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Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Titel: Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Deswegen war er immer voller Verständnis für seine zum Teil doch ziemlich merkwürdigen Reaktionen. Connor wusste so gut, was in ihm vorging, weil er es selbst erlebt hatte.
    Oh Gott.
    „Wann?“ Er wollte nicht fragen, aber gleichzeitig musste er es wissen.
    „An meinem 25. Geburtstag. Wir waren in einem Club feiern und um Mitternacht schon ziemlich betrunken. Er war nie zuvor gewalttätig gewesen, nur beim Sex hatte er manchmal etwas härtere Gangarten gewollt. Bislang war das nie ein Problem gewesen, aber diese Nacht hat alles verändert. Ich wollte nicht, war hundemüde und besoffen, aber er hat nicht aufgehört und hielt mein 'Nein' für Zierde, für ein Spiel. Komm schon, hat er gesagt, ist doch nur ein Spiel.“
    Daniel schluckte die in ihm aufsteigende bittere Galle hinunter. Nur ein Spiel. Die Worte kannte er.
    „Es war kein Spiel, nicht für mich“, erzählte Connor weiter und klang dabei so gefasst, dass Daniel, so entsetzt er darüber war, neidisch wurde. Was hätte er für ein wenig dieser Stärke gegeben, die Connor gerade bewies? „Wenn man einander liebt, heißt 'Nein' auch 'Nein'. Er hat das in jener Nacht nicht verstanden und am nächsten Morgen war er... entsetzt. Völlig schockiert über das, was er mir angetan hatte. Er wollte mir helfen und mich in ein Krankenhaus bringen, aber ich habe abgelehnt. Ich ging duschen und stand eine Ewigkeit unter dem Wasserstrahl, wo ich vor Schmerzen weinte. Irgendwann wurde es besser und als ich wieder gehen konnte, zog ich mich an, nahm meine Sachen und verließ ihn.“
    „Du hättest ins Krankenhaus gehen sollen“, flüsterte Daniel und drehte sich langsam um. „Er hatte Recht, zumindest in dem Punkt.“
    „Ich weiß.“ Connor sah in die Flammen des Lagerfeuers. „Ich ging auch. Zwei Tage später. Wenn man vor Schmerzen nicht mehr laufen kann, wird man irgendwann vernünftig. Der Arzt stellte mir Fragen, ich schwieg. Er schickte mir zwei Polizisten und eine Psychologin ins Zimmer, ich schwieg. Nach drei Wochen hat man mich wieder entlassen und der Arzt sagte mir beim Gehen, dass es mich umbringen würde, wenn ich keinen Weg fände, darüber zu reden. Er hatte Recht, aber ich brauchte ein Jahr, um das zu begreifen.“
    Daniel hatte Angst vor dem, was Connor ihm noch erzählen könnte, trotzdem sprach er die Frage aus. „Was ist passiert?“
    „Mein Bruder hat Lunte gerochen.“ Connor lachte leise. „Tristan ist ein sehr ruhiger Mensch wie du, aber er sieht dafür umso mehr. Weißt du, ich habe damals versucht mein Leben einfach weiter zu leben, so als wäre nichts passiert. Ich kam zurück nach Hause und suchte mir in der Stadt eine Wohnung. Zu meinen Eltern sagte ich, ich wäre wieder Single und das war's. Ich verdrängte das Ganze als wäre es nie passiert, setzte mich vor meinen Computer und schrieb neue Geschichten, wenn ich nicht ohne Punkt und Komma redete. Aber es gibt einen Unterschied zwischen wirklich reden, was ich früher immer getan hatte, und sinnlos plappern, was ich zu der Zeit tat. Mir ist es nicht aufgefallen, meiner Familie schon.“
    Connor nahm seine Wasserflasche und trank etwas, dann machte er es ihm nach und legte sich hin.
    „Ich habe geredet, ohne etwas zu sagen. Tage, Wochen und Monate habe ich damit verbracht, über Gott und die Welt zu reden, doch über mich selbst, meine Nachbarn und meine Freunde, das Schreiben – all das, was mir bislang wichtig gewesen war, verschwand hinter einer Maske aus nichtssagenden Worten. Wie hätte ich auch etwas über Nachbarn und Freunde wissen sollen, ich ging ja kaum noch vor die Tür. Violett war die Erste, die mich darauf ansprach. Ich winkte lachend ab und sagte, sie würde sich das einbilden. Danach ging ich in meine Wohnung, um dort drei Stunden lang zu weinen.“
    „Du bist zusammengeklappt.“ Daniel erinnerte sich unwillkürlich an den Vorfall mit dem Pfleger im Krankenhaus.
    Connor nickte. „Zum ersten Mal, aber zu dem Zeitpunkt war es noch nicht so schlimm. Dachte ich zumindest. Meine Familie sah das anders und sie begannen mich zu beobachten. Dad hat tagtäglich mit Tristan telefoniert, um ihn auf dem Laufenden zu halten. Das habe ich erst hinterher erfahren. Im Sommer fuhr ich dann eine Woche zu ihm. Das machen wir jedes Jahr, seit mein großer Bruder in die Großstadt gegangen ist. Tristan ließ mich zwei Tage in Ruhe, dann schleifte er mich in einen Club. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war, er hatte seinen Freund heimlich dorthin bestellt und über alles

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