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Liebe deinen nächsten

Liebe deinen nächsten

Titel: Liebe deinen nächsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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denn für eine Karte gehabt?« bellte der Schmächtige und warf rasch Steiners Blatt um. »Vier Damen! Und da passen Sie, Mann Gottes? Da war doch alles Geld der Welt drin! Was haben Sie denn gehabt?« fragte er den Schwarzen.
      »Drei Könige«, sagte der mit schiefem Gesicht.
      »Na, sehen Sie! Sehen Sie! Da hätten Sie doch gewonnen, Herr Nachbar! Wie hoch wären Sie gegangen mit den drei Königen?«
      »Mit drei Königen reize ich bis zum Mond hoch«, erwiderte der Schwarze ziemlich finster.
      »Ich habe mich versehen«, sagte Steiner. »Dachte, ich hätte nur drei Damen. Habe die eine für einen Buben gehalten.«
      »So was!«
      Der Schwarze gab. Steiner bekam drei Könige und kaufe den vierten hinzu. Er reizte fünfzehn Schilling, dann paßte er. Der Säugling zog schlürfend die Luf ein. Steiner hatte ungefähr
    neunzig Schilling gewonnen, und es gab nur noch zwei Spiele.
    »Was haben Sie denn gehabt, Herr Nachbar?«
      Der Schmächtige versuchte rasch, die Karten umzuwerfen. Steiner schlug ihm die Hand weg. »Ist das hier Mode?« fragte er.
      »Na, entschuldigen Sie nur. Man ist doch neugierig.«
      Beim nächsten Spiel verlor Steiner acht Schilling. Weiter ging er nicht. Dann nahm er die Karten und mischte. Er hatte genau achtgegeben und mischte die Könige unter das Spiel, so daß er von unten her sie dem Dicken austeilen konnte. Es klappte. Der Schwarze ging zum Schein beim Reizen mit, der Dicke verlangte eine Karte. Steiner gab ihm den letzten König. Der Dicke schlürfe und wechselte mit den anderen einen Blick. Diesen Moment benutzte Steiner für den Trick mit den Assen. Er warf drei seiner Karten weg und gab sich die beiden letzten Asse, die jetzt oben lagen.
      Der Dicke fing an zu bieten. Steiner legte seine Karten hin und ging zögernd mit. Der Schwarze verdoppelte. Bei hundertzehn Schilling schied er aus. Der Dicke trieb das Spiel auf hundertfünfzig. Steiner hielt es. Er war nicht ganz sicher. Daß der Dicke vier Könige hatte, wußte er. Nur die letzte Karte kannte er nicht. Wenn es der Joker war, war Steiner verloren.
      Der Schmächtige zappelte auf seinem Sitz. »Darf man mal sehen?« Er wollte nach Steiners Karten greifen.
      »Nein.« Steiner legte die Hand auf seine Karten. Er war erstaunt über diese naive Frechheit. Der Schmächtige hätte sofort dem Dicken Steiners Blatt mit dem Fuß telegrafiert.
      Der Dicke wurde unsicher. Steiner war so vorsichtig bisher gewesen, daß er ein schweres Blatt haben mußte. Steiner merkte es und erhöhte schärfer. Bei hundertachtzig hörte der Dicke auf. Er legte vier Könige auf den Tisch. Steiner atmete auf und drehte seine vier Asse um.
      Der Schmächtige stieß einen Pfiff aus. Dann wurde es sehr still, während Steiner das Geld einsteckte.
      »Wir spielen noch eine Runde«, sagte plötzlich der Schwarze hart.
      »Tut mir leid«, sagte Steiner.
      »Wir spielen noch eine Runde«, wiederholte der Schwarze und schob das Kinn vor.
      Steiner stand auf. »Das nächstemal.«
      Er ging zur Teke und zahlte. Dann schob er dem Wirt eine zusammengefaltete Hundertschillingnote hin. »Geben Sie das bitte Fred.«
      Der Wirt hob überrascht die Brauen. »Fred?«
      »Ja.«
      »Gut.« Der Wirt grinste, »’reingefallen, die Brüder! Wollten einen Schellfisch fangen und sind an einen Hai gekommen.«
      Die drei standen an der Tür. »Wir spielen noch eine Runde«, sagte der Schwarze und versperrte den Ausgang. – Steiner sah ihn an.
      »So geht das nicht, Herr Nachbar«, meckerte der Schmächtige. »Ausgeschlossen, Sir!«
      »Wir brauchen uns wohl nichts vorzumachen«, sagte Steiner. »Krieg ist Krieg. Man muß auch mal verlieren können.«
      »Wir nicht«, erwiderte der Schwarze. »Wir spielen noch eine Runde.«
      »Oder Sie geben ’raus, was Sie gewonnen haben«, fügte der Dicke hinzu.
      Steiner schüttelte den Kopf. »Es war ein ehrliches Spiel«, sagte er mit einem ironischen Lächeln. »Sie wußten, was Sie wollten, und ich wußte, was ich wollte. Guten Abend.«
      Er versuchte, zwischen dem Schwarzen und dem Schmächtigen hindurchzukommen. Dabei fühlte er die Muskelstränge des Schwarzen.
      In diesem Augenblick kam der Wirt. »Keinen Radau in meinem Lokal, meine Herren!«
      »Ich will auch keinen«, sagte Steiner. »Ich will gehen.«
      »Wir gehen mit«, sagte der Schwarze.
      Der Schmächtige und der Schwarze gingen voran, dann kam Steiner und hinter ihm der Dicke.

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