Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
Zukunft mit Owen vorzustellen. Vielleicht würden sie gar nicht studieren. Vielleicht würden sie mit dem Rucksack durch Indien reisen oder die Welt umsegeln. Die Möglichkeiten schienen so endlos wie das glitzernde Meer, das sich vor ihnen ausbreitete.
»Hast du Lust zu schwimmen?« Jack knotete den Sarong auf und biss sich, während sie auf seine Antwort wartete, auf ihre himbeerrote Unterlippe.
Owen betrachtete sehnsüchtig den sanften Schwung ihrer Lippen. Verdammt noch mal, komm wieder runter, Carlyle! Jack hatte einen Freund, das durfte er nicht vergessen. Und auch wenn die Heimlichkeiten mit Kelsey und das Verbotene daran wahnsinnig aufregend gewesen waren, wusste er noch genau, was er sich damit eingebrockt hatte. Sein Bedarf an Dramen war fürs Erste gedeckt. Was er jetzt brauchte, war etwas Unkompliziertes. Zum Beispiel ein Flirt mit Elsie. Sie hatte heute schon mehrmals versucht, ihn zu erreichen. Vielleicht sollte er sie zurückrufen.
»Kommst du?«, fragte Jack und lief so anmutig, wie nur eine Balletttänzerin es konnte, ins Wasser.
Owen stand auf und folgte ihr. Er würde Elsie zurückrufen.
Später.
a nimmt die dinge in die hand
Avery marschierte zielstrebig durch die Hotellobby und merkte es noch nicht einmal, als ein Papagei im Sturzflug an ihr vorbeiflog und sich beinahe in ihren Haaren verhedderte. Sie war immer noch völlig fassungslos darüber, dass ihre Mutter morgen heiraten würde. Morgen! Es gab so unendlich viel zu tun. Sie musste angemessene Kleider für sich und die anderen Mädchen finden, dafür sorgen, dass die Jungs Anzüge hatten, Musik auswählen, die nicht zu hippiemäßig war, jemanden auftreiben, der die Planung der anschließenden Party übernahm … ganz zu schweigen vom Essen, den Getränken und dem Geistlichen, der die Trauung vollziehen sollte. Ihr schwindelte beim Gedanken an all das, als sie nun vor der Rezeption stehen blieb.
»Ich muss eine Hochzeit organisieren und dringend mit jemandem sprechen, der mir dabei behilflich sein kann«, erklärte sie der hübschen Frau, die am Empfang stand.
»Herzlichen Glückwunsch!«, sagte sie lächelnd. Als sie Avery jetzt jedoch ein bisschen genauer ansah, nahm ihre Miene einen überraschten Ausdruck an. »Für Eventplanungen aller Art ist Yvette zuständig. Ich werde nachsehen, wann sie das nächste Mal Zeit hat …« Sie gab etwas in ihren Computer ein. »… morgen hätte sie noch einen Termin frei …«
»Die Hochzeit soll aber schon morgen stattfinden!«, rief Avery verzweifelt. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass ich schon heute mit ihr sprechen kann? Es wird auch nur eine ganz kleine Hochzeit«, flehte sie.
Die Frau musterte Avery einen Moment lang und schien zu spüren, dass ein Nein als Antwort für sie nicht in Frage kam. »Also wenn es ein Notfall ist …«, sagte sie zögernd. Sie warf ihrem Kollegen ein »Bin gleich wieder da« zu und lächelte Avery aufmunternd an. »Kommen Sie. Wir werden dafür sorgen, dass Sie eine Bilderbuchhochzeit bekommen.« Sie drückte beruhigend Averys Oberarm, woraufhin diese dankbar nickte. Warum hatte sie sich das überhaupt angetan? Dabei könnte sie jetzt mit Jack am Strand liegen – oder mit Rhys, ihrem Freund . Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie an ihn dachte.
Sie wurde in ein verglastes Büro geführt, das sie an die Großraumbüros bei der Metropolitan erinnerte, die Zeitschrift, bei der sie ein Praktikum gemacht hatte. An einem großen dunklen Schreibtisch saß eine gestresst aussehende Frau und telefonierte. Sie hatte honigblond gefärbte Haare, trug eine Brille mit rotem Fünfzigerjahre-Gestell und hatte trotz der Hitze ein schwarzes Kostüm von St. John’s an.
»Es interessiert mich nicht , ob Rihanna auf Privatpartys auftritt oder nicht. Meine Auftraggeber wollen sie, und damit basta. Das ist der verdammt noch mal wichtigste Tag in ihrem Leben, Geld spielt also keine Rolle. Richten Sie ihr bitte aus, dass sie pünktlich sein soll!« Sie knallte den Hörer auf und sah Avery anschließend neugierig an.
»Sie muss kurzfristig eine Hochzeit organisieren«, erklärte die Empfangsdame und überließ Avery ihrem Schicksal. Yvette schien ihr eine Heidenangst einzujagen.
»Für morgen, um genau zu sein«, stellte Avery klar und blickte sich in dem ganz in Schwarz und Grau gehaltenen Raum um. Die pinkfarbene Orchideenblüte, die in einer hauchdünnen Vase vor Yvette auf dem Schreibtisch stand, war der einzige Farbtupfer. Wie die Kommandozentrale für
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