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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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Kälbermist. Der Humor auf dem Land ist eben anders.
    Dann fütterten wir die Hühner, und ich erhielt endlich eine Erklärung dafür, warum isländische Eier weiß sind, die aus dem Ausland aber meist braun. Der Hühnerstamm in Island ist italienisch, und diese Hühner legen weiße Eier. Die Eier der isländischen Henne sind hingegen braun. Dementsprechend legt das isländische Huhn überall Eier außer auf Island, und so kommt es, dass wir hierzulande weiße Eier essen. Die italienischen Hühner sind aggressiver, und wenn einesauch nur einen Kratzer hat, picken die anderen so lange in die Wunde, bis es stirbt, und dann verschlingen sie es. Da kommen sicherlich italienische Leidenschaft und Appetit durch. Das isländische Huhn demgegenüber kann zerkratzt und trotzdem unangetastet unter seinen Landsleuten umherschreiten. Da wandeln der isländische Stolz und die Zurückhaltung, dieses »Nicht-nachgeben-Können«.
     
    Ich habe mich zwischen Pferden nie wohl gefühlt und auch nicht zwischen allen anderen Tieren, die größer sind als ich, und daher war ich nicht besonders begeistert davon, mit Alma in die Pferdeställe zu gehen, nachdem die Arbeit bei den Schafen erledigt war. Doch Alma lebte unter einem Berghang voller Pferde und war eine große Pferdenärrin, so dass ich nicht ablehnen konnte, ihre Prachttiere anzusehen. Ich passte aber auf, immer hinter irgendetwas zu stehen, während Alma Futter verteilte und mit ihnen redete. Ohne Frage waren sie prächtig. Eins braun, eins schwarz und das dritte hell.
    Ich kann mich nur nicht so für das Reiten begeistern. Finde, dabei dreht es sich eher um einen Machtkampf als um Freiluftaktivität, oder um was auch immer es dabei geht. Die Frage ist doch, wer beherrscht hier wen. Die Regel Nummer eins des Pferdesports lautet: »Niemals dem Pferd deine Furcht zeigen.« Was für ein Hobby ist das denn, obendrauf auf etwas zu sitzen, das nichts mit dir zu tun haben möchte, und gleichzeitig dagegen anzukämpfen, die eigene Furcht durchscheinen zu lassen? Auf einen Pferderücken zu klettern ist wie einen lebendigen Berg zu besteigen. Und man darf auch nicht hinter ein Pferd treten, weil es ausschlagen könnte. Und man muss aufpassen, dass das Tier nicht den Bauch herausstreckt beim Festschnallen des Sattels, damit es dich und den Sattel später nicht unter sich rutschen lassen kann. Und man darf nicht zu nahe an Zäunen oder Autos vorbeireiten, weil sie dich dann abwerfen könnten, den Kopf runterziehen oder davongaloppieren. Und sie können beißen und sich aufbäumen. Und falls du dich doch oben auf dem Rücken halten kannst, bist du in einem ständigen Kampf, das Vieh vorwärtszubringen oder es zurückzuhalten.Wo soll da bitte die Entspannung sein. Alles im Zusammenhang mit dem Pferdesport dreht sich darum, das Tier zu unterwerfen. Es reicht, einmal Zügel und Sattel zu betrachten, um zu sehen, wie weit die Menschen gehen mussten, um das Reiten überhaupt möglich zu machen. Das Design ist so ausgefeilt und kompliziert, dass das allein schon am besten zeigt, dass es den Pferden nie bestimmt war, irgendjemanden auf dem Rücken zu haben. Als ich Alma diese meine Ansicht über das Reiten mitteilte, entgegnete sie einfach: »Das ist Blödsinn. Sie haben Spaß daran, Auslauf zu bekommen.«
    »Na klar. Das liegt ja in ihrer Natur. Aber sie hätten noch mehr Spaß daran, wenn sie dabei keinen Reiter auf dem Rücken hätten.«
    »Nein, das ist Blödsinn«, antwortete Alma.
    »Du kannst ein Flusspferd in einen Käfig sperren und versuchen, es zu zähmen. Wenn es dann endlich herausgelassen wird, ist es froh, sich bewegen zu können, aber nicht weil es jemanden auf dem Rücken sitzen hat.«
    Alma sah mich an und antwortete resolut: »Du wirst doch wohl nicht Flusspferde und Pferde miteinander vergleichen wollen. Das ist Quatsch mit Soße, und das weißt du selbst.«
    Ich schwieg im Gefühl, es Alma irgendwie heimgezahlt zu haben nach der Geschichte mit dem Bullen, aber doch mit ein paar Gewissensbissen, so dass ich einem der Pferde die Mähne tätschelte, Alma zuliebe. Irgendwo müssen die Menschen ja wohnen. Gleichwohl glaube ich, dass die Theorie über den Jeep als Penisverlängerung noch viel eher auf Pferdeleute zutrifft mit ihren »gezähmten« Prachtpferden, über die sie »gebieten«.
    Oder?
     
    Nach den Schafstall-Gängen wurden die Kinder ins Bett gebracht, und dann saß man um den Fernseher, um sich zu unterhalten. Draußen war es stockfinster, so dass man in dem großen

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