Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
auf die Palme bringen würde.
»Wehe, du nimmst dir irgendetwas, an dem noch das Preisschild hängt.« Avery sah Baby mit Wachhundblick über die Schulter. »Und geh bitte sorgfältig damit um«, sagte sie streng, als Baby achtlos ein weißes Kleid von 3.1 by Phillip Lim auf den Boden warf.
»Ihr zwei seid echt zum Totlachen«, kicherte Layla. »Manchmal wünsche ich mir, ich wäre kein Einzelkind.« Sie lächelte Baby an. »Fertig?«
»Willst du nicht doch mitkommen, Ave?«, fragte Baby.
»Nein danke.« Avery schenkte sich ein Glas Champagner ein. Pferde waren dreckig und stanken. Nicht gerade das, was für sie zu einem Kurztrip in tropische Gefilde gehörte.
»Selbst schuld.« Baby streckte ihr die Zunge raus und folgte Layla nach draußen.
Avery nahm einen Schluck Champagner und machte einen kleinen Rundgang durch den Bungalow. Anschließend packte sie ihre Taschen aus und strich jedes Kleidungsstück behutsam glatt, bevor sie es aufhängte. Im Gegensatz zu Baby war Ordnung ihr extrem wichtig. Bevor sie auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden konnte, die Insel zu erkunden, musste sie erst einmal ihre Kleider einräumen – Badesachen in die obere Schublade der Kommode, Unterwäsche und Tops in die untere und die restlichen Sachen feinsäuberlich auf die Bügel in dem großen begehbaren Kleiderschrank.
Als ihre Sandalen in Reih und Glied aufgestellt, die Badeanzüge und Bikinis nach Strand- beziehungsweise Pooltauglichkeit sortiert waren und der Champagner halb geleert war, kam bei Avery endlich echte Urlaubsstimmung auf. Sie zog sich ein fließendes magentafarbenes Kleid von Calypso über und lächelte zufrieden ihr Spiegelbild an. Es war die Art von Kleid, die auf dem Bügel total formlos, angezogen jedoch umwerfend aussah. Zumal sie sich heute Morgen noch ein komplettes Bräunungsprogramm im Bliss gegönnt hatte und ihre Haut bereits in einem sommerlichen Bronzeton schimmerte.
Mit ihrem Champagnerglas in der Hand trat sie auf die Terrasse. Es wehte eine sanfte Brise und in der Ferne konnte sie die mit getrockneten Palmblättern gedeckten Dächer der anderen Bungalows ausmachen. Die einzelnen Areale waren weit genug voneinander entfernt, um genügend Privatsphäre zu bieten, sodass man sich beinahe vorkam, als wäre man auf einer einsamen Südseeinsel gestrandet. Manhattan schien Lichtjahre entfernt zu sein.
»Hey!«
Avery fuhr herum und sah Rhys auf sie zuschlendern. Er trug ein weißes Hemd und Khakishorts und hatte sich seine Pilotensonnenbrille von Ray Ban in die Haare geschoben.
»Hi.« Avery biss sich verlegen auf ihre korallfarben geglosste Unterlippe und legte eine Hand auf das Terrassengeländer.
»Owen ist laufen gegangen und Riley reiten«, erklärte Rhys. »Ich wollte erst mal in Ruhe auspacken. Außerdem find ich es ganz schön, in den Ferien mal keinen Sport zu machen.« Er schnippte einen unsichtbaren Fussel von seiner Hose. »Und was treibst du so?«
»Ach, nichts Besonderes.« Avery zuckte innerlich zusammen. Schon wieder so eine uninspirierte Antwort. »Willst du auch eins?« Sie hob ihr leeres Champagnerglas hoch. Oops, wann war das denn passiert?
Irgendwann zwischen dem akribischen Aufstellen der Sandalen und dem Einräumen der nach Farben vorsortieren Unterwäsche?
»Danke, wir haben unseren Champagner auch schon aufgemacht.« Er lächelte und lehnte sich neben sie ans Geländer. »Ich bin deinem Bruder echt was schuldig. Wenn er mich nicht hierher eingeladen hätte, müsste ich jetzt nämlich einem armen Fuchs hinterherjagen.«
»Wirklich?« Avery kicherte. Sie wusste, dass Rhys’ Eltern Engländer waren, aber Fuchsjagd ? Andererseits, nachdem sie jetzt schon ein paarmal »Lady Sterling bittet zum Tee« gesehen hatte, konnte sie es sich eigentlich ganz gut vorstellen. Die Sendung war selbst ihr manchmal zu abgehoben und steif. Aber ihr Herz machte jedes Mal einen Sprung, wenn Lady Sterling Rhys’ Namen erwähnte.
»Ist eine ganz schön brutale Angelegenheit, jedenfalls für die Füchse«, fuhr Rhys fort. »Was ist mit deiner Familie? Habt ihr auch irgendeine seltsame Tradition?«
»Nein, eigentlich nicht«, log Avery. Sie würde ihm definitiv nicht erzählen, dass ihre Mutter sie auf ihren Dinnerpartys früher immer dazu genötigt hatte, Gedichte aufzusagen oder peinliche Ausdruckstänze aufzuführen.
»Deine Familie scheint wirklich cool zu sein«, sagte Rhys nickend. »Du hast echt Glück. Ich hab mir immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht.« Er
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