Liebe, Sex und andere Katastrophen
wieder brauchen.«
Fragend krauste sie die Stirn.
»Schon vergessen? Du willst dein Fohlen besuchen.«
Ihre Augen wurden groß. »Echt? Du fährst morgen wieder mit mir zum Reitstall?«
»Klar. Ich muss doch überprüfen, ob du alles richtig machst.«
Voller Euphorie umarmte sie ihn und brachte sie damit beide aus dem Konzept.
»Okay, dann … gute Nacht. Schlaf gut.«
»Du auch. Und … danke …« Lauren sah ihm mit gemischten Gefühlen nach, als er wegfuhr.
»Na, neu verliebt?« Ertappt drehte sie sich um. Ihre Mutter stand auf der Veranda.
»Äh, nein, wie kommst du darauf?«
»Schau mal in den Spiegel.«
»Keine Zeit, ich muss lernen! Und morgen bin ich wieder weg.«
»Mit ihm?«
»Äh, ja …«
»Sieht nett aus, der Junge. Wie heißt er?«
»Noel. Er kommt ursprünglich aus Paris.«
»Paris? Wie interessant.«
Gemeinsam gingen sie ins Haus. Aliza saß vor dem Fernseher. Wie gewohnt sah sie sich ihren Lieblingsfilm an. Twilight – Biss zum Morgengrauen .
»Den hast du doch schon mindestens hundert Mal gesehen«, bemerkte Lauren und schüttelte den Kopf.
»Egal, ich kann ihn immer und immer wieder ansehen, weißt du. Ich liebe nämlich Jacob und wünsche mir, dass Bella mit ihm zusammenkommt! Edward ist potthässlich, igitt, ich weiß nicht, was sie an dem findet«, erklärte Aliza ernst und knetete den Saum ihres Pyjamaoberteils vor Nervosität.
»Tja«, warf ihre Mutter lächelnd ein, »die Wege der Liebe sind manchmal unergründlich.«
»Wem sagst du das.« Lauren huschte die Treppe hoch, ehe ihre Mutter diese Aussage hinterfragen konnte.
***
Die halbe Nacht lag sie wach und ließ den Tag immer wieder Revue passieren. Princess, Herb, der Reiterhof, Chantal, Luis. Und Noel. Ihre Gedanken kreisten besonders um Noel. Was hatte das bloß zu bedeuten? Sie mochte ihn doch nicht. Aber … irgendetwas hatte sich heute Nachmittag verändert. Er hatte ihr eine neue Seite von sich gezeigt. Dass er hinterlistig, gemein und schadenfroh war, wusste sie inzwischen. Doch so, wie es aussah, hatte er mehr als nur ein Gesicht. Das hat er dir doch schon in der Nacht gezeigt, als du mit ihm geschlafen hast, hätte Ina jetzt gesagt. Und sie hätte recht. In dieser Nacht war er sanft, fürsorglich und liebevoll gewesen. Bis zu dem Punkt, an dem seine Scharade aufgeflogen war. Aufhören! So einfach verzieh sie ihm nicht, nur weil er … weil er ihr Princess geschenkt hatte. Sie seufzte und presste das Kopfkissen an die Brust. Was sollte sie nur von dem Ganzen halten? Was spielst du da für ein Spiel, Noel Maison?
Auch eine kalte Dusche am nächsten Morgen vertrieb die Hirngespinste nicht. Im Gegenteil. Das Wasser kurbelte ihre Fantasie noch an. Während des Frühstücks versuchte sie vergebens, ihre Unruhe zu verbergen.
»Dieser Noel muss ja was ganz Besonderes sein«, bemerkte ihre Mutter und zwinkerte Aliza zu.
»Vielleicht ist er für Lauren das, was Jacob für mich ist?«
»Ach, quatsch«, wehrte Lauren ab und ging ans Fenster. Als er endlich kam, eilte sie in den Flur hinaus und schnappte sich im Vorbeigehen den pinken Helm, in den Aliza sich gestern Abend noch verliebt hatte.
»Moment«, rief ihre Mutter tadelnd. »Vergiss nicht deinen Test. Also komm nicht zu spät heim.«
»Den hab ich erst am Dienstag, also noch genug Zeit zum Lernen.«
Noel erwartete sie mit einem Lächeln. Laurens Herz schlug Purzelbäume.
***
Princess kam Lauren neugierig entgegen, als Noel die Boxentür öffnete.
»Sie freut sich auch, dich zu sehen«, stellte er fest und lächelte.
In Laurens Bauch erwachten Schmetterlinge zum Leben. Sie freundete sich mit Cloe an, durfte beim Ausmisten der Ställe und bei der Fütterung helfen, sattelte Herb und hielt sich eleganter im Sattel als gestern. Nach dem Ausritt zeigte Noel ihr, wie man richtig striegelte, und ließ es Lauren dann selbst versuchen. Anfangs tänzelte Herb unruhig hin und her, hielt schlussendlich aber still und genoss die Reinigung mit erkennbarer Zufriedenheit.
»So ist es gut«, lobte Noel und trat von hinten an Lauren heran. »Du lernst wirklich schnell.«
Sie hielt unbewusst den Atem an. So nah war er ihr bisher nur einmal gewesen. In jener Nacht, als …
»Was sagt deine Mutter zu Princess? Hat sie den Schock schon verdaut?«
»Ich hab ihr noch nichts davon gesagt.« Ihre Stimme klang seltsam rau.
»Warum nicht?«
Irrte sie sich oder hatte er eben mit seiner Schulter die ihre berührt?
»Weil ich es selbst irgendwie nicht glauben
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