Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
Jeder schien mich anzusehen als wüsste er Bescheid, ich hab's nicht ertragen. Am Freitag schiss Tristan mich dafür zusammen und fuhr mit mir zum Campen. Ich war glücklich. Bis Montag früh, als er wieder ins Theater zurückkehrte. Eine weitere Woche warten, aber ich wollte es schaffen. Ohne den Alkohol und die Tabletten, damit Tristan mich deswegen nicht anmeckern konnte. Stattdessen schimpfte und meckerte er herum, weil ich weiterhin eine Therapie verweigerte. Auch meine Eltern, Grandma und Violett bedachte ich mit einem Schulterzucken, sobald sie davon anfingen. Die nächsten Wochen verliefen genauso und ich baute sehr stark ab, körperlich wie seelisch. Was ich nicht wusste, war, Dad hielt die ganze Zeit Kontakt mit dem Doc und der gab ihm den entscheidenden Rat. Mir wird heute noch übel, wenn ich daran denke, was danach passierte. Aber ohne diese Schocktherapie wäre ich gestorben.“
Daniel schluckte. „So schlimm?“
„Du hast keine Vorstellung“, murmelte Connor und legte sich den rechten Unterarm über die Augen, bevor er weiter sprach. „Einen Monat nach meinem Geburtstag kam Tristan Freitagabend nicht heim. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Vielleicht hatte es im Theater länger gedauert oder er stand im Stau oder sein Wagen war nicht angesprungen. Möglichkeiten gab es genügend, aber als er um acht Uhr immer noch nicht da war, wurde ich langsam nervös. Was, wenn er einen Unfall gehabt hatte und irgendwo am Straßenrand lag? Also rief ich ihn an und dass sein Handy abgeschaltet war, beruhigte mich nicht gerade. Bei Mum und Dad ging auch niemand ans Telefon, aber das war nicht ungewöhnlich, weil sie jeden Freitag ausgehen. Und Violett war wie üblich mit ihren Freunden unterwegs. Ich war allein und wurde immer unruhiger. Gegen zehn Uhr malte ich mir ein Horrorszenario nach dem anderen aus und stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Tristan ging es zur gleichen Zeit genauso.“
Daniels Augen weiteten sich erstaunt. „Er war da?“
Connor nickte. „Seit einigen Stunden bereits und wartete mit unseren Eltern darauf, dass ich völlig ausflippte, wie der Doc es empfohlen hatte. Dad hat ihn mehrmals davon abhalten müssen, die Sache hinzuwerfen und zu mir zu fahren. Bis Mitternacht haben sie durchgehalten, dann hat Tristan die Nerven verloren, weil er Angst um mich hatte. Während er Dad einen Idioten nannte und aus dem Haus stürmte, um zu meiner Wohnung zu fahren, stolperte ich, mit den Nerven am Ende aus meiner Wohnung, um zum Haus meiner Eltern zu fahren und nachzusehen, was los war.“
Daniel rieb sich unbewusst über die Gänsehaut, die auf seinen Armen entstanden war. Panikattacken und Angstzustände, kurz vor dem Kollaps. Beides kannte er zur Genüge, doch er hätte nie damit gerechnet, dass jemand wie Connor auch darunter gelitten hatte.
„Ich kam bis zu meinem Wagen, dann ging nichts mehr. Meine Hände zitterten so stark, dass ich den Schlüssel nicht ins Türschloss bekam. Dadurch wurde ich völlig hysterisch und flippte schließlich aus. Was danach passierte, musste ich mir erzählen lassen. Ich habe bis heute keine Erinnerung daran, dass ich Tristan anbrüllte, was er sich einbilde mich einfach so allein zu lassen und Dad als Schwein beschimpfte, als er mich davon abhielt, meinen eigenen Bruder zu erwürgen.“
„Großer Gott“, murmelte Daniel erschrocken.
„Der hinzu gerufene Notarzt hat mich ruhig gestellt und danach wurde ich ins Krankenhaus gebracht, wo ich einen Kreislaufkollaps erlitt. Die nächsten Tage habe ich nur geschlafen, aber danach sah ich ein, dass es so nicht weitergehen konnte und ließ mir helfen.“
„Wann durftest du wieder nach Hause?“
„An Weihnachten.“ Connor lächelte und diesmal war es ein echtes Lächeln. „Es war für mich das schönste Weihnachtsfest seit Jahren. Die nächsten sechs Monate habe ich bei meinen Eltern gewohnt, bin zur Therapie gegangen und war an den Wochenenden bei Tristan. Wir sind dadurch nur noch enger zusammengewachsen. Ich brauche ihn, das gebe ich gern zu und er weiß es. Ein Anruf genügt und er steht noch am selben Abend bei mir auf der Matte.“
„Bist du sicher, dass ihr keine Zwillinge seid?“
Connor sah ihn verdutzt an, dann lachte er leise. „Nein, auch wenn ich nichts dagegen einzuwenden hätte.“
„Kann ich gut verstehen“, murmelte Daniel nachdenklich, was ihm einen ernsten Blick von Connor einbrachte.
„Du weißt, dass dir der Durchbruch erst noch bevorsteht, nicht?“
„Hm“, machte er
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