Liebe im Spiel
im Schatten deiner Vorgängerin zu leben. Besonders wo es so eine phantastisch glückliche Ehe war.«
»Edward spricht nicht viel über sie.«
»Das Problem mit dieser Ehe ist«, sagte Prudence, »dass sie Edward für alle Zeit verdorben hat.«
»Wie bitte?« Das hatte Rufa nicht erwartet.
»Ich glaube, Alice hat das Beste von ihm mit sich genommen. Er hat die Fähigkeit verloren, sich zu verlieben. Etwas wurde fortgebrannt. Findest du ihn nicht manchmal ein wenig unzugänglich?«
Sie schien eine Antwort zu erwarten. Rufa neigte den Kopf, um sich mit dem Geschirr auf dem Tablett zu beschäftigen.
Prudence nahm ihr Schweigen als Bestätigung. »Er hat dir vermutlich von dieser Sache mit mir erzählt? Ja, natürlich – er ist solch ein Verfechter der Wahrheit. Und ich habe immer festgestellt, dass man absolut auf seinen Gefühlen herumtrampeln muss, um irgendeine Reaktion zu bekommen. Es hat nicht funktioniert, weil ich mehr Wärme brauche. Mehr Leidenschaft, wenn man so will. Bei Alice war er vermutlich leidenschaftlich. Obwohl sie sich mir nie anvertraut hat – sie war wie er, der verschlossene Typ.« Sie schlug lächelnd ihre langen Beine übereinander. »Bei Tristan waren beide weit weniger verschlossen. Er liebte es, hierher zu kommen, als er klein war, und er verehrt Edward immer noch. Als ich außer Landes war, schickte ich Edward gewöhnlich zu seinen Schulsportfeiern – er kann wunderbar mit Lehrern und so weiter umgehen. Ich konnte das nie.«
Sie hielt inne, um die Botschaft wirken zu lassen: Edward war für ihren Sohn ein Vater, das Zentrum ihrer Familie. Rufa hörte es. Sie dachte, was für eine Kuh Prudence war, dass sie jemand anderen ihr Kind im Internat besuchen ließ.
»Es ist so witzig, Tristans plötzliche Leidenschaft fürs Land zu sehen. Ich habe ihn am Ende der Welt in die Schule geschickt, und er hat nie aufgehört, sich darüber zu beklagen. Und jetzt bittet er darum, hier bleiben zu dürfen, bis das nächste Semester anfängt. Glaubst du, Edward hätte etwas dagegen?«
»Nein, natürlich nicht. Er wird sich wirklich freuen.« Rufa konnte dies mit Zuversicht sagen. Edward mochte Tristan sehr, der jetzt zwanzig war und in Oxford zur Uni ging. »Aber wirst du ihn nicht vermissen?«
»Nicht wenn er wieder schmollt.«
»Ich habe ihn noch nie schmollen sehen.«
Prudence sagte: »Du hast vieles noch nicht gesehen.« Sie trank ihren Kaffee und hielt erneut inne, damit Rufa mögliche Bedeutungen hineininterpretieren konnte. »Er spart sich alle schlechte Laune für mich auf. Du wirst wissen, wovon ich rede, wenn du selbst ein Kind hast.«
Rufa war bedrückt. Konnte Prudence möglicherweise wissen, das sie und Edward erst einmal miteinander geschlafen hatten?
»Ich nehme an, ihr werdet sehr bald damit beginnen«, sagte Prudence. »Das ist offensichtlich der Grund, warum Edward so bald heiraten wollte. Um deinetwillen hoffe ich, dass du der mütterliche Typ bist.«
Rufa fragte: »Warum hast du nur ein Kind bekommen?« Sie hatte die Frage arglos gestellt, erkannte aber sofort, dass sie eine wunde Stelle getroffen hatte, indem sie Prudence an den Altersunterschied zu ihr erinnerte.
Prudence lachte fröhlich. »Tristan reichte vollkommen aus, danke. Wenn du zwei oder drei Tage Zeit hast, erzähle ich dir alles über meine grässliche Beziehung zu seinem Vater.« Sie nahm einen Keks, betrachtete ihn und legte ihn zurück. »Die erste Scheidung ist die schlimmste. Ohne Edward hätte ich sie nie überlebt.«
Ihre Augen waren blau und mandelförmig, in sehr straffe Haut eingebettet. Vielleicht, dachte Rufa, ließ diese Straffheit sie so hart wirken. Sie hoffte inständig, dass Prudence sich ihr nicht anvertrauen möge.
Aber es war nicht zu verhindern. Prudence hisste die weiße Flagge des Geständnisses und legte los. »Er war für mich immer ein Fels, ein absoluter Fels. Mein ganzes grässliches Leben und all meine törichten Ehen lang. Ich gebe freimütig zu, dass ich es für selbstverständlich hielt. Ich nahm an, er würde immer für uns da sein. Ich hätte ihn mir schnappen sollen, als ich noch die Chance dazu hatte.«
Rufa errötete. Panik rumorte in ihrem Magen. »Wann hat er dich gefragt?«
»Er hat mich nicht gefragt«, sagte Prudence. »Ich hätte ihn fragen sollen. Aber siehst du, Rufa, ich hielt es nicht für nötig.« Sie lächelte weiterhin, aber Rufa spürte ihren wütenden Zorn nur zu deutlich. »Hat er etwas darüber gesagt, was in Paris passiert ist?«
»Ja, er sagte,
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