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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden?«
    »Mein Gott, laß doch jetzt diesen Blödsinn, Wig!« sagte sie gequält.
    »Das ist kein Blödsinn, sondern ein offizieller Heiratsantrag.«
    »Jetzt? Hier? In dieser verzweifelten Lage denkst du ans Heiraten?«
    »Das ist genau der richtige Augenblick, Tinka. Ich muß wissen, ob du mich wirklich liebst …«
    »Wenn du das noch nicht gemerkt hast …«
    »Wollen wir heiraten?«
    »Ja …« Sie legte den Kopf zurück, drückte beide Hände auf die Augen und begann zu weinen. »O Wig, Wig … Das soll nun unsere glücklichste Stunde sein! Wie habe ich mir diesen Augenblick ausgemalt …«
    »Es ist auch ein besonderer Augenblick, Tinka. Wir zwei werden uns von nun an durch diesen Urlaub durchnagen wie die Biber, denen kein Baumstamm zu dick ist – sie fällen ihn doch mit ihren Zähnen! Wir bleiben in Mas d'Agon! Man soll nie sagen, daß sich ein Ludwig Zipka aus dem Staub macht, wenn mal ein scharfer Wind weht! Ich werde den Marquis bitten, die Staatsanwaltschaft in Aries anzurufen. O Tinka, wie liebe ich dich …«

15
    Als die Nacht über das Land hereinbrach, begann es Alain ungemütlich zu werden. Marcel Bondeau lag noch immer regungslos auf seiner Decke. Dupécheur hatte zwei Lampen und vier große Kerzen gebracht, Florence einen Spankorb mit Brot, Butter, Käse, Wurst und kaltem Fleisch. Auch drei Flaschen Wein kamen auf Rechnung des Herrn Marquis; Emile Andratte hatte dienstlich nach Bondeau gesehen und in seinem Buch notiert: »21.17 Uhr: Asservierte Person noch tot.«
    Feuerwehrhauptmann Dulallier vergewisserte sich ebenfalls vom Zustand Bondeaus, und Dr. Bombette endlich hob Arme und Beine Marcels an und konstatierte tief ergriffen: »Noch immer keine Spur von Starre! Aber auch kein Atem! So was!«
    Josephine Bondeau ließ sich nicht blicken. Sie hatte ihre Hammelkeule verzehrt, eine ganze Flasche Wein getrunken und lag jetzt auf ihrem Bett, leise vor sich hin lallend. Plötzlich verstand sie die Welt ihres Mannes Marcel. Sie war schöner mit vollem Bauch und einem umnebelten Hirn. Sie war schöner, das Leben war erträglicher. »Mon chérie …«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Ich habe dich verkannt. Verzeih deiner Josephine …«
    Weit nach Mitternacht – Alain war auf seinem Stuhl eingeschlafen – weckte ihn ein lautes Husten. Er fuhr hoch, und nun verstand er völlig, warum damals das betende Mütterchen in der Kapelle klaglos umgefallen war, als Bondeau sich aus dem Sarg erhob.
    Für jeden Menschen mit normalen Nerven war so ein Anblick höchst schockierend: Marcel Bondeau saß inmitten der brennenden Kerzen, kratzte sich seinen entblößten Oberkörper, hustete stark und sprang plötzlich auf die Beine. Er blickte wild um sich und rief: »Wo kann man hier austreten? Ich platze …«
    »Nicht hier!« stieß Alain hervor und sprang gleichfalls auf. Er stieß gegen die Hintertür und zeigte hinaus in die Nacht. »Raus! Hinter dem Haus! Und laß dich nicht wieder blicken, bis du …«
    Marcel Bondeau grinste und verschwand blitzartig in der Dunkelheit.
    Alain packte unterdessen den Korb mit den Eßwaren aus, um nach dem Befehl des Marquis für gute Laune von Bondeau zu sorgen.
    Mit einer Schnelligkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, war Marcel wieder im Spritzenhaus und zog die Hintertür zu. »Da kommt einer!« keuchte er heiser.
    »Hinlegen!«
    Bondeau warf sich wieder auf die Decke, streckte sich aus, faltete die Hände und versuchte, seine Atmung zu verringern. Aber die schnellen Bewegungen hatten Folgen: Seine Brust hob und senkte sich lebhaft, und das konnte er nicht verhindern. Bei einem Toten ist so etwas unmöglich. Geistesgegenwärtig zog Alain die Decke bis zu Bondeaus Kinn und löschte die Kerzen aus. Das Licht der kleinen Lampe tauchte die liegende Gestalt in eine milde Dämmerung.
    Sergeant Andratte kam herein. Er blieb an der Tür stehen und schnupperte wie ein Hund. »Alles klar?« fragte er leise. »Er stinkt …«
    »Unsinn!« Alain hob ein Paket hoch. »Das ist Sabaronds Ziegenkäse. Was ist los, Andratte? Wieso kontrolliert die Polizei nun auch Tote?«
    »Es gibt da ein Problem, Alain. Dein Marquis hat mich angerufen. Er hat mir erklärt, daß ich unmöglich aussagen könne, ich hätte gesehen, wie Monsieur Zipka der Deutsche, Marcel geschlagen hat. Er hat nämlich gar nicht geschlagen, sagt der Marquis. Er wollte wohl schlagen, aber bevor die Faust an Bondeaus Kinn landete, fiel unser Marcel schon um. Das konnte ich nicht sehen, ich stand nämlich im falschen

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