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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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letzte. Er war ein muskulöser Hawaiinsulaner mit Blütenkranz und Baströckchen, und sie ging als verschämtes Sterntalermädchen mit kurzem, weißem Kleidchen und sah so hilfsbedürftig aus, daß Dan sie sofort in den Arm nahm und sie ob ihres schweren Schicksals tröstete.
    Jetzt waren alle da, und der Lärm nahm entsprechend zu. Otmar holte den Punsch aus der Badewanne...
    «Rübezahl, Geist des Riesengebirges», rief der Clown Paul, als er getrunken hatte, «das ist ein Getränk für Sonnensöhne! Lasset uns anstoßen auf den Veranstalter dieser Veranstaltung, der Tag und Nacht Schinken gemalt hat, um unseren Durst zu stillen!»
    Sie tranken auf das Wohl des Malers Otmar.
    «Puh, ist das stark», sagte Rosel mit klappernden Lidern. Sie hielt mir ihren Becher hin, aber ich verzichtete. Paul nestelte ihr einen Sterntaler vom Kleid und pappte ihn sich auf die Stirn. Johnny stellte das Radio an, zog seine Schwimmflossen aus und griff nach Eva. Sie tanzten einen wilden Boogie in der Mitte des Zimmers, und die anderen klatschten im Takt. Eva wirbelte an Johnnys Arm herum. Dan sah mit verklärtem Gesicht zu und schien alles um sich vergessen zu haben.
    «Dein Waisenkind hat Musik in der Bluse», sagte Otmar zu ihm. «Ja. Die harte Jugend scheint ihr nicht geschadet zu haben.» Er stand auf, zog Rita zu sich empor und folgte Johnnys Beispiel. Ich fand das sehr vernünftig. Wäre dumm gewesen, wenn er sie vernachlässigt hätte.
    Alsbald wirbelte alles durcheinander. Ralf und ich hatten Mühe, den hurtigen Füßen auszuweichen. Wir sprangen auf zwei Hocker und sahen von dort aus zu. Eugen mit dem Bastrock hatte Miss 1928 beim Wickel, Otmar drückte die zierliche Gerda an seine nackte Brust, und Paul mit seiner großkarierten Kasperluniform flüsterte dem Sterntalerkind neue Märchen ins Ohr.
    Der Boogie war zu Ende, und sie sanken erschöpft auf die Stühle. Johnny zog Eva zur Bar und füllte ihr einen ein.
    «Nicht so viel!» rief sie.
    «Komm, arme Waise», sagte Johnny, «heute habe ich meinen sozialen Tag! Trink und vergiß, daß du keinen Vater hattest!»
    «Sauft nicht immer allein», schimpfte Dan. Er schob Rita neben Eva und lehnte sich gegen den Bartisch . «Los, verkauf uns einen, oder wir werfen dich ohne Sauerstoffgerät in die Isar, du Gummipirat!»
    Man stieß miteinander an. Der nächste Tanz begann. Dan holte sich Eva. Sie sprachen nicht, guckten sich nur in die Augen. Ab und zu warf Eva einen lächelnden Blick zu mir, und ich erwiderte ihn und wedelte zart.
    Während der Pause wurden die Würstchen aus dem Eimer verteilt. Ralf und ich kriegten wieder eine Wurst ab. Danach hatten wir Durst und gingen in die Küche, um Wasser zu trinken. Beruhigend viele Lebensmittel standen noch auf dem Tisch.
    Auf dem Rückweg inspizierten wir die Nebenräume. Otmar hatte sie als Ausweichlager vorgesehen und ebenfalls dekoriert. Eugen und Rosel waren schon ins Fremdenzimmer ausgewichen und küßten sich dort. Als wir die Köpfe durch den Türspalt steckten, ließ Eugen von ihr ab und zog einen Holzdolch aus seinem Baströckchen.
    «Spione!» rief er. «Sie sollen mir nicht lebend vom Platze! Kommt her, damit ich euch schlachten kann.»
    Wir kamen heran, und Rosel fütterte uns mit Kremhütchen. Dann küßten sie sich weiter.
    Drinnen ging der Punsch zur Neige. Der Erfolg war entsprechend. Die Pärchen stützten sich gegenseitig. Ich hatte das Gefühl, daß Rita doch heimlichen Kummer mit sich herumtrug. Zumindest hatte sie allerhand getan, um ihn zu betäuben.
    Hoffentlich bekam ihr das gut!
    Ralf und ich kämpften uns wieder zu unseren Hockern durch; Ralf quiekte, als Paul ihm aus Versehen auf seine verlängerte Wirbelsäule trat.
    Inzwischen war die Luft ziemlich dick geworden. Otmar verkündete eine Kaffeepause und riß die Fenster auf. Putzi und Gerda machten in der Küche Kaffee und balancierten die Tassen und eine riesige kalte Platte herein. Man stärkte sich mit Schinkenbröten . Ralf und ich bekamen den Schinken ohne Brot, weil unsere Mägen kleiner waren.
    Anschließend ging der Wirbel wieder weiter, und ich selbst verlor die Übersicht, obwohl ich gar nichts getrunken hatte. Ralf meinte, auch wir müßten etwas zur Erheiterung beitragen, er riß mir meine Schnapsflasche vom Halse und fraß sie zum Nachtisch. Ich stürzte mich auf ihn und zog an seinen Bommeln. Er verlor die Clips und zerstörte mir meine Bauchgirlande. Dafür spulte ich sein Strickjäckchen auf. Gerda rang die Hände, und Paul schlug mit einer

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