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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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vorbei. Sie achtete darauf, ihm nicht etwa einen Seitenblick zuzuwerfen, sondern marschierte einfach weiter und setzte sich wie immer auf die oberste Stufe. Sie ließ sich Zeit, als sie den Hund von der Leine nahm, und sprach dabei mit ihm.
    Obwohl sie dem Mann den Rücken zukehrte, spürte sie seinen Blick.
    »So, das hätten wir, braves Mädchen. Hör auf zu zappeln, sonst kriege ich die Leine nicht ab, du Dummerchen. Und jetzt lauf.«
    Im nächsten Moment war der Hund verschwunden. Er rannte in einem weiten Bogen und schwanzwedelnd vor Glückseligkeit die Rampe hinunter zum Strand.
    Addie verharrte noch eine Weile auf der Stufe. Sie zog die Knie an die Brust und genoss den Anblick des glücklichen kleinen Hundes und des Strandes und den schönen Morgen. Hie und da wies der Sand weiße Rauhreifflecken auf, was den Hund zu verwirren schien, denn er lief hin und her und schnupperte argwöhnisch daran. Dann sah er Addie hilfesuchend und verdattert an. Das war so komisch, dass man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
    Von der Bank wehte ein Geräusch herüber, das wie ein Lachen klang.
    Addie wandte sich um. Diese kleine Drehung war erlaubt. Also bewegte sie den Oberkörper und spähte über die Schulter. Kichernd beobachtete er den Hund. Sein Gesicht hatte den für Menschen in diesen Situationen typischen Ausdruck. Man hätte meinen können, dass es sein Hund wäre.
    Um ihm keine Gelegenheit zu geben, sie anzusprechen, fuhr sie herum und betrachtete wieder das Meer. Dann sprang sie auf und lief zum Strand hinunter, wo sie das Ballwurfgerät hob und dem Tennisball einen kräftigen Schubs versetzte, so dass er hoch in den Himmel hineinschoss. Lola sauste sofort hinterher. Ihr Schwanz rotierte wie der Propeller eines Helikopters.
    »Mann, war das ein Wurf«, rief er freundlich.
    Addie tat, als hätte sie ihn nicht gehört, nahm den iPod aus der Tasche und blieb am Fuße der Treppe stehen, um die Kabel zu entwirren. Dann stöpselte sie die Kopfhörer ein, wickelte sich den Schal zweimal um den Hals und schob die Enden vorne in ihren Mantel, um die Kälte auszusperren. Anschließend wählte sie ein Lied aus, stellte die höchstmögliche Lautstärke ein, wandte sich zum Meer um, schloss die Augen und steuerte auf den Horizont zu.
     
    Das Mädchen und der kleine Hund am Strand gaben ein hübsches Bild ab. Sie einfach nur zu beobachten machte ihn glücklich.
    Es war ein atemberaubend schöner Tag. Der Himmel war klar, so weit das Auge reichte, das Wasser schimmerte blau. Die gefrorenen Stellen am Strand erinnerten an die Scherben eines Spiegels. Bruno spürte die warme Sonne auf dem Gesicht. Seine Jacke war ihm beinahe zu warm, doch er wollte sie nicht ausziehen. Um diese Jahreszeit war es ein Geschenk, wenn man schwitzte.
    Das Mädchen war inzwischen so weit draußen, dass sie wie ein Strichmännchen wirkte. Ein schwarzer Mantel mit schwarzen Stöckchen als Arme und Beine.
    Bruno sah zu, wie sie den Arm über den Kopf nach hinten schwang und das Ballwurfgerät betätigte, so dass der Tennisball in einem makellosen Bogen viel weiter flog, als man es für möglich gehalten hätte. Jedes Mal stürmte der Hund platschend ins seichte Wasser, um ihn zu holen. Sie musste den Ball etwa hundertmal geworfen haben. Bruno hatte nicht mitgezählt.
    Hinter ihr war der Himmel von grell rosafarbenen Streifen durchzogen. Das Mädchen war wie ein Schattenriss vor einem strahlenden Hintergrund.
    Inzwischen stand sie, reglos wie eine Statue, am Wasser. Sie verharrte dort eine lange Zeit, und Bruno konnte sich die Frage nach dem Warum nicht verkneifen.
    Er ertappte sich bei dem Wunsch, sie möge sich umdrehen.
     
    Es war kalt am Strand. Ein beißender Wind fegte darüber hinweg. Addies Wangen brannten, und ihre Nase war taub. Doch ihr Körper war warm, wenn auch das Innere ihres Schals vom Hineinatmen ein wenig feucht geworden war.
    Sie hörte Tom Waits.
    And those were the days of roses,
    Poetry and prose. And Martha
    All I had was you and all you had was me.
    Eigentlich wäre sie jetzt gerne nach Hause gegangen, aber das war unmöglich, weil sie warten musste, bis der Mann verschwunden war. Schließlich konnte er nicht den ganzen Tag dort sitzen. Immer wieder wandte sie sich um und warf einen Blick auf die Promenade, in der Erwartung, die Bank leer vorzufinden. Aber er war immer noch da, als ob er auf sie wartete.
    Mist, dachte sie. Wenn ich noch länger hier herumstehe, erfriere ich.
     
    Er saß da und sah zu, wie sie

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