Liebe läßt alle Blumen blühen
Tinka.«
»Wenn wir sie einem Arzt anvertrauen, können wir das sehr wohl.«
»Dann kommt sie in eine Anstalt.« Er rutschte näher an Kathinka heran, küßte ihre Schienbeine, die Knie und die Innenseite ihrer Schenkel. Sie preßte die Beine zusammen und krallte beide Hände in seine Haare. »Laß das!« wehrte sie mit belegter Stimme ab. »Fang nicht schon wieder an! Entpuppe dich nicht als medizinisches Wunder! Ich weiß es ja, du bist der stärkste aller Männer – zufrieden?«
»Irgendwo muß Lulu ja herkommen«, kam Zipka zum Thema zurück und legte seinen Kopf in Kathinkas Schoß. Es war ein warmes samtiges Bett. »Sehen wir von dem Unsinn ab, daß sie aus Oberpfaffenhofen auf Korsika stammen will – irgendwo auf der Welt muß doch jemand sein, der sie vermißt. Ein Mädchen wie sie hat Verwandte, Bekannte, Freunde – meinetwegen auch Liebhaber. Letztere sogar bestimmt, denn sie sieht nicht gerade unschuldig aus. Einen von diesen Menschen müssen wir einfach finden. Dann wissen wir auch, wer sie ist.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Ich setze ihr Bild in die Zeitung. Dazu den flotten Text: ›Wer mich kennt, mag mir mal schreiben!‹ – Toll, was? Ist das eine Idee? So etwas fällt nur dem genialen Ludwig Zipka ein.«
»Allerdings! Gestern hätte ich dir dafür noch einen Tritt gegen das Schienbein gegeben …«
»Und heute?« Er hob den Kopf.
Sie faßte nach ihm und drückte ihn zurück in ihren Schoß. »Bleib liegen, du Scheusal!«
»Wir werden sehen, wer sich dann meldet.«
»Oberpfaffenhofen.«
»Das wäre zu schön! Aber ich bin ganz sicher, daß es eine Reaktion geben würde. Die wenigsten Menschen sind völlig allein, sie glauben das bloß. Man macht sich nur nicht die Mühe, ihr Leben aufzudecken. Doch genau das werden wir bei Lulu tun.«
»Von der Moulin St. Jacques aus?«
»Warum nicht? Ich werde sie fotografieren, die Bilder an verschiedene deutsche und französische Zeitungen schicken und dann abwarten.«
»Du wirst dich wundern, was da an Zuschriften eintrudeln wird.« Kathinka lachte leise. »Jeder wird glauben: Aha, das ist eine neue Call-Girl-Masche! Du wirst dich durch nichts als Schweinereien wühlen müssen – ich habe das kennengelernt.«
»Deine Anzeige damals! Dame mit eigenem Wagen …«
Sie nickte und streichelte sein Gesicht. »Ich kam mir vor, als läge ich nackt auf dem Kröpcke von Hannover, das ist so was ähnliches wie bei euch der Stachus … Aber daran will ich nicht mehr denken.«
Zipka dehnte sich, hob den Kopf und küßte Kathinkas Brust.
»Sortieren wir also einmal die potenten Herren, die sich melden, aus. Dann bleibt noch jemand hängen, der sie bei ihrem Namen nennt, der sie also kennt! Und dann haben wir's! Dann ist auch eine gezielte Therapie möglich. Man kann ihr dann das vergessene Leben so lange einhämmern, bis sie sich wieder daran erinnert.«
»Mit anderen Worten: Wir haben die schöne Lulu noch lange am Hals …«
»Ich würde das nicht so bitter ausdrücken, Tinka. Das Mädchen braucht uns jetzt! Wenn wir uns nicht um die Kleine kümmern, verschwindet sie in der Anonymität irgendeiner Klinik.« Er hob die Arme und zog Kathinka erneut an sich. »Ich verspreche dir, Liebling, daß ich sofort mit den Nachforschungen beginne.«
Kathinka seufzte, küßte seine Augen und kniff ihn in die Bauchfalte. »Man kann dir ja nichts abschlagen«, sagte sie leise. »Jetzt nimm deine Hände weg, sei brav, zieh dich an und denk daran, daß wir noch zurückfahren müssen.«
Sie kamen erst bei Einbruch der Dunkelheit zurück.
Mit größter Mühe hatte Zipka den Wagen in Ordnung gebracht. Nicht nur die Zündkerzen waren, wie er vermutet hatte, grauenhaft verrußt, auch der Zündverteiler funkte nur in Abständen. Zipka rüttelte an Leitungen und Schnüren, hantierte mit Isolierband und einer kleinen Stahlbürste, putzte, schabte, umwickelte und probierte, bis der Motor unwillig ansprang und sie die Heimfahrt antreten konnten.
»Du bist ja ein Künstler!« rief Kathinka und küßte Zipka fröhlich. »Was war denn kaputt?«
»Keine Ahnung. Ich habe auf gut Glück da gewickelt und gebürstet, wo etwas sein könnte. Schnell ins Auto – damit es sich die Sache nicht anders überlegt!«
Die Fahrt zur Mühle erfolgte in Etappen. Neunmal blieb der Wagen stehen, neunmal baute Zipka die Zündkerzen aus und stellte fest, daß sie wieder total verrußt waren.
»Du bist zu fett!« sagte er. Es war bei der fünften Etappe.
Kathinka fuhr herum. »Was
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