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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Akkorde des Stücks wehten durch den Raum, und er wurde von Hoffnung ergriffen.
    In ein paar Wochen war er die Gipsverbände los. Dann würde er wieder in der Lage sein, seine Interessen zu vertreten, und es gab überhaupt keinen Grund, warum er den Prozess nicht gewinnen sollte. Er würde freigesprochen werden und kurz vor Schluss beruflich noch einmal so richtig durchstarten. Vielleicht würde er ja wieder an der Universität lehren. Im Grunde lief es doch immer wieder auf Erfahrung hinaus, nur Erfahrung zählte.
    Die Scala lief ihm ja nicht davon. Nichts konnte ihn daran hindern, nach Mailand zu fahren. Er würde Addie mitnehmen, sie auf ein verlängertes Wochenende einladen. Er fühlte sich stark, er konnte Bäume ausreißen. Es steckte noch Leben in ihm, das spürte er inzwischen.
    Es steckte noch Leben in ihm …

[home]
    Kapitel 11
    D ella öffnete die Tür im Abendkleid. Es war ein bodenlanges Gewand aus schwarzem Satin mit kurzen, gewellten Ärmeln und einem tiefen Ausschnitt. Sie war barfuß und ungeschminkt.
    Addie stand bei diesem Anblick die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
    »Willst du weg?«
    »Herrje, nein«, erwiderte Della, drehte sich um und durchquerte die Vorhalle. »Ich räume nur den Wandschrank auf.« Als sie die Treppe hinaufging, zog sie die Schleppe ihres Kleides hinter sich her.
    Addie folgte ihr. Lola war zu höflich dazu und blieb schwanzwedelnd in der Vorhalle zurück. Dann ließ sie sich auf die Kacheln fallen, stützte das Kinn auf die Vorderpfoten und behielt die Treppe im Auge.
    Auf dem Treppenabsatz lagen Aufbewahrungskartons und Stofftaschen herum.
    »Setz dich hin und unterhalte dich mit mir, während ich weitermache«, sagte Della. »Da ich nun einmal angefangen habe, kann ich nicht einfach aufhören.«
    Addie suchte sich eine freie Stelle an der Wand und ließ sich auf dem Boden nieder. Sie zog ihre Knie an und lehnte sich gegen die glühend heiße Heizung.
    Della kletterte im Schrank herum, um ein oberes Regalbrett zu erreichen. Dabei hielt sie den Saum ihres Kleides hoch.
    »Ich suche die Skisachen«, rief sie. »Keine Ahnung, wo ich sie hingetan habe. Bestimmt sind sie irgendwo hier oben.«
    Ein Kinderpantoffel kam geflogen und landete neben Addie auf dem Boden.
    »Was man nicht alles findet!«
    Aus einem Zimmer im oberen Stockwerk kam ein schreckliches Getöse. Es klang nach einer Horde kleiner Mädchen, die ein entsetzliches Durcheinander veranstalteten. Gekreische, Gepolter und Gerangel. Hin und wieder auch Geheule.
    »Wie viele hast du denn da oben?«
    »Ach, das weiß nur der Himmel«, erklang eine gedämpfte Stimme im Schrank. »Und?«, fügte sie hinzu. »Hat er angerufen?«
    »Nein«, antwortete Addie leise.
    »Nun, das heißt nicht, dass er es nicht noch tun wird«, entgegnete Della, drehte sich um und schaute zu Addie heraus. Sie hielt sich am obersten Regal fest, während ihre Füße absturzgefährdet auf dem untersten balancierten. Sie bog den Kopf zur Seite, um dem Lampenschirm auszuweichen.
    »Er wird nicht anrufen«, sagte Addie bedrückt. »Das habe ich so im Gefühl.«
    Della schwieg. Sie tastete, in der Luft baumelnd, das oberste Regal ab.
    »Am besten finde ich mich mit den Tatsachen ab«, meinte Addie, diesmal ein wenig lauter. »Er wird nicht anrufen.«
    Inzwischen hielt Della sich mit einer Hand am Regal fest und zerrte mit der anderen an einer großen Plastiktasche.
    »So, Ad, hilf mir mal, die da runterzuholen. Moment, sie fällt, pass auf!«
    Addie zog die Knie noch enger an und presste den Rücken an den Heizkörper, als die Tasche polternd zu Boden stürzte. Della sprang hinunter. Die Hände in die Hüften gestemmt, mit triumphierender Miene und gerötetem Gesicht stand sie im Wandschrank und bückte sich, um die Tasche zu öffnen.
    Ein übermächtiger Geruch nach abgestandenem Urin wehte heraus.
    »Bitte nicht!«, stöhnte Della und schlug die Hände vors Gesicht. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    Da Addie sich die Nase zuhielt, klang ihre Stimme leicht verzerrt. »Wie lange sind die schon da drin? Verrat es mir lieber nicht. Doch nicht etwa seit dem letzten Januar?«
    »Diese kleinen Schweinigel«, murmelte Della. »Nichts als kleine Schweinigel.«
    Sie nahm die Anzüge einzeln heraus und beschnupperte sie argwöhnisch.
    »Ich komme nicht dahinter, wer die Schuldige ist.«
    In diesem Moment wurde oben eine Zimmertür aufgerissen, und die Mädchen stürmten trampelnd heraus wie eine Herde Elefanten. Addie zählte sechs oder sieben, als

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