dann erzählen wir den Leuten, dass die Trennung auf Gegenseitigkeit beruht.«
»Klar, okay.«
»Du kannst am Ende der Einfahrt auf deine Mutter warten.« Er geht aus dem Zimmer.
»Claire!«, ruft Dad dringlich, um meine Mutter ins elterliche Schlafzimmer zu bitten, wo mein Raubzug durch den Kleiderschrank ihn unglücklicherweise aus seinem samstäglichen Schläfchen vor dem Abendessen gerissen hat.
»Ja, bitte?« Im Spiegel der Frisierkommode sehe ich sie in der Tür erscheinen, den weißen Plastikwäschekorb auf die Hüfte gestützt.
»Claire, kannst du deiner Tochter bitte sagen, dass sie nicht mehr meine Jacketts tragen soll?«
Von meinem Standort aus, an dem ich mit verschiedenen Blazer-Gürtel-Variationen experimentiert habe, drehe ich mich um. »Simon, würdest du bitte deiner Frau sagen, dass sie mich zur Heilsarmee fahren soll, worum ich sie bereits gebeten habe, damit ich etwas finden kann, das groß genug ist.«
Feindlich stehen wir uns gegenüber, während die beiden mein großartiges Outfit in Augenschein nehmen. Dad setzt sich auf, um am Hemdsaum die Brille zu säubern, Mom bemüht sich um ein Pokerface. »Du siehst lächerlich aus«, fällt sie schließlich ihr Urteil.
»Ausgesprochen lächerlich sogar«, fügt Dad hinzu und streckt sich, um aufzustehen.
In meiner Brust explodiert ein Knallkörper. Ich klaube das Sassy- Magazin, das ich konsultiert habe, von der Kommode und sage mir, dass Mom schließlich diejenige ist, die in Kittelschürze herumläuft. Ich würde zumindest ein Paar Leggins als Gürtel darumschlingen. »Man sollte meinen, dass ihr als Pädagogen einseht, wie wichtig es ist, in der eigenen Altersgruppe nicht unangenehm aufzufallen.« Ich ernte böse Blicke. »Na schön.« Mit einem Atemzug, der meine Ponyfransen flattern lässt, schlüpfe ich aus dem blauen Tweedjackett.
» Nein! «
»Mom«, setze ich an, aber da nun ihr schwarzer Kaschmirpullover ins Spiel kommt, den ich als Basis verwendet habe, schüttelt sie den Kopf, setzt sich auf die Tagesdecke und stellt den Korb auf das Kissen neben sich.
»Unsere Kleider sind unsere Kleider, Kathryn. Und deine sind deine. Du hast einen ganzen Schrank voll eigener Klamotten und dazu noch Lauras halben Schrank, soviel ich weiß. Wo hast du den überhaupt gefunden?«
»Unter deinen Pullovern. Ich brauche was für drunter, aber ich habe nur Rollkragenpullover. Dafür ist es zu heiß.« Durchs offene Fenster weht die Maibrise herein und hebt die Leinenvorhänge. »Der hier ist perfekt, er ist echt dünn.«
»Er ist vor allem echt Kaschmir. Geh hoch auf den Speicher und hol deine Sommersachen runter.«
»Keine Zeit.« Ich schaue auf den Radiowecker auf Dads Nachttisch. »Die Schule schließt in ungefähr dreißig Minuten fürs Lock-In, und ich muss mir noch die Haare föhnen.«
» Ungefähr dreißig Minuten? Oder genau dreißig Minuten?«
»Mom.« Ich setze mich auf den Rand der Tagesdecke und verberge das Gesicht in ihrer Hand. »Bitte. Bitte, ich flehe dich an. Ich bin ganz vorsichtig damit. Er passt mir perfekt. Ich
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