Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
d'Agon war seit diesem Tag im Jahre 1965 gleichsam vergoldet wie Napoleons Lorbeerkranz …
    Mit einem hohen Ächzen, das wie ein Aufschrei klang, kam der rote Wagen in der Nähe der Mühle zum Stehen. André Dulallier, der Sohn des heldenhaften Jérôme Dulallier von 1965, der nun als Kommandant die Tradition fortsetzte, sprang von seinem Sitz neben der Leiter. Auch die anderen vier Männer hechteten vom Wagen, als schlüge ihnen eine Flammenwand entgegen. Es wirkte alles recht imponierend und ließ alle Herzen höher schlagen.
    Der Reiter hatte inzwischen sein Pferd gewendet und trabte nun auf die Männer zu. Der Schimmel blähte die Nüstern, prustete und tänzelte unruhig. Der Lärm behagte ihm nicht. Emile Andratte löste den Sturmriemen und rückte sein Käppi gerade. Die Feuerwehrmänner zogen Netze und lange Stangen vom Wagen. Dulallier zerrte ein noch schlaffes rotes Schlauchboot aus einer Kiste. Andratte trat an den Reiter heran und grüßte stramm.
    »Guten Tag, Herr Marquis«, sagte er mit deutlicher Ehrfurcht in der Stimme. »Sie haben von dem schrecklichen Vorfall auch schon gehört?«
    »Ja. Vorhin. Von Dupécheur.«
    »Ein Quatschmaul, dieser François.«
    »Mir kann man doch so etwas ruhig sagen, Sergeant …«
    Marquis Raoul de Formentiére – so war der volle Name des Reiters – schwang sich aus dem Sattel und zeigte hinüber zum Etang. »Ich bin das Ufer abgeritten. Wenn man bedenkt, wie die Unglückliche in den See gegangen ist … Schritt für Schritt … Spürend, wie das Wasser immer höher stieg, bis es ihren Mund erreicht hatte … Und dann die letzten, tödlichen Schritte … Grauenvoll!«
    »Sie hatte ein Boot, Marquis.«
    »Was? Ein Boot? Das weiß man schon?«
    »Die deutschen Urlauber haben es berichtet.«
    »Stimmt!« Raoul de Formentiére schlug sich sehr wirksam gegen die Stirn. »Die Mühle ist ja vermietet. Aber es ist niemand da, die Tür ist abgeschlossen.«
    »Die Fremden werden sich irgendwo vom Schrecken erholen.«
    Andratte zog seine Uhr aus dem Uniformrock und las die Zeit ab.
    Die Feuerwehr von Mas d'Agon rückte mit Schlauchboot, Netzen und Stangen zum Ufer des Etang.
    »Erwarten Sie noch andere Feuerwehren, Sergeant?« fragte der Marquis.
    »Nein! Diese Angelegenheit regeln wir allein! Aber aus Arles wird ein Kommissar kommen. Ich halte es zwar für unnötig, aber Dr. Bombette bestand darauf. Sie kennen Dr. Bombette, Herr Marquis? Er brüllt so lange, bis man einwilligt. Er will unbedingt den Totenschein ausstellen. Es sei seine erste Wasserleiche, behauptet er.« Andratte grüßte wieder. »Die Suche beginnt, Herr Marquis. Ich muß ins Boot. Wollen Sie hierbleiben?«
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen? Ich stelle Ihnen gern mein Motorboot und meinen Chauffeur zur Verfügung. Er ist zufälligerweise sogar Sporttaucher!« Der Marquis blickte über den See. »Wenn das Mädchen da draußen ertrunken ist haben wir wenig Chancen, es jetzt schon zu finden. Wo wollen Sie suchen? Wasserleichen treiben erst nach einer gewissen Zeit an der Wasseroberfläche – durch die Gase, die sich in ihren Körpern bilden …«
    Andratte verfärbte sich, sein Gesicht wurde gelblich, sein Adamsapfel begann zu hüpfen. »Wir werden sehen, Herr Marquis«, erwiderte er heiser. »Es wäre gut, wenn Sie uns Ihren Chauffeur schicken könnten.«
    Dulallier, der Kommandant, hatte inzwischen die Ruder zusammengesteckt. Er half Andratte ins Schlauchboot und stieß dann vom Ufer ab. Raoul de Formentiére wartete noch einige Minuten, stieg dann auf sein Pferd und blickte an der Mühle empor. Er ahnte, daß Lulu durch eines der schlitzartigen oberen Fenster das Geschehen beobachtete. In zehn Tagen ist das alles vorbei, dachte er. Es muß vorbei sein, denn dann wird hier verladen. Dann muß die Moulin St. Jacques wieder in der windumwehten Einsamkeit stehen wie seit Jahrhunderten. Die Idee mit dem ins Wasser gegangenen, irren hübschen Mädchen war eine große Schlappe. Aber wer denkt auch an so etwas Absonderliches? Wie hieß der Deutsche? Ludwig Zipka, ja. Und er soll nach Lulus Aussage ein Bursche sein, den nichts erschüttern kann.
    Das werden wir prüfen, dachte der Marquis de Formentiére. Ich werde mich höchstpersönlich um Sie kümmern, Monsieur Zipka. Sie werden die Camargue nicht so schnell vergessen … Er ließ das Pferd in einen leichten Trab fallen, ritt im kniehohen Ufersumpf am Etang vorbei, winkte Dulallier und Andratte in ihrem Schlauchboot zu, betrachtete die anderen Feuerwehrleute,

Weitere Kostenlose Bücher