Liebe im Zeichen des Nordlichts
Furchen auf der Stirn, von der Schwimmbrille Abdrücke um die Augen und sah aus wie eine Eule, die in den Regen geraten ist.
Sie hielt ihm den Arm zum Schnuppern hin. Stattdessen leckte er daran und zuckte wegen des scharfen Chlorgeschmacks zusammen.
Er stand am Herd und rührte mit einem Metalllöffel in einem kleinen Topf herum. Es roch süß nach Tomaten, und außerdem ein bisschen salzig.
»Pasta puttanesca«, verkündete er, »eine meiner Spezialitäten.«
Sie ließ sich auf dem Barhocker in der Küche nieder, denn sie leistete ihm gern beim Kochen Gesellschaft.
Da es inzwischen früh dunkel wurde, war das Wasser vor dem Fenster schwarz, und die Gebäude hoben sich wie gewaltige, düstere Blöcke vom Himmel ab. Die Küche wirkte wie ein Fernseher in einem abgedunkelten Raum. Über dem Herd brannte ein gelbes Licht. Das Radio lief leise, ein Mann mit einer schönen Stimme sprach über chinesische Kunst. Addies nasses Handtuch lag dampfend auf der Heizung. Der Hund hatte sich auf seiner Matte am Fenster zusammengerollt. Sein Bauch hob und senkte sich im Schlaf.
Bruno drehte sich um und sagte etwas zu ihr. Dabei hielt er den Löffel hoch, so dass rote Sauce auf den Fliesenboden tropfte. Addie lauschte mit weit aufgerissenen Augen und legte dann lachend den Kopf in den Nacken.
Was für ein glückliches Zuhause, hätte sich ein außenstehender Beobachter gedacht.
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Kapitel 28
T agsüber arbeitete Addie an ihren Swimmingpools.
Auf gewaltigen Bogen Zeichenpapier stellte sie den Pool aus allen Perspektiven dar. Sie zeichnete 3- D-Ansichten und Querschnitte, die Tiefe und Breite zeigten. Vogelperspektiven vermittelten einen Eindruck vom Umriss. Dazu kamen Fotos von Fliesen und Tuschezeichnungen, um die Farbe des Wassers festzulegen.
Diese faszinierte sie mehr als alles andere. Man konnte damit spielen und das Wasser in jeder beliebigen Farbe erscheinen lassen, indem man einfach andere Fliesen verwendete. Warum sind Schwimmbecken immer blau?, fragte sie sich, und es fiel ihr keine Antwort ein. Also plante sie Pools, die rot, rosafarben oder dunkelviolett waren und deren Fliesen die Farbe tropischer Blumen hatten. Sie malte sich aus, wie es wohl sein mochte, in einem solchen Pool zu schwimmen. So, als schwimme man in einem Sonnenuntergang.
Sie entwarf auch grüne Pools. Pools, so kühl wie Höhlen, mit rauhen, unregelmäßigen Rändern, an denen Farne und hängende Wedel wuchsen. Das waren Pools, um nackt darin zu schwimmen.
Pools wie Schalen aus Eis, in die Blätter eingelassen waren. Pools mit dampfendem Wasser wie die heißen Quellen in Island. Nachtpools und tiefe, dunkle Industriepools wie das Hafenbecken vor ihrem Fenster.
»Wunderschön«, sagte Bruno, als sie ihm ihre Arbeiten endlich zeigte. Sein Tonfall war ehrfürchtig. »Wirklich wunderschön!«
Er hatte eine Zeichnung nach der anderen aus der Mappe genommen und nebeneinander auf den Boden gelegt. Dann war er aufs Sofa geklettert, um sie von oben zu betrachten. Er hatte sie lange und wortlos gemustert und sich schließlich zu Addie umgedreht. Wieder dieser beunruhigende Blick. Er studierte sie wie eine Fremde.
»Damit solltest du etwas machen«, stellte er fest. »Du musst sogar.«
Sie errötete.
Addie wandte sich ab und begann, lose Papiere auf ihrem Schreibtisch zu stapeln. Das Herz schwoll ihr in der Brust. Hinter sich hörte sie ein Rascheln, als Bruno die Zeichnungen einsammelte. Sie nahm sie ohne ein Wort entgegen, legte sie ordentlich zurück in die Mappe und versuchte, ihr Gesicht vor ihm zu verbergen. Seine Aufmerksamkeit war ihr peinlich, denn sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.
Erst später kam sie darauf zu sprechen. Als sie sich zum Abendessen setzten, sah sie ihn aus großen runden Augen an. Ihre Stimme war sehr dünn und zitterte.
»Findest du sie wirklich gut?«
Das Rückflugticket wurde nie mehr erwähnt, zumindest nicht direkt.
»Amerika gehört noch immer George Bush«, verkündete Bruno. »Bis Januar ist es noch in Feindeshand. Es wäre zu gefährlich für mich zurückzukehren.«
In Wahrheit hatte er es damit nicht eilig. Er genoss das Exil. Der Abstand zwischen ihm und seinem Heimatland schuf eine gewisse Klarheit. Es war, als sei ein Wind durch ihn hindurchgefegt, ein trockener Wind, der sämtlichen Staub und alle Zweifel in seinem Kopf fortgeblasen habe.
»Mir gefällt es hier«, sagte er zu seiner Schwester am Telefon. »Allmählich fühle ich mich zu Hause.«
Er hatte sich einen festen
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