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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die mit langen Stangen Meter für Meter den Seegrund absuchten – gab seinem Schimmel dann die Sporen und galoppierte davon.
    Es war ein schönes Bild. Jedermann kannte hier den Marquis Raoul de Formentiére, der so reich war, daß er es sich leisten konnte, zu Fuß von seinem Landsitz bis nach Mas d'Agon zu wandern, um dort bei Dupécheur einen Pernod oder eine Karaffe Pinot noir zu trinken und das Weißbrot dazu genauso zu brechen und zu kauen wie ein einfacher Landarbeiter. Das alles stand im krassen Gegensatz zu dem durch eine Saline reich gewordenen Dicksack Chaloun, der sich sogar in seinen Citroën setzte und die Automatik in Betrieb nahm, um zwei Häuser weiter bei dem Kaufmann Mauriac sein Päckchen Gauloises zu holen.
    De Formentiére dagegen war eben echter, uralter Adel. Mas d'Agon war stolz auf ›seinen Marquis‹, auch wenn er erst seit fünf Jahren hier wohnte und niemand wußte, woher er gekommen war, warum er ausgerechnet hier zwischen Myriaden von Mücken lebte und warum er sein Grundstück mit einem Elektrozaun umgab, an dem Schilder mit Totenköpfen hingen.
    Man munkelte, der Marquis habe eine Reihe echter Picassos im Haus. Zuzutrauen war ihm das. Und der Präfekt von Arles war öfters Gast in seinem abgeschirmten Besitz, den bisher noch kein Bürger von Mas d'Agon betreten hatte. Nur Dr. Bombette, aber der verschanzte sich hinter seiner ärztlichen Schweigepflicht und ließ nur: »Toll! Einfach toll! Grandios!« verlauten. Darunter konnte man sich allerhand vorstellen und war stolz darauf. Es wagte keiner, den Marquis de Formentiére schief anzusehen!

8
    Das Wasser des Etang dit l'Impérial hatte genau die Temperatur, um sich nach so viel Liebe abzukühlen. Es prickelte auf der Haut, und Ludwig Zipka behauptete, es verdampfe sogar an seinem Körper. »Sieh dir das an!« rief er übermütig und tanzte durch das hüfthohe Wasser. »Eine Wolke ist um mich! Weiter darf ich nicht hinein, sonst verdunstet der ganze See!«
    Kathinka hockte am Ufer im Schilf, nackt wie Zipka, und lachte über die Clownerien des Mannes. Doch zwischendurch wälzte sie sehr schwerwiegende Gedanken.
    Da war zunächst die Generalfrage: Ist dieser Mann endlich, endlich der richtige, um ein ganzes Leben lang bei ihm zu bleiben? Eigentlich dürfte man so etwas nicht fragen, wenn man liebt. Liebe sollte keine Zweifel kennen … Da muß man klar fühlen, daß man für immer zueinander gehört. Aber Kathinka Braun verlor bei aller Seligkeit nicht den Blick für die Realität, und sicherlich war es das gewesen, was die anderen Männer nach ziemlich kurzer Zeit wieder vertrieben hatte. Sie spürten, daß Kathinka ihre Liebe – war es überhaupt jemals wirklich echte Liebe gewesen? – in einen Sack von Verstand steckte und sie darin erstickte. Hier, bei Ludwig Zipka, war das ganz anders. Hier war Kathinka bereit, an nichts anderes zu denken als an ihr Gefühl: Ich liebe ihn … Und jetzt, wo die Vernunft sich wieder meldete, kämpfte sie dagegen an. Zum erstenmal wehrte sich Kathinka gegen ihren Verstand.
    Du bist verrückt, sagte dieser nüchterne Verstand. Wie lange kennst du ihn? Ein paar Tage nur! Und was ist er? Designer für Anglerfliegen! Verrückter geht es doch nicht! Du bist eine Star-Architektin, du besitzt einen Millionenbetrieb. Dein Name hat einen guten Klang in Fachkreisen. Und ausgerechnet du willst an einem Ludwig Zipka hängenbleiben, der schillernde Kunststoff-Fliegen erfindet? Kathinka, was ist aus dir geworden? Werde vernünftig, kehre in die Wirklichkeit zurück, nimm alles als eine der üblichen Urlaubsfreuden. In sechs Wochen ist es vorüber. Ein Händedruck, ein Lächeln, ein letzter streichelnder Blick – vorbei! Nach sechs Wochen hat man sowieso genug voneinander; da weiß man, daß nachts sein Bauch gluckert, und er weiß von dir, daß du dich mit Nährcreme einschmierst, um deine Haut jugendfrisch und faltenlos zu erhalten. Nach sechs Wochen bist du so ernüchtert wie ein trockengelegter Alkoholiker, dem sich die Nackenhaare kräuseln, wenn er Schnaps riecht. Bei dir wird es Ludwig Zipka sein … Nach sechs Wochen zucken dir die Mundwinkel vor Hysterie, wenn du ihn nur von weitem reden hörst!
    Kathinka, nimm ihn jetzt, wie er ist, gönne dir die Lust des Liebens – aber denke nie daran: Bleib bei mir!
    Was verstehst du davon? widersprach das Gefühl dem Verstand. Du wirst es nie begreifen können, daß man sich danach sehnt, in zwei starken Armen zu liegen und die ganze laute, schreckliche Welt

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