Liebe läßt alle Blumen blühen
hast du gesagt?«
»Dein Superauto! Die Benzinzufuhr klappt nicht. Es bekommt zuviel Sprit, oder das Luftgemisch stimmt nicht – was weiß ich? Ich habe keine Ahnung! Auf jeden Fall verrußen die Kerzen dauernd und verrecken dann! Immerhin – wir arbeiten uns in Sprüngen vorwärts! Auch so kommt man um die Welt …«
Schon von weitem sahen sie, daß rund um die Mühle alles hell erleuchtet war. Die Scheinwerfer eines Feuerwehrautos brannten, drei weitere Standscheinwerfer erhellten das Etang-Ufer, auf dem Wasser schwammen drei Boote, in denen Männer saßen, die die Seeoberfläche ableuchteten, auf dem Mühlenvorplatz waren einige Wagen aufgefahren, als wollten sie eine Wagenburg bilden.
»Du meine Güte!« sagte Zipka und wischte sich die Augen aus. Er fuhr jetzt Kathinkas Wagen und verschwieg ihr, daß er ihr eigentlich Abbitte leisten mußte. Die kleine Rakete lag verdammt gut in der Hand und führte einen dauernd in Versuchung, das Gaspedal voll durchzutreten. Außerdem, so fand er, saß man hinter dem Steuer bequemer als auf dem Nebensitz.
»Andratte läuft zur Hochform auf! Welch ein Glück …«
»Wieso?«
»Ich meine Lulu. So irre ist sie wieder nicht, daß sie oben am Fenster erscheint und ruft: ›Huhu, hier bin ich!‹«
»Und was machen wir jetzt?« fragte Kathinka ziemlich hilflos.
»Wir greifen in das Geschehen ein und lenken es in andere Bahnen! Mein Schatz, habe nur Vertrauen zu Zipkas Ideen.«
Vertrauen allein nützt nichts, wenn die äußeren Umstände dagegen sind. Zipka ahnte es, als sie die Mühle erreicht hatten. Der Vorplatz sah aus wie ein Jahrmarkt. Dupécheur war mit einem Kombiwagen gekommen und hatte eine Art kaltes Büffet aufgebaut ein Fäßchen Rotwein angezapft und saß nun auf einem Klappstuhl neben seiner Freiluft-Bar, gestikulierte mit beiden Armen und schrie sofort, als er Zipka erblickte: »Monsieur! O, pardon, Madame. Endlich kommen Sie! Ein Glas Pinot? Dazu frischen Ziegenkäse? Messieurs, er ist endlich da! Sehen Sie da drüben den Herrn mit der Glatze? Das ist Kommissar Flacon aus Arles. Dr. Bombette kennen Sie ja. Und da hinten kommt gerade Alain aus dem Wasser. Jawohl, der Froschmann. Er ist der Chauffeur des Marquis de Formentiére. Ein mutiger Bursche! Hat schon allerhand aus dem Etang geholt: ein verrostetes Fahrrad, drei Gummischläuche, eine vergessene Reuse und eine große Puppe! Als er damit auftauchte, haben wir alle ›Ha!‹ geschrien und geglaubt, jetzt hat er sie gefunden. Nicht doch einen Pinot, Madame? Riechen Sie mal … Na, Sie riechen nichts? So frisch ist der Ziegenkäse! Gleich wird ganz Mas d Agon hier sein und an dem großen Tag teilnehmen!«
Zipka und Kathinka lehnten dankend ab und begrüßten Dr. Bombette. Er hockte auf dem Trittbrett des alten Feuerwehrwagens und kaute an einem Stück Hartkäse. Sein Weinglas balancierte er auf dem linken Knie.
»Gleich ist es soweit«, rief er mit glänzenden Augen. »Das Boot haben sie gefunden. Liegt vier Meter tief auf Grund. Alain wird sie im nächsten Versuch heraufholen.«
»Wen?« fragte Zipka verblüfft.
»Unsere arme Irre!« Dr. Bombette trank sein Glas aus und stellte es an einen zusammengerollten Schlauch. »An dieser Stelle ist kaum Strömung. Sie kann nicht weit abgetrieben sein. Ekelhaft!«
»Das kann man wohl sagen«, meinte Zipka. »So zu sterben …«
»Nicht die Tote, der ganze Rummel hier! Die Leute machen daraus ein Volksfest! Sehen Sie diesen Dupécheur an: Schamlos! Eine Sauf- und Freßtheke wie beim Nationalfeiertag! Nur die Fahne fehlt noch. Und seine vielen Orden hat Dupécheur nicht angelegt. Oder nehmen Sie Andratte: Bisher hat er sich zwölf mal für die Presse fotografieren lassen! Zwölf mal! Neben dem Froschmann Alain, Arm in Arm mit ihm, einmal sogar bis zu den Knien im Wasser, dann neben Kommissar Flacon, der diesen Blödsinn auch noch mitmacht, viermal mit der langen Suchstange in der Hand, zweimal im Schlauchboot mit Duallier, eine Fackel schwingend und vorhin sogar mit einem Suchhund, der gar keiner ist! Es ist der taube Köter von Wanourit, dem Schuster. Andratte will der berühmteste Polizist von Frankreich werden. Aber meine Stunde kommt auch noch! Wenn sie erst die Arme aus dem Wasser gezogen haben und ich trete heran, beuge mich über sie und sage mitten in die Blitzlichter der Kameras hinein: ›Sie ist tot. Ertrunken!‹ – das wird alles übertreffen!« Bombette zuckte plötzlich zusammen. »Ha! Jetzt geht Alain wieder ins Wasser! Monsieur, Madame – in
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