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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spucke ich zurück. Das bin ich meiner Ehre schuldig! – So, und jetzt fahr ab, mein Liebling.«
    Nach einer knappen halben Stunde erreichten sie das ringsum abgesperrte Landgut des Marquis de Formentiére. Durch ein großes Tor gelangte man in einen weiten Innenhof, dessen hinteren Abschluß das breit daliegende Herrenhaus bildete. Links und rechts lagen Stallungen, Scheunen, Magazine, Garagen und Hallen für die Landmaschinen. Im Torhaus wohnte anscheinend der Froschmann und Chauffeur Alain, merkwürdigerweise der einzige Angestellte des großen Besitzes. Das Gut war im provenzalischen Stil erbaut, sehr rustikal und sehr romantisch, auch sehr wehrhaft mit seinen dicken Natursteinmauern.
    Raoul de Formentiére stand in der breiten Tür des Herrenhauses, als die beiden Wagen in den Innenhof fuhren. Dann erschienen auch zwei ältere Frauen, denen man die Bäuerinnen der Camargue ansah – sie waren nur tagsüber auf dem Gut und wurden abends in ihr Dorf zurückgebracht. Zu diesem Zweck stand ein alter Renault bereit; undenkbar, daß man sie in der Luxuslimousine sitzen ließ.
    Mit ausgestreckten Händen ging der Marquis auf Kathinka Braun zu. »Willkommen!« rief er enthusiastisch, »willkommen! Erwarten Sie keinen Palast, Madame, aber hier sind Sie sicher vor Geistern, Spuk und plötzlich auftauchenden Menschen ohne Gedächtnis.«
    »Sie haben es hier wunderbar, Marquis!« Kathinka blickte sich um und gewahrte gerade noch das große Tor, das sich wie von Geisterhand selbst schloß. Ein Luxusgefängnis, dachte sie unwillkürlich. Wenn der Marquis es nicht will, kommt hier keiner mehr heraus! Eine abgeschlossene Welt, um die sich niemand kümmert.
    Ein leichter kühler Schauer lief über Kathinkas Rücken. Sie sah zu Zipka hin und war glücklich, daß er bei ihr war. Anscheinend ließ er sich durch nichts beeindrucken. Er stieg aus dem Sportwagen, machte wieder seine gewohnten Lockerungsübungen, rief laut »Uff!« und gähnte ungeniert.
    Der Marquis sah ihn indigniert an. »Machen Sie das immer?« fragte er.
    »Was?« gab Zipka unschuldig zurück.
    »Dieses komische Turnen, wenn Sie aus dem Wagen steigen?«
    »So kann nur einer fragen, der nicht um des Gefühles willen, in einer Rakete zu sitzen, seine Muskeln und Sehnen in Falten legt. Aber es ist ja der Wagen meiner Frau. Ich selbst bevorzuge Autotypen, wo man wie in einem Klubsessel sitzt. Sie müssen nämlich wissen, daß ich ein bequemer Mensch bin.«
    Das Innere des Herrenhauses war überwältigend wertvoll und doch angenehm einfach. Die Möbel waren echte Antiquitäten, die Bilder an den gekalkten Wänden wahre Museumsstücke, die Teppiche auf den Klinkerböden so wertvoll, daß man versucht war, um sie herumzugehen. Raoul de Formentiére schien ein Liebhaber und Kenner der Antike zu sein, überall, wo man etwas abstellen konnte, standen Ausgrabungen: Töpfe, Schalen, Gliedmaßen aus Marmor, kleine Amphoren aus Glas, Ton oder Stein, mythische Tierplastiken, Münzen, Versteinerungen. Der riesige Wohnraum wurde von einem aus dicken Flußsteinen gemauerten Kamin beherrscht. Hier stand die einzige moderne Einrichtung: eine Sesselgruppe aus naturbelassenem Büffelleder von Stieren der Camargue.
    »Phantastisch!« sagte Kathinka und meinte es ganz ehrlich, obwohl ihr inneres Frieren zunahm. »Ich kann es beurteilen, Marquis, ich bin Architektin.«
    »Welch ein Zufall und welch ein Glück!« rief der Marquis mit großer Geste aus. »Seit einem Jahr trage ich den Plan mit mir herum, das Haus umzubauen. Madame – ich lege es in Ihre Hände! Wollen Sie meinen Besitz neu gestalten? Ich schreibe Ihnen nichts vor – ich beuge mich voll Ihrer Phantasie.« Er drehte sich herum und blickte Zipka an, der an dem wirklich riesigen Kamin stand und über die in Jahrmillionen rund geschliffenen Flußsteine strich. »Sie sind auch Architekt?«
    »Nein. Designer.«
    »Innenarchitekt?«
    »Man kann es kaum so nennen.« Zipka lehnte sich gegen den Kamin und begann zu dozieren: »Wenn man beispielsweise einen Barsch fängt, lateinisch Perca fluviatilis, dann kennt sich ein guter Angler genau in der Psyche dieses Fisches aus. Er wird ihn anders locken als eine Forelle oder einen Karpfen …«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte der Marquis irritiert.
    »Mein Beruf ist etwas ungewöhnlich. Ich entwickle Lockmittel für Fische.«
    »Und davon kann man leben?«
    »Solange es Fische gibt …« Zipka nickte zur Seite. »Sie haben in dem Kamin nie Feuer angemacht?«
    Raoul de Formentiére

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