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Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
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Sache verging und er die Idee verwarf. Jetzt holte er die Problematik des Todesbewusstseins wieder hervor und verfolgte einen anderen Weg, kam jedoch nur langsam voran.
    Bereits im Herbst hatte er zu mir gesagt, er würde dieses Jahr nicht mehr mitkommen, den Weihnachtsbaum auszusuchen, ich solle allein gehen, wenn ich Lust dazu hätte, letzten Endes könne ich den Baum auch beim Gemüsehändler in Nyék kaufen, der würde es genauso tun. Ich vertraute darauf, dass er aus Rücksicht auf Onkel Lajos doch mitkommen würde. Denn solange Onkel Lajos mit seinem kranken Bein in die Sóház Straße ging, würde auch er mitkommen. Denn Onkel Lajos ging, trotz kranken Beins, jedes Jahr in die Sóház Straße. Ihm und Tante Judit war es nämlich auch nicht egal, was für einen Weihnachtsbaum sie hatten. Sie mussten einen schönen, großen Baum für die Mitte des Zimmers haben, der in dem vier Meter hohen Raum entsprechend wirkte. Den schönsten Baum der Stadt! Bei ihnen fand stets das große, gemeinsame Familienweihnachtsfest am ersten Feiertag statt.
    Mit Onkel Lajos trafen wir uns jedes Jahr auf dem Dimitrow Platz am Ende der Sóház Straße (der Platz heißt jetzt wieder Vámház Platz wie früher, und der bulgarische Kommunist Georgi Dimitrow ist in Vergessenheit geraten). Und dann machten wir uns zu dritt auf die Jagd. Ich war der Treiber, sie waren die Jäger: Ich hob die Bäume an, räumte ganze Berge von Tannen beiseite, manchmal einen halben Stand, und sie suchten aus, wobei natürlich vor allem Onkel Lajos mit den Verkäufern verhandelte und scherzte. Die Verkäufer konnten uns wegen des Durcheinanders, das wir verursachten, einfach nicht böse sein, da Onkel Lajos in einem beeindruckend überlegenen und doch familiären Ton mit ihnen sprach. Er stellte sich zum Schein auf ihre Seite und beurteilte meine Tätigkeit aus ihrer Sicht.
    „Stimmt’s, mein Neffe kann schon ne Menge stemmen? Hut ab, Tamás. Wie ein Gebirgssturm wirfst du die Stämme hin und her. Leg den dort am Rand ordentlich zurück, nicht, dass der Meister nach uns aufräumen muss.“
    Vater sah mich stolz an. Und ich schichtete glücklich die Stämme um, vom Tannengeruch völlig benebelt. Wir trugen den Baum von Onkel Lajos zu dritt zu ihnen nach Hause, wo Tante Judit die Jäger mit Rumkaffee erwartete. Danach gingen Vater und ich zurück in die Sóház Straße, um den kleineren Baum, den man für uns reserviert hatte, abzuholen und nach Nyék zu bringen.
    Mutter und ich hofften insgeheim, dass es am Ende auch dieses Jahr so sein würde. Vater würde es sich bestimmt noch anders überlegen und mitkommen. Und so wäre es auch gekommen, wenn Onkel Lajos und Tante Judit einen Weihnachtsbaum gekauft hätten. Das taten sie dieses Jahr jedoch nicht. (Deshalb kaufte ich unseren Baum schließlich in Nyék beim Gemüsehändler.) Das wussten wir jedoch noch nicht, da ja erst Nikolaustag war, an dem in normalen Familien noch keiner an den Weihnachtsbaumkauf denkt.
    Das erzählte ich Schwesterchen in der Straßenbahn, da die Stille zu groß war, natürlich in einer etwas vereinfachten Version, also ohne zum Beispiel die Kategorien zu erwähnen. Sie sagte nichts. Hörte mir jedoch dankbar zu. Und als ich von Onkel Lajos sprach, lächelte sie sogar. Ich sah ihr an, dass sie sich ihn vorstellte. Und als sie die Sóház Straße voller Tannen erblickte, fragte sie entsetzt:
    „Und das willst du alles umräumen?“
    „Ach, was“, antwortete ich überlegen. „Der Profi spürt, welchen Stapel er durchsuchen muss. Wo sich der Baum befindet.“
    „Der schönste Baum der Stadt?“, fragte sie lächelnd.
    „Nun ja“, sagte ich.
    „Und woher weißt du, dass es der Schönste ist?“
    „Weil es unserer ist“, gestand ich. „Man schaut sich einige Bäume an, kauft dann einen schönen und behauptet, das sei der schönste Baum von Budapest gewesen.“
    „Zwei Bäume“, sagte sie. „Du siehst, ich passe auf. Einer der beiden gehört deinem Onkel und deiner Tante.“
    „Natürlich, zwei. Gut, lassen wir die Tannen.“
    Ich dachte allmählich, sie mache sich über mich lustig. Dabei hörte sie mir mit glänzenden Augen zu.
    „Du sprichst darüber, als würdest du Frauen hin- und herräumen“, sagte sie und lachte. „Und welche Frau ist die Schönste? Eure oder die deines Onkels?“
    „Natürlich die meines Onkels. Die Tanne ist vielleicht wirklich die schönste Tanne der Stadt. Sie gehört in die Kategorie der sogenannten
vier Meter hohen, perfekten
. Das ist die

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