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Liebe in groben Zügen

Liebe in groben Zügen

Titel: Liebe in groben Zügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kirchhoff
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Wirbel. Es ist ein schlechter Druck und ein dummes Bild, mit Prunksesseln im Himmel, einer gehörte einem hochmütigen Engel, jetzt reserviert für das bescheidene Mönchlein. Außerdem stelle ich mir das Paradies als kleines kaltes Hotelzimmer vor – ist dir kalt? Er ging in die Hocke und drückte ihr das Badetuch an die Fersen, an die Waden, die Kniekehlen, und sie drehte sich noch einmal, und er legte ein immer noch fremdes Gesicht an das Haar, das jüngere Frauen heute wie einen Schmutz entfernen. Bühl, wo hast du das Abtrocknen gelernt?
    Bühl anstatt Kristian, das machte es leichter, so vor ihm zu stehen, seinen Kopf zu halten. Kristian, das war wie Muranoglas, schön, aber zerbrechlich, während Bühl etwas Weiches und Volles hatte, einen warmen Klang, anders als Renz: das wie mittendrin abbrach. Und sprach man es aus, zeigte man Zähne, Renz-Renz, und bei Bühl gingen die Lippen auf, als wollte man küssen. Sie griff an seine Wangen, und er kam auf die Beine, dann ging sie ins Bett und er ins Bad, die logische Aufteilung. Alles Weitere war offen, es gab keine Regeln, kein Gesetz. Was es gab, war das kühle Laken unter ihr und das Betttuch mit den zwei Wolldecken über ihr, dazu das vom Tischdeckchen gedämpfte Licht; und es gab die Tageszeit, früher Abend, wie bei ihrem ersten Mal. Was es nicht gab, das waren Renz und Katrin, also gab es auch nicht die, die mit beiden Weihnachten auf Jamaika vermeiden würde, ebenso wenig die Frau, die Mitternachtstipps moderierte. Es gab nur die auf dem Laken, bereit für den, der jetzt ans Bett kam, das andere Handtuch vor der Brust. Sein Haar stand in alle Richtungen, da hatte sie gleich etwas zu tun, ein verspielter Anfang: ihn zu sich winken, seinen Kopf beugen, ihn mit den Fingern kämmen. Erst als das getan war, zog sie ihn unter die Decke, Oder willst du frieren?, und Bühl kam unter die Decke und war auch gleich bei ihr, mit seinen Armen, seinen Schultern, dem ganzen gespannten Leib. Er nahm ihr Gesicht in die Hände, jedes einzelne Jahr, das sie trennte, und sie spürte seinen Druck, auf der Hüfte und einem Bein, dann zwischen den Beinen, und im ersten Moment tat es weh, was auch ein schmerzliches Erschrecken war: über sich, die es genauso wollte und diesem weitverbreitetsten und, wenn beide ihn wollen, einzigen schönen Gewaltakt zwischen zwei Menschen auf das Menschenmöglichste entgegenkam.
    Ich tue es. Gedanke, der sie erfüllt oder ausfüllt wie das Neue in ihr, das nur noch guttut nach dem Erschrecken, das so passend ist, so wie geschaffen für sie, dass es schon etwas Komisches hat und sie lachen muss, weil es so einfach ist, in diesem Bett, in diesem Zimmer, auf diesem Nachtflug. Seinen Kopf in den Armen, schüttelt es sie, so verrückt ist die Nähe, und sie kann nicht anders, als zu lachen und zu denken, dass sie lacht, und er kann nicht anders, als in ihr zum Kind zu werden. Es ist schon lange her, das letzte Mal, Monate, bringt er zu seiner Entschuldigung vor, und sie streichelt sein Haar, seinen Nacken, die großen Schulterblätter. Wir haben Zeit, sagt sie, so viel Zeit – etwa vierzig Stunden bis zu ihrem Rückflug, nur denkt sie nicht in Zahlen, sie denkt in Räumen, und ihrer beider Raum unter den Wolldecken erscheint unermesslich. Küss mich, Bühl, das muss sie noch loswerden, das ist sie den verwandten Silben schuldig, und er zieht ihr Gesicht auf seins und trägt sie buchstäblich auf Lippen, nach dem übermächtigen Anfang, auf den sie reagiert hat wie die Gänse des Capitols auf Gefahr; ihr Lachen, eine Art Schnattern, bis die Gefahr gebannt ist. Kein erstes Mal, bei dem Wissen und Lieben einander nicht im Weg stehen, auch das ist Teil ihres Wissens, also peilt sie gleich das zweite, gelassenere Mal an. Ihr ist jetzt warm, sie deckt sich auf und zieht ein Bein an, das leicht zur Seite kippt, sie ist keine Verführerin und auch keine Verführte, sie ist nur nackt. Es ist fast wie beim allerersten Mal: ohne Erinnerungen an vorherige Male; natürlich gibt es ein Wissen, aber es hilft ihr nichts, wie ihm sein Wissen nichts hilft. Alle Liebenden sind Amateure, das weiß sie auch. Er beugt sich über ihren Schoß und tut, was zuletzt dort getan wurde, als sie Katrins Neuigkeit überbracht hatte, die von der guten Hoffnung, längst überholt, und sie tut das Gleiche bei ihm – nicht nur ihr Wunsch, auch ein Experiment, kann ich das, kann ich dich haben, bekomme ich dein Einverständnis. Kein harmloses Tun, ein riskantes hinter den Linien, es

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