Liebe auf eigene Gefahr Roman
Boxershorts und Socken bekleidete Ben stürmt heraus, einen Pappteller mit Pizza in der einen, eine Bierdose in der anderen Hand. Sein früherer Schlagzeugerarm hebt sich langsam in die Höhe …
»Was soll der Mist?!« Jake springt zurück, auf seinem mit Soße bespritzten Gesicht liegt totale Fassungslosigkeit. Ben scheint über Jakes Frage nachzudenken … und bewirft ihn mit seinem Budweiser.
»Ach du Scheiße«, sagen Sam und ich in anerkennendem Gleichklang, als die Dose auf die Veranda knallt und sich braune Flüssigkeit in den Schnee ergießt.
»Alter!« Prustend geht Jake rückwärts die Stufen hinunter und streift sich schaumbespritzte Klumpen Pepperoni und Käse vom Oberkörper, während Ben wutentbrannt nach der Post zu seinen Füßen greift. »Alter! Benjy, komm schon!« Aber Ben, dessen Körper angespannt vor Wut ist, folgt ihm die Treppe hinunter und wirft mit allem, was ihm in die Hände fällt – der Fußmatte, einer Gießkanne, verschnürtem Papierabfall.
»Sollen wir die Türen verschließen?«, fragt Sam schadenfroh.
Jake hechtet in dem Moment ins Auto, als eine Mülltüte gegen die Heckscheibe knallt. Während hinter uns ein Terrassenstuhl auf dem Asphalt aufschlägt, treten wir den Rückzug an.
Atemlos fährt Jake beim nächsten Stoppschild an den Rand. »Meine Güte.« Er wischt über das Wildleder. »Hat jemand eine Serviette?« Todd bietet ihm Taschentücher an. »Danke.« Er zieht ein Salatblatt aus Jakes Haaren. »Ich meine, was zum Teufel ist sein Pro…«
»Diese Frage beendest du besser nicht«, unterbreche ich ihn.
Er zuckt zusammen, bleibt aber stumm und macht den Motor wieder an.
Die Corvette ist anscheinend genauso frustriert wie ihre Passagiere auf dem Rücksitz und übertönt Todds Sprücheklopferei mit Unheil verkündendem Knirschen, als Jake die Abzweigung zum See nimmt. Knapp zwei Kilometer später kommt sie zitternd und dankbar unter dem Schattengerippe der aufragenden Eichen zum Stehen. Tiefe Stille umfängt uns, als Jake den Motor abstellt. Ich will nicht hier sein, will nicht aussteigen. Quietschend macht Todd seine Tür auf und streckt theatralisch die steifen Beine. Sam klettert hinter ihm hinaus, aber ich kann mich einfach nicht bewegen.
»Da frieren einem ja die Eier ab«, höre ich Sam murmeln. Jake schnappt sich seine Jacke vom Fahrersitz, bevor er ihn vorklappt und die Hand zu mir ausstreckt. Mit seinem nackten Unterarm und den windzerzausten Haaren sieht er auf einmal genauso jung aus, wie ich mich fühle, urplötzlich sind wir beide wieder siebzehn. »Komm schon, Schlaubi, ich helfe dir.«
Ich räuspere mich und rutsche von ihm weg zur Beifahrertür. »Ich hatte ganz vergessen, dass es Autos ohne Heizung gibt.« Tapfer steige ich aus und versuche wieder Gefühl in meine Füße zu stampfen.
»Oder Fenster, die man ganz hochkurbeln kann«, fügt Sam hinzu.
»Ihr Waschlappen«, wirft Jake mit einem liebevollen Grinsen ein. »Ich liebe das primitive Leben!«
Sam atmet tief ein, während Jake plötzlich wegläuft und sich mit einem Sixpack Bier unter dem Arm durch den knietiefen Schnee schiebt, um die Hütte aufzuschließen. »He, schnappt euch ein paar Holzscheite. Bringen wir das Feuer
zum Prasseln!«, ruft er von der Tür und macht die Verandalaterne an.
»Packen wir’s an!«, ruft Todd, und Sam folgt ihm zu den Resten des unter dem Dachvorsprung gestapelten Holzes.
Ich lehne mich an die warme Motorhaube und starre auf das kleine Haus, unter dessen jetzt schneebedecktem Dach ich einst Zuflucht suchte.
Sam schafft es tatsächlich, den gefrorenen Holzscheiten ein rauchendes Feuer abzuringen, bevor er sich zu Todd auf zwei niedrige Strandliegen setzt, eine staubige Wolldecke über sich ausbreitet und eine Flasche Jim Beam hervorzieht. Ich klappe quietschend meine eigene rostige Liege auf und lasse mich nieder, um von einer eisigen Brise begrüßt zu werden, die durch die groben Bodenplanken aufsteigt. Dann strecke ich die Hand nach der braunen Flasche aus, während Jake sich auf den Rand der Feuerstelle fallen lässt, neben sich die Schlittschuhe. »O Mann.« Er springt wieder auf und greift über mich. Als ich den Kopf drehe, sehe ich, dass er sich am schwer zu bedienenden Power-Knopf des halb unter Spinnweben verschwundenen Ghettoblasters zu schaffen macht. Endlich leuchtet das Licht auf, und er drückt PLAY am Kassettendeck. Zuerst ist ein Knistern zu hören, und dann …
» I’m hot, sticky sweet, from my head - «
»To my feet, yeah!«,
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