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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Fitz
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den Bildschirm, scannten alles ab. Zu ihrer Verbitterung war immer noch nichts Brauchbares dabei. Sie ging zurück zum Auto, das Tageslicht war ja bekanntlich schlecht für ein Tablet, im Sonnenschein konnte man sowieso nichts mehr sehen, da die empfindlichen Geräte noch nicht ausgereift und für draußen komplett untauglich waren. Auch das Innere des Wagens, insbesondere die angenehmere Temperatur, verführte die junge Dame dazu, sich für die Zahlenkombination-Recherche zu entscheiden. 'Mein Partner wird schon ohne mich klar kommen ... müssen .'  Bei dem Gedanken ertappte Lisa sich dabei, dass sie keine Anzeichen von Schuldgefühlen verspürte.
    Lisa schreckte auf, als ihr Partner in den Fahrersitz fiel. Schweißgebadet, hechelnd, einem Hund ähnelnd, saß er einfach nur da.
    „Und?“ Sie schaute ihn besorgt an. Raphael rang nach Luft. 'Es liegt nicht an der Hitze, er muss etwas gefunden haben, das ihn an den Rand der Verzweiflung treibt' , dachte die besorgte Beamtin. Er nestelte an seinem Hemdkragen, so als riebe er sich die Fingerspitzen von unsichtbarem Schmutz sauber.
    „Komm mal bitte mit“, krächzte Raphael. In den wenigen Minuten seiner Abwesenheit schien er um Jahre gealtert zu sein. Er war kurz vor einem Zusammenbruch. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht, das wusste Lisa nun bestimmt. „Was ist passiert, Raphael?“ Mechanisch schaltete sie ihr Tablet aus, ihm in die braunen Augen schauend.
    Schluchzend, nach mehreren Versuchen erst, sprach er zu seiner Partnerin, schloss dabei seine feuchten Augen und versuchte es mit dem Reden: „Du musst mit, er hat meinem Sohn .... Oh Gott, es ist ...“ Er schluckte schwer. Sein Atem wurde von einem zittrigen Schnauben unterbrochen. „Er hat ein Foto mit meinem Sohn ... Lisa, du musst es anschauen, ich kann es nicht. Er hat es an meiner Wohnungstür befestigt.“ Morgenstern kämpfte gegen die sich anbahnende Heulattacke, die er nur mit Mühe zu unterdrücken vermochte.
    Lisa wollte erst losrennen, besann sich aber dann eines Besseren. „Komm, Raphael“, sagte sie möglichst gelassen, so als wäre die Sache nicht so schlimm. „Vielleicht hat er nur ein Programm angewandt, um dem, was du gesehen hast, ein grausiges Aussehen zu verpassen?“ Etwas Dämlicheres fiel ihr im Moment nicht ein. Lisa wartete die Situation einfach ab.
    'Eile tat der Vernunft noch nie einen Gefallen.' DAS waren ihres Kollegen Worte, mit denen er sie oft zu zügeln versuchte, was ihm aber nicht immer gelang.
    „Raphael? Kann ich mir das Bild genauer anschauen, kann ich es abmachen ... ja?“ Sie traute sich nicht so richtig, aber jemand musste es tun.
    Er nickte bloß. Sie standen beide aufgewühlt vor seiner Wohnungstür. Da der Kommissar, so wie auch seine Partnerin und viele seiner Kollegen, die Umgebung der Stadt bevorzugten, war das Leben hier für alle ruhiger und angenehmer. Weil sich hier jeder kannte, blieben die Eingangstüren der Häuser meist unverschlossen. Insofern hatte der Eindringling ein leichtes Spiel, dieses Foto an seiner Wohnungstür zu befestigen.
    Lisa blieb professionell, es half keinem, wenn sie jetzt auch noch den Kopf verlor.
    Auf einem recht unscharf ausgedruckten Foto sah Lisa einen Mann, der an einem Kreuz mit nach unten gesenktem Kopf, hing. 'Armer Kerl' , ging es ihr durch den Kopf, oder sprach sie es laut aus? Was sie besonders traurig stimmte, war sein Zustand. „Ihm fehlen beide Hände“, musste die geschockte Frau feststellen, erwischte sich auch dabei, dass sie es laut gesagt hatte.
    Ihr Partner fluchte leise, er war voller Zorn, konnte sich aber nach einem tiefen Atemzug wieder fangen.
    Sie kommentierte das Gesehene, es klang wie ein Flüstern, mehr brachte sie nicht aus sich heraus. Lisa konnte für kurze Zeit nichts mehr auf dem Foto erkennen. Ihre Hand zitterte wie bei einem Epileptiker. Die Augen wurden von einem Tränenschleier bedeckt. Sie sah sich hinter einem Wasserfall stehen. Ihr Kopf dröhnte, ihr wurde es plötzlich kalt, die Haut kribbelte, so als würde ein ganzes Ameisenvolk eine Wanderschaft über ihren Körper unternehmen. Mit der Unterseite ihrer freien Hand wischte sie sich die Tränen weg, atmete tief durch und versuchte sich wieder zu beruhigen, das gelang ihr aber nur mit Mühe und Not. Sie betrachtete nach einem tiefen Atemzug das groteske Foto so, als wäre es ein kleines Bild von Jesus. So, als wäre es eine Karte. Glück nahm allgemein zu der ganzen brutalen Realität einen gesunden Abstand, das versuchte sich

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