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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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zurückkam.
    Sie hüpfte hin und her. Er vermutete – irrtümlicherweise, wie sich herausstellte –, dass sie den Pfützen ausweichen wollte.
    Anfangs dachte er, dass sie Selbstgespräche führte. Sie hatte den Kopf gesenkt und redete im Gehen. Ob sie mit dem Hund sprach? Doch der war gar nicht in der Nähe, sondern umkreiste sie in weiten Bogen. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sie redete nicht, sie sang.
    Der Wind trug Musikfetzen zu ihm hinüber, als drehe man auf der Suche nach dem richtigen Sender am Radio herum. Als er endlich klaren Empfang hatte, erkannte er das Lied nicht, so falsch sang sie.
    Man musste die Melodie ausblenden und sich stattdessen auf den Text konzentrieren. Schließlich hatte er das Lied identifiziert und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Unwillkürlich sang er mit.
    And a little rain never hurt no one.
    Bei jedem Schritt konnte er sie deutlicher erkennen. Sie trug einen dicken schwarzen Mantel und einen riesigen bunten Schal, den sie mehrmals um die Schultern geschlungen hatte. Inzwischen hatte sie auch eine Mütze auf. Er war sicher, dass die dunkelblaue Baskenmütze vorher nicht da gewesen war. Hinter den Ohren lugten honigblonde Haarsträhnen hervor.
    Sie hatte ein fröhliches Gesicht, so wie ein kleines Kind es malen würde. Kreisrund mit ebenfalls runden großen Augen und leuchtend rosigen Wangen.
    Bruno mochte sie auf Anhieb. Später würde es ihm erscheinen wie Liebe auf den ersten Blick.
     
    Sie spürte, dass er sie beobachtete. Er machte nicht den geringsten Hehl daraus.
    Sie senkte den Kopf, um ihn nicht ansehen zu müssen, und betrachtete beim Gehen ihre Turnschuhe.
    Dabei versuchte sie, sich auf die Musik zu konzentrieren. Sie durfte nicht vergessen, nicht mitzusingen. Selbst so weit draußen war es nicht sicher. Manchmal trug der Wind Geräusche direkt ans Ufer.
    Sie hüpfte im Sand hin und her und wählte jeden Sprung mit Bedacht, um genau auf der Schale einer Scheidenmuschel zu landen. Sie liebte das satte Knirschen unter ihren Füßen.
    Etwa hundert Meter vor der Promenade blickte sie rasch auf, um festzustellen, wo er war. Dann plante sie ihre Route. Sie würde bis zum anderen Ende des Strandes marschieren, die Treppe am Martello Tower nehmen, die Straße an der Ampel überqueren und dann auf dem Gehweg zurückkehren. Auf diese Weise musste sie nicht an ihm vorbei; sie konnte einen Bogen um ihn machen und sich unbemerkt ins Haus schleichen.
    Das war zwar nicht sehr nett, aber unvermeidlich.
    Sie nahm die Hundeleine, die um ihren Hals hing, und wandte sich suchend nach Lola um. Sie war spurlos verschwunden. Addie drehte sich um die eigene Achse, um festzustellen, ob sie hinter ihr war. Fehlanzeige. Erst als sie wieder zum Ufer sah, entdeckte sie sie.
    Natürlich stand sie schwanzwedelnd ausgerechnet am Fuße der Treppe und wartete auf Addie. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Den Kopf gesenkt und die Hände tief in den Taschen, setzte Addie sich in Bewegung. Sie spürte zwar, dass er sie beobachtete, war aber fest entschlossen, ihn nicht anzusehen. Sie würde den Hund anleinen und schnurstracks an ihm vorbeimarschieren. Obwohl es schon ziemlich spät dafür war, wollte sie auf keinen Fall mit ihm sprechen.
    Als sie sich der Treppe näherte, fing Lola an, im Kreis herumzuwirbeln. Im nächsten Moment kauerte sie sich auf die Hinterbeine und machte ein riesiges Häufchen in den Sand. Spitze, dachte Addie, das hat mir gerade noch gefehlt. Sie überlegte, ob sie den Kot einfach liegenlassen sollte. Doch das war unmöglich, solange er dasaß und ihr dabei zuschaute.
    Also wühlte sie in ihrer Tasche nach einem Tütchen und stieß stattdessen auf ihre Schlüssel. Sie holte sie heraus, nahm sie in die andere Hand und tastete weiter, bis sie die Rolle mit den Tütchen fand. Sie klemmte sich das lose Ende der Rolle zwischen die Zähne und zog, bis ihr ein Tütchen aus dem Mund baumelte. Dabei sah sie ihn aus dem Augenwinkel an.
    Dann ging sie zu der Stelle, wo Lola ihr Geschäft gemacht hatte, und bückte sich so anmutig wie möglich. Sie benutzte das Tütchen wie einen Handschuh, um Hautkontakt zu vermeiden, hob Lolas Hinterlassenschaft auf, drehte das Tütchen um, knotete es zu und hielt es mit zwei Fingern so weit wie möglich von sich weg.
    Die Schlüssel in der einen, das Tütchen in der anderen Hand, ging sie langsam und so würdevoll, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war, die Treppe hinauf.
    Oben angekommen,

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