Liebe läßt alle Blumen blühen
wieder herum! Ein Wunder!«
»Das beruhigt mich ungemein.« Der Marquis zeigte auf den wartenden Andratte. »Bei derartigen Unklarheiten ist doch ein polizeiliches Protokoll sinnlos. Sergeant, warten Sie ab, bis Bondeau seine Starre bekommt …«
»Das kann man vertreten.« Der Sergeant packte schnell sein Protokollbuch weg. »Bringt Marcel heim …«
»Wohin?« fragte der Marquis.
»Heim! Wo er hingehört, in sein Haus. Seine Josephine kennt das.«
»Aber wenn er nun wirklich tot ist?«
»Ich protestiere!« rief Dr. Bombette und schnippte mit den Fingern. Dupécheur reichte ihm ein Glas Kognak. »Ich lasse mir von Laien nicht meine Diagnose anzweifeln.«
»Ich schlage vor, wir einigen uns auf einen Kompromiß: Bondeau wird in der Friedhofskapelle aufgebahrt, und mein Diener Alain hält die Wache«, sagte der Marquis.
Sergeant Andratte wedelte mit dem Protokollbuch. »Unmöglich! Der Pfarrer weigert sich, Bondeau noch einmal aufzunehmen, nachdem er ihn dreimal vergeblich ausgesegnet hat! Niemand ist bereit, Bondeau aufzunehmen.«
»Die Polizei«, meinte Zipka.
Andratte bedachte ihn mit einem giftigen Blick. »Es ist nicht Aufgabe der Polizei, Scheintote zu beherbergen. Auch nicht bei Ihnen in Deutschland, Monsieur!«
»Aber Sie haben doch sicherlich eine Ausnüchterungszelle?«
»Da gehört kein Toter hinein – wenn er tot ist.«
»Bleibt nur das Hospital von Arles«, sagte Kathinka bedrückt.
»Ein Hospital nimmt nur Kranke auf, aber keine Toten.« Andratte wischte sich den Schweiß von der Stirn und schnaufte asthmatisch. »Was sagen Sie, Doktor?«
»Ich sage«, donnerte Dr. Bombette, »daß niemand Bondeau will! Ein Hospital braucht eine Einweisung! Was soll ich schreiben, he? Alkoholschock? Die halten mich in Arles für verrückt, wenn er wirklich tot ist. Schreibe ich Schocktod und er lebt – wie stehe ich dann da? Man kann es drehen und wenden, es bleibt immer das gleiche: Der Kerl bringt uns nur Scherereien!«
»Aber irgendwohin muß der doch!« sagte der Marquis jetzt energisch. »Er kann doch schließlich nicht hier liegen bleiben!«
»Auf keinen Fall!« rief Dupécheur, der bisher geschwiegen hatte. »Ich besitze eine Gastwirtschaft, aber keine Ausweichleichenhalle!«
»Ich hätte eine Idee.« Ludwig Zipka hob den Finger wie ein Schuljunge, der sich meldet. »Die Feuerwehr von Mas d'Agon! Wir legen ihn in den Wagenschuppen der Feuerwehr. Da ist er sicher und stört keinen.«
»Sehr gut! Und mein Diener bewacht ihn!« Der Marquis nickte beifällig. »Hat die Polizei vielleicht auch da etwas dagegen?«
»Man muß nur diskutieren, dann kommen die Ideen – ich sage es immer!«
Sergeant Andratte blickte auf den stillen Bondeau. Auch ihm kamen Zweifel. So hatte Bondeau noch nie ausgesehen. Vielleicht sollte man Josephine holen? Die kannte besser die Einzelheiten dieses Zustandes ihres Mannes. »Bringen wir ihn also ins Spritzenhaus. Wie lange kann es dauern, Dr. Bombette?«
»Fragen Sie mich das nicht.« Der Arzt horchte Bondeau ab und schüttelte dann den Kopf. »Nichts! Aber das kennen wir ja. Wer hat ihn niedergeschlagen?«
»Ich!« Zipka hob die Schultern. »Wenn ich gewußt hätte …«
»Versinken Sie jetzt nicht in Selbstbeschuldigungen, Monsieur. Seit Jahren warten wir darauf, daß Bondeau uns nicht mehr zum Narren hält und wirklich tot ist.«
»Ich habe aber nicht den Ehrgeiz«, sagte Zipka heiser, »unbedingt der auslösende Faktor zu sein. Kann man denn Bondeau keine Injektion geben?«
»Wozu?« Dr. Bombette lachte meckernd. »Jedes Medikament wird doch durch die ungeheure Konzentration von Alkohol zerstört. Da könnte ich auch eine Kognakflasche injizieren!«
Allmählich füllte sich Dupécheurs Gastwirtschaft mit Neugierigen. Es hatte sich herumgesprochen, daß Bondeau wieder einmal auf dem Rücken lag und nun zur Abwechslung bei der Feuerwehr untergebracht werden sollte. Das alarmierte den Leiter der Feuerwehr von Mas d'Agon, den wackeren Dulallier, der mit den Worten hereinstürmte: »Protest! Protest! Ich schließe das Spritzenhaus nicht auf! Erst muß garantiert werden, wer die Säuberung bezahlt.«
»Säuberung?« fragte der Marquis konsterniert. Die Dinge bekamen ein anderes Gesicht. »Was soll denn da zu säubern sein?«
»Oh, wie können Sie fragen?« Dulallier sank auf einen Stuhl und starrte auf den starr daliegenden Bondeau. »So harmlos sieht er aus! Aber wehe, wenn er aufwacht! Da spuckt sein Körper aus allen Öffnungen aus, was er nicht haben will. Und
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