Liebe im Spiel
schien.
»Dies ist Max«, sagte Rufa schicksalsergeben. Es gab Gott weiß genügend reizlose Männer auf der Welt – warum hätte Wendy nicht einen von ihnen als Mieter nehmen können? Nancy gelang es, auch im Morgenrock umwerfend auszusehen.
»Hi.« Sie lächelte in seine kühnen dunklen Augen. »Ich bin Nancy, Rus Schwester.«
»Ja, die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Ich bin Max – der direkte Mieter, den der Anblick wunderschöner, knapp bekleideter Damen zutiefst berührt. Ich habe nicht mehr viel Hoffnung für meinen Blutdruck, wenn ihr beide in der Nähe seid.«
Roshan betrat die bevölkerte Küche gerade rechtzeitig, um diese Bemerkung noch zu hören. »Morgen, Max. Wie ich sehe, hast du bereits angefangen.«
»Womit angefangen?«, fragte Max, der noch immer Nancy ansah.
»Ich sollte ein Chorstück aus ›Die Warnung der Zigeunerin‹ singen«, sagte Roshan. »Ignoriert ihn, Mädels. Er hat einen Doktor in abgedroschenen Phrasen.«
Max lachte. »Ich war mit diesem netten, kleinen braunen Mann in Cambridge. Er liebt mich wirklich – es ist süß, und eher traurig. Wie sind wie A. E. Housman und Moses Jackson.«
Nancy fragte: »Wer?«
»A. E. Housman war ein Dichter«, sagte Rufa, die Nancy zwang, sie anzusehen, damit sie sie warnen konnte, nicht zu flirten.
Max riss den Blick von Nancy los und wandte sich an Rufa. »Du bist also die Gescheite?«
»Nicht notwendigerweise«, sagte Nancy. »Die Leute denken meist, sie wäre gescheiter, weil sie einen kleineren Busen hat.«
Rufa, die aufgrund der unerwünschten Attraktivität von Wendys Mieter noch immer gereizt war, musste unwillkürlich lachen. »Nur für den Fall, dass ihr es noch nicht bemerkt habt.«
Nancy, die sich erinnerte, warum sie heruntergekommen war, schob Rufa das Hochglanzmagazin zu. »Das musst du dir ansehen, Ru – es ist zu lustig.«
Das Magazin war auf einer Seite mit Gesellschaftsfotos aufgeschlagen, die bei einem Wohltätigkeitsball für die Leukämieforschung aufgenommen worden waren. Rufa betrachtete sie ausdruckslos, bis Nancy auf ein Bild oben auf der Seite deutete. Es zeigte zwei Menschen in Abendkleidung, die zu beiden Seiten der Duchess von Gloucester standen. Eine war eine schlanke, blonde, elegante Frau in dunkelblauem Samt, und der andere …
»O mein Gott«, keuchte Rufa. »Das ist Edward!«
Er stand kerzengerade und starr da, sein kurz geschorenes Haar und der gestutzte Bart unvereinbar mit dem Smoking, den sie noch nie an ihm gesehen hatten.
»Das geheime Leben des Major Edward Reculver«, sagte Nancy. »Bei Tageslicht trägt er Gummistiefel und säubert die Schrauben an seinem Traktor. Bei Nacht betreibt er den Schulterschluss mit dem Adel.«
»Ziemlich hinreißend, wenn ihr mich fragt«, sagte Roshan. »Ich liebe die Designer-Stoppeln.«
Nancy und Rufa lachten bei der Vorstellung, dass Edwards Stoppeln etwas mit Design zu tun haben könnten.
»Tut mir Leid«, sagte Nancy. »Aber er ist so was von stock-hetero.«
»Er sieht wirklich gut aus«, sagte Rufa. »Meint ihr nicht?«
Nancy warf einen weiteren verstohlenen Blick auf Max. »Oh, jeder sieht in einem Smoking mehr oder weniger stilvoll aus.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass Edward etwas hiervon erzählt hätte«, bemerkte Rufa, während sie die Seite immer noch neugierig betrachtete. »Hier heißt es, er wäre der Schirmherr des Fox Trust – was auch immer das ist. Oh, wartet – es hat was mit Leukämie zu tun, und daran ist Alice gestorben, die Ärmste. Das ist also eine Familienangelegenheit, und du weißt, wie zugeknöpft Edward bezüglich seiner Familie ist. Dann muss die andere Frau wohl Alices Halbschwester Prudence sein.« Sie schob Nancy das Magazin wieder zu. »Die, die er nicht mag.«
»Sie heiratet ständig«, erklärte Nancy Max und Roshan. »Sie sollte unser Rollenvorbild sein. Wir stehen gerade selbst am Anfang unserer Ehekarriere.«
Kapitel Sechs
Das erste Treffen ihres Komitees fand am nächsten Abend statt. Max wollte unbedingt dabei sein. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er das Hochzeitsspiel als unheimlich spaßig oder als eine gewaltige Beleidigung seiner sozialistischen Prinzipien empfand, aber er war zu sehr von den Hasty-Mädchen fasziniert, um wegzubleiben. Er brachte zwei Flaschen Champagner mit und setzte sich so, dass er glühende Blicke mit Nancy tauschen konnte. Roshan versorgte sie mit einem Thai-Imbiss und einem dicken Stapel Hochglanzmagazine: Harpers, Tatler, Vogue, Hello!, OK! Sie saßen in Wendys
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