Liebe braucht keinen Ort
Lebenskraft übertragen und sie gleichzeitig befreit.
Nicht deine Schuld, Liza.
Dann stellte Rani ihren schmalen Fuß auf das Geländer der Gondel, zog sich in einer fließenden Bewegung in den Stand hoch und machte einen Schritt in die Luft. Ihr Sari flatterte um sie herum und sie stürzte wie in eine goldene Flamme gehüllt zu Boden.
»Schieß!«, brüllte David. »Sie ist sich sicher, und ihre beste Freundin hat gerade ihr Leben geopfert, um es dir zu beweisen. Kapierst du das nicht? Rani wusste, dass Liza niemals das Startsignal geben würde, solange sie in der Gondel war. Deswegen ist sie gesprungen. Also schieß, ehe er uns erschießt und das Teufelszeug über ganz Cornwall ausschüttet.«
Der Polizist feuerte sein Gewehr ab, doch sein Schuss kam eine Sekunde zu spät. Der Anarchist schaffte es noch, eine Reihe von Schüssen abzugeben, ehe er zusammenbrach. Liza wurde nach hinten gerissen, als der Ballon schnell zu fallen begann. Sie konnte nicht sehen, was mit dem Ballonfahrer oder mit dem Polizisten geschehen war, aber sie und David blieben zusammen und hielten einander auf dem ganzen Weg zum Boden eng umschlungen.
Kapitel 17
Alpha und Omega
Mia fand sie. Liza konnte hören, wie sie David anschrie, er solle aufwachen. »Wach auf! Steh auf und mach, dass du hier wegkommst.«
Liza versuchte, sich zu bewegen, konnte es aber nicht. Sie war von etwas Festem, Weißem umgeben. Es quetschte ihren Brustkorb ein und drückte ihr die Luft aus den Lungen. Sogar ihr Gesicht war davon bedeckt, und sie musste den Hals verrenken, um überhaupt atmen zu können. Wenn Davids Hand nicht immer noch ihre Fingerspitzen umklammert hätte, hätte sie geglaubt, sie wäre tot.
Schließlich begriff sie, dass es die Airbags waren, die sie alle vier so verschlungen festklemmten, wie sie auf dem Boden aufgekommen waren. Endlich gelang es Mia, David aus der umgekippten Gondel zu zerren. Damit hatte Liza genügend Spielraum, um sich ebenfalls herauszuschlängeln.
»Die anderen beiden?«, fragte sie Mia.
»Die werden noch eine ganze Weile außer Gefecht sein«, antworteteMia zuversichtlich, als hätte sie etwas damit zu tun gehabt.
»Gut. David, Mia hat recht. Du musst hier weg.«
»Ich lass dich nicht allein, Liza.«
»Aber sie dürfen dich hier nicht finden. Es war ein Attentat der Anarchisten. Sie werden uns alle befragen wollen.«
»Sie hat recht«, meinte Mia und Liza warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Es ist unmöglich, dass das hier nicht auch in Omura bekannt wird. Man darf euch beide nicht zusammen finden.«
»Aber die anderen werden sich daran erinnern, dass wir zu viert in der Gondel waren. Was sagt ihr dann?«
»Dass du jemand warst, den ich gerade eben erst kennengelernt hatte. Dass ich nur weiß, dass du Reggie heißt und mir gesagt hast, dass du aus Bournemouth kommst oder aus Weymouth, ich kann mich nicht mehr erinnern. Mach schnell!«, rief Liza. »Du musst weg sein, ehe sie hier ankommen.«
»Na gut, aber ich fahre nicht ohne dich nach London zurück.« Er warf Mia einen flehenden Blick zu. »Kannst du noch eine Nacht bleiben, um uns Deckung zu verschaffen?«
Mia verdrehte die Augen, stimmte aber zu. Sie schrieb eine Nummer auf einen Zettel und drückte ihn Liza in die Hand. »Ruf mich an, wenn die mit dir fertig sind. Ich komm dich dann holen. Es ist sicherer, wenn ich das mache, als wenn David dich holt.«
Liza atmete erleichtert auf, als die beiden fort waren.
Das Schwierigste war der Anruf bei Ranis Eltern. Liza bestand darauf, sie selbst anzurufen. Sie wollte nicht, dass ein Fremder ihnen mitteilte, dass ihre Tochter tot war. Bis ihre nächsten Verwandten sie identifiziert hatten, blieb Ranis Leiche im Leichenraum des Krankenhauses, und Liza sagte den Kapoors, sie würdesie dort treffen. Sie konnte sonst nichts an der Lage ändern, aber sie konnte wenigstens dafür sorgen, dass Ranis Eltern erfuhren, wie mutig ihre Tochter gewesen war und dass es nur dank ihrer Courage einem Team von MI5 möglich gewesen war, die allererste nicht detonierte Bombe der Anarchisten zu bergen. Die Erkenntnisse, die man daraus gewinnen würde, konnten dazu beitragen, dass man die Mitglieder der Gruppe aufspürte und herausfand, wie sie arbeiteten.
Beinahe den ganzen Nachmittag lang wurde Liza jedoch zunächst von den Sicherheitseinheiten der Regierung befragt. Zu Beginn waren die Fragen sehr aggressiv. Da ihre beste Freundin zusammen mit einem Anarchisten in dem Ballon gewesen war, galten Liza und Rani erst einmal
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