Liebe aus Versehen
genießen und sich überraschen lassen, was die Nacht bringen würde. Letztendlich waren auch die beiden vorhergegangenen Nächte jeweils eine Überraschung für sich gewesen. Was brachte es, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen.
Sie wollte gerade pfeifend um die Ecke biegen, als sie Jacobs Lachen hörte. Sie entdeckte ihn nicht weit entfernt bei den Rugbyspielern am Spielfeldrand.
Jeff boxte ihm mit der Faust auf den Oberarm. »Nun zier dich nicht, Jacob. Die Mädels da oben warten doch nur darauf, dich endlich wieder in Aktion zu sehen.« Mit einem Kopfnicken deutete er zur Tribüne.
»Ich habe vor einer Ewigkeit das letzte Mal auf einem Rugbyfeld gestanden«, erwiderte Jacob.
Er stand mit dem Rücken zu Catherine, sodass sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte, aber sie glaubte, seiner Stimme anzuhören, dass ihm Jeffs Bitte unangenehm war.
»Komm schon«, redete Jeff weiter auf ihn ein. »Britney wird zusehen«, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu. Die anderen Rugbyspieler johlten.
Jacob schien nicht darauf zu reagieren. »Oder ist es dir lieber, wenn Catherine zusieht?«, setzte Jeff nach.
Ruckartig riss Jacob den Kopf hoch and starrte Jeff an. Noch immer sagte er kein Wort.
»Ich meine«, fuhr Jeff fort, »du hast dich ja nicht sonderlich darüber beschwert, dass du das Zimmer mit ihr teilen musst.«
»Warum hätte ich sollen?«, fuhr Jacob ihn an. »Wir teilen uns ein Zimmer, weil sonst einer von uns auf der Parkbank vor dem Hotel schlafen müsste.«
»Na, ich dachte nur«, stichelte Jeff weiter und grinste, »vielleicht hat sich dein Geschmack inzwischen geändert, und du stehst mittlerweile auf fette Katzen.« Lachend legte er Jacob eine Hand auf die Schulter.
Dieser schüttelte sie vehement ab. »Keine Sorge«, erwiderte er mit fester Stimme, »mein Geschmack hat sich nicht geändert.«
Schnell presste sich Catherine gegen die Wand, damit Jacob sie nicht sehen konnte, als er mit angespanntem Kiefer davonrauschte. Verzweifelt rang sie nach Luft, versuchte, die Enge um ihre Brust zu überwinden und die plötzlich eintretende Leere zu ertragen. Wie hatte sie auch nur für eine Sekunde glauben können, es hätte sich etwas geändert? Wie hatte sie annehmen können, zehn Jahre und die vergangenen zwei Nächte hätten irgendetwas an ihrer Beziehung geändert? Mit ihr gesehen zu werden, war ihm nach wie vor peinlich. Die Vorstellung, jemand könnte glauben, sie hätten etwas miteinander, unerträglich. Nichts hatte sich geändert. Und der brennende Schmerz, den sie sogar körperlich spürte, machte ihr klar, dass sich wirklich nichts verändert hatte. Absolut nichts.
Sie liebte ihn noch immer.
Catherine verstaute die Sachen, die sie nicht mehr brauchen würde, ordentlich in ihrem Reisekoffer. Sie wollte morgen bei der ersten Gelegenheit aufbrechen, um nicht unnötig länger in Jacobs Nähe sein zu müssen.
Das Training hatte sie erstaunlicherweise hinter sich gebracht, ohne dass jemand etwas von ihrer inneren Zerrissenheit bemerkt hätte. Wenn es nötig gewesen war, hatte sie gelacht, wenn ein belangloser Kommentar angebracht gewesen war, hatte sie ihn von sich gegeben. Sie hatte funktioniert, mechanisch, aber einwandfrei.
Das Abendessen war der schwierigere Part gewesen. All das fröhliche Gelächter, die neue Vertrautheit zwischen den alten Schulkollegen, Jacob, der sie immer wieder aus zusammengekniffenen Augen musterte. Selbst Jane war bis zum Dessert aufgefallen, dass sie immer stiller und wortkarger wurde. Sie hatte Kopfschmerzen vorgeschoben, das Dinner aber tapfer bis zum Schluss durchgehalten. Als Jacob mit Jeff und ein paar anderen Richtung Bar verschwunden war, hatte sie die Gelegenheit genutzt, um sich zurückzuziehen.
Da stand sie nun, mit ihren Seidenstrümpfen, die sie nie mehr einfach so würde anziehen können. Sorgsam faltete sie die Strümpfe zusammen und legte sie zu den anderen Sachen in den Trolley. Ohne dass sie es bemerkt hatte, hatte sich eine Träne den Weg aus ihrem Auge gebahnt und hinterließ einen nassen Fleck auf einem der Seidenstrümpfe. Schnell wischte sie sich mit dem Handballen über das Gesicht. Tränen konnte sie wahrlich nicht gebrauchen.
»Ist alles okay bei dir?«
Catherine riss den Kopf hoch und starrte in Jacobs Gesicht. Sie hatte ihn nicht hereinkommen gehört. »Ja, klar«, erwiderte sie schnell und schüttelte den Kopf, um sich von der Verwirrung zu befreien. »Was machst du hier?«
»Zu Bett gehen?« Mit
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