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Liebe in groben Zügen

Liebe in groben Zügen

Titel: Liebe in groben Zügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kirchhoff
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jünger, sie mit den Blumen im Arm, was sie älter machte. Körperlich steckt Katrin es weg, und das andere kommt später. Ein paar Tage erholt sie sich noch, dann geht es zurück nach Orlando, angeblich ohne den Typen. Und du? Warum Assisi, musste das sein? Sie sah ihn von der Seite an, Renz kramte den Parkschein aus seiner Jacke, er ging auf einen Automaten zu. Warum? Weil es Sinn hatte. Ich habe Frau Mattrainer von dem Buchprojekt unseres Mieters erzählt, das hat bei ihr eingeschlagen. Sie denkt an einen Zweiteiler über Franz von Assisi, also mussten wir dahin. Wir wollen das ein paar Leuten vorschlagen, und für die historischen Details haben wir Bühl, hast du Kleingeld? Renz drehte sich um, aber sie ging schon weiter, und er schob einen Schein in den Schlitz. Kannst du nicht warten, rief er, und von ihr nur ein Worauf, dann schon seine schnell schlurfenden Schritte; er holte sie ein, und sie zwängten sich zu anderen in einen Fahrstuhl, er atmete ihr in den Nacken. Marlies ist sehr krank, sagte er, und sie drückte nur die Stirn gegen die metallene Wand – Welches Deck? Sie musste gähnen, und er gab ihr den Parkschein, sie sah die Ankunftszeit. Was hast du hier so lang gemacht, auf mich gewartet? Sie griff hinter sich und suchte Renz’ Hand, der Fahrstuhl hielt. Wo stehst du?
    Irgendwo, ich weiß es nicht.
    Du weißt es nicht? Vila fuhr sich durchs Haar, sie stampfte mit dem Schuh auf. Was sie jetzt am wenigsten wollte: in einem Parkhaus herumirren, vor den offenen Seiten schon die ersten Schneeflocken. Renz lief vor ihr her, von Reihe zu Reihe, und endlich auf den Wagen zu, mit dem sie nicht warm wurde, weil er zu groß war, zu schnell, zu auffallend; Bühl hatte gar keinen Wagen, ja, sie wusste nicht einmal, ob er einen Führerschein hatte, sie wusste nur, dass er ihr fehlte. Renz hielt die Wagentür für sie auf, das machte er sonst nur, wenn jemand zusah. Du siehst kaputt aus, sagte sie, als er neben ihr saß. Was ist los? Sie legte die Blumen nach hinten und klappte ihre Sonnenblende herunter, auf der Innenseite ein Spiegel mit Lämpchen, inzwischen überall Standard. Sie versuchte, ihr zerknicktes Haar aufzulockern, alle Fülle von der feuchtwarmen Luft war weg. Renz bog in die Schnellstraße nach Frankfurt-Süd, Unsere Tochter hat abtreiben lassen, das ist los, sagte er. Und ich war mit einer kranken Frau unterwegs. Und du bist wieder in den besten Jahren! Er wollte die Klimaanlage anstellen, Vila schob seine Hand von dem Touchscreen. Ich fühle mich nur so, das lässt wieder nach. Und deine Begleiterin ist jetzt in München, warum bist du nicht bei ihr, wenn sie so krank ist? Sie klappte die Sonnenblende herauf; in der Ferne schon die Hochhäuser, die Stadt, also bald ihre Straße, die Wohnung, ihr Leben – als Erstes würde sie baden, dann etwas einkaufen, vielleicht schon die Getränke für den Abend mit den Englers und den beiden von gegenüber. Heide wollte die Vorspeise machen, kleine frittierte Paprika, Pimientos de Padrón, ihre mallorquinische Spezialität, ich mache das, hatte sie gemailt, und auf Heide war Verlass. Jörg wäre eine Hilfe beim Kochen, von Renz käme nur grobes Salz, die Salzmühle hatte er vor Jahren im berühmten Waldhaus im Engadin mitgehen lassen, diese Geschichte käme dann auch bei Tisch. Und nachmittags würde sie in den Sender fahren, das Havanna-Material Jens Podak, ihrem Redakteur, zeigen, SPD-Mann ohne Humor, aber mit tausend Begründungen, warum man etwas nicht machen sollte. Abends könnte sie mit Renz ins Bella Donna gehen, für ein Risotto mit Steinpilzen, dann wäre sie angekommen. Warum Assisi, fragte sie noch einmal, als schon das Parkplatzsuchen begann, und Renz, ohne sie anzusehen: Steig hier ruhig aus, ich bringe deine Sachen. Willst du mich verlassen? Eine Frage beim Halten mitten auf der kleinen, wie privaten Schadowstraße, in der sie wohnten, seit Katrin von fernen Ländern träumte und er für den Vorabend schrieb, hingesprochen zu seinem offenen Fahrerfenster, als würde sie am Bordstein stehen, eine renitente Geliebte. Verlassen, wieso, sagte sie im Aussteigen, ich will nur für mich sein.
    Und ihr Tag dann wie geplant, erst das Bad, während Renz Frühstück machte und die Wohnung langsam warm wurde, ein Frühstück ohne Gesellschaft; sie aß zwei Brötchen in der Wanne, und als Renz mit frischem Espresso hereinkam, drückte sie sich den Schwamm auf ein Gesicht, das ihn nichts anging. Nach dem Frühstück fiel er ins Bett, und sie konnte in

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