Liebe kommt auf sanften Pfoten
erzählt?«
Louise sah schlecht aus. »Nein, das wäre egoistisch von mir gewesen. Ich muss unter dieser Strafe leiden, nicht er.«
»Aber wenn es dich doch so unglücklich macht, mit Peter zusammenzuleben, dass du dich sogar schon nach anderen Männern umschaust, die dir zuhören sollen – meinst du nicht, er hat das Recht, davon zu erfahren? Falls es etwas gibt, was er ändern könnte?«
Als Louise nicht gleich antwortete, sprach Juliet verärgert weiter: »Du kannst nicht einfach die Uhrzeiger zurückdrehen und wieder die Louise sein, die du warst, bevor all das passiert ist. Du meine Güte, wenn ich in diesem Jahr etwas gelernt habe, dann ist es das ! Jetzt hör endlich auf, hier die Märtyrerin zu spielen, und betrachte es als eine Art Warnung. Veränderungen verändern dich. Du hast ein Baby bekommen. Und es gab einen Todesfall, über den wir alle hinwegkommen mussten. Nur ein gnadenloser Egomane würde nach so etwas nicht innehalten und nachdenken, wie es mit dem Leben danach weitergeht.«
Louise wich ihrem Blick aus. »Das tue ich ja.«
»Indem du wieder Kontakt mit deinem Liebhaber aufnimmst?« Juliet schnaubte. »Interessante Taktik. Hast du die im Internet gefunden?«
»Ganz ehrlich: Darum bin ich nicht hier. Ich dachte …« Louise biss sich auf die Unterlippe. »Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Es war eine bescheuerte Idee. Früher hatte ich niemals so bescheuerte Einfälle.«
Juliet ließ diese Erkenntnis lieber unkommentiert stehen. Stattdessen saßen sie nun schweigend beisammen und starrten auf die Hängekörbe mit den verwelkenden Geranien, die verzweifelt versuchten, draußen vor Michaels brandneuem Stadthaus mit letzter Kraft noch einmal ihr Bestes zu geben.
Man denkt bestimmt, wir würden das Haus ausspähen, befürchtete Juliet. Wir beide hier in einem Gärtnerkastenwagen, der draußen vor der Haustür geparkt ist – und wir sind nicht einmal im Namen seiner Exfrau hier. Wäre sie nicht an alldem beteiligt gewesen, hätte sie die Situation eigentlich ziemlich lustig gefunden.
Louise räusperte sich beschämt. »Kann ich … kann ich jetzt den Brief bitte zurückbekommen?«
Juliet hätte beinahe vergessen, dass sich der Brief immer noch in ihrer Gesäßtasche befand. Langsam zog sie ihn hervor. Der dünne Brief war mittlerweile ziemlich verknittert. »Was stand eigentlich in deinem Brief?«
»Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Ich verspreche dir, dass ich mit Peter reden werde«, entgegnete Louise.
Juliet zögerte, reichte den Brief dann aber ihrer Schwester. Louise riss ihn entzwei, zerriss die Hälften noch einmal und schob dann die Einzelteile in ihre Handtasche. Ihre Hände zitterten, als sie den Magnetverschluss zusammenklappen ließ.
»So einfach soll das gehen?«, fragte Juliet ungläubig. »Eben kommst du noch her, um mit ihm zu sprechen, und jetzt … jetzt ist das auf einmal nicht mehr nötig?«
Louise klammerte sich an ihre Tasche wie ein Kleinkind an einen Teddybären. Verbittert starrte sie hinaus. »Nein«, erwiderte sie, »ich bin diejenige, mit der gesprochen werden muss.«
Sie wischte sich die verschmierte Wimperntusche unter den Augen weg. Jetzt erst, nachdem ihr eigener Ärger verraucht war, merkte Juliet, wie verzweifelt ihre Schwester tatsächlich war. Sie beugte sich vor, um Louise zu trösten, wodurch Minton von seinem Platz vertrieben wurde. Juliet war zwar immer noch wütend – auf sich, Louise und Michael –, aber sie konnte deutlich spüren, dass bei Louise zu Hause irgendetwas schieflief. Es stimmte sie traurig, dass sie nicht einmal die Hälfte davon mitbekommen hatte.
»Es tut mir so leid, Juliet«, schniefte Louise in ihren Armen. »Schlimm genug, dass ich überhaupt so etwas getan habe, aber jetzt habe ich es auch noch für dich verdorben. Ich bin ein Miststück! Ich habe es wirklich verdient, aber du doch nicht!«
»Jetzt sei nicht albern.« Juliet strich ihr über das Haar. »Es war nur ein Date. Na ja, es war nicht einmal ein Date. Wir sind einfach nur zu einer Ausstellung gegangen.«
»Michael ist ein wirklich netter Kerl. Und ich nehme an, dass er mittlerweile auf jeden Fall Single ist.« Louise hob den Kopf und versuchte zu lächeln, obwohl ihr Blick Bände sprach. »Wirst du ihn wiedersehen?«
Für diese Frage habe ich jetzt gerade keine Antwort, dachte Juliet. Ich muss dringend nach Hause. Aufs Sofa. Time Team schauen. Mit Minton. Tee trinken. Vielleicht eine Schlaftablette nehmen und mich dann unter meine Bettdecke
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