Liebe und andere Parasiten
Haushälterin.«
»Dann mögen sie das wohl?«
»Einer von ihnen ist ein Pakistani aus England.« Sie zuckte die Achseln. »Die englischen Engländer mögen es auch.«
Zuri rümpfte die Nase und setzte sich mit jähem erschöpftem Ausatmen auf einen Hocker an der Tischecke. Sie ruckelte verächtlich am Tisch und legte den mächtigen Ellbogen darauf, sodass er nicht mehr wackelte.
»Du solltest dir das von deinem Mann richten lassen«, sagte sie. »Wo ist er?«
»Arbeit suchen. Die Chinesen haben eine Fabrik aufgemacht.«
»Hast du noch welche von den Keksen? Warum kann er hier keinen Job kriegen? Eines der Autos fahren?«
»Er kann nicht fahren. Dabei brauchten sie einen Fahrer. Alle müssen als Fahrer einspringen, sogar sie.« Sie setzte den Wasserkessel auf und warf das gehackte Gemüse in einen breiten, flachen Topf.
Zuri fischte ein Tütchen mit Kürbissamen aus dem Plastikbeutel, den sie mithatte, und fing an, sie zu essen und die Schalen auszuspucken. »Ich dachte, sie wäre blind«, sagte sie.
»Nicht ständig«, sagte Batini unsicher.
»Hat sie nicht derzeit einen Mann?«
»Alex«, sagte Batini. Sie lachte. »Er ist nur zu Besuch.« Sie hörte auf, das bratende Gemüse umzurühren. »Er will mir immer beim Spülen helfen.« Sie hielt sich die Schürze vor den Mund und krümmte sich vor Lachen. Zuri beschleunigte ihren Samenverzehr.
»Er hat eine große Nase wie ein Schnabel«, sagte Batini.
»Lass das Essen nicht anbrennen.«
Batini wandte sich wieder dem Topf zu. »Ich kann sie hören. Sie sind in dem Zimmer über mir.«
»Eh.« Zuri verstand. »Und sie ist dreiunddreißig, und kein Mann, keine Kinder? Und vermutlich hat er auch keine Frau und keine Kinder, was? Wie alt ist er?«
»Älter. Mindestens vierzig.«
Zuri schüttelte den Kopf. »Was haben die? Hat es was mit dem Klima da zu tun?«
Batini stellte das Gas ab, verschränkte die Arme und baute sich vor Zuri auf. »Ich mag Bec«, sagte sie. »Sie muss keine Kinder haben. Warum sollte sie? Sie hat ein eigenes Haus und ein dickes Gehalt. Ich würde auch gern so leben. Warum nicht?« Sie legte sich eine Hand auf den Bauch und gestikulierte mit der anderen. »Ich sage zu meinem Mann: ›Wo ist das Kondom?‹, und er sagt: ›Wenn du willst, dass ich eins benutze, musst du das Kondom besorgen‹, und ich sage: ›Du bist der Mann, du benutzt es, also besorgst du es auch, du besorgst dir ja auch deine Unterhosen und T-Shirts selbst und benutzt sie, warum sollte ich dir deine Kondome aussuchen?‹ Natürlich hat er nie welche.«
Zuri neigte den Kopf zur Seite und hob die Augen zum Himmel, bis Batini zu reden aufhörte und die Flammen neu anzündete.
»Tja, jetzt bist du schwanger«, sagte Zuri befriedigt, und einen Moment später, während Batini ärgerlich am Boden des Topfes kratzte, fügte sie hinzu: »Du sprichst sehr gut von ihr, obwohl ihr Impfstoff anscheinend nicht wirkt.«
»Sie hat nie behauptet, dass er völligen Schutz bieten würde«, sagte Batini. Es gab ein Zischen aus dem Topf, als Tränen in das heiße Öl spritzten. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase und schniefte. »Ich will jetzt nicht an Huru denken.«
Ein Krachen von Metall auf Metall und brechendem Glas kam von der Straße draußen. Rufe und Schreie ertönten und unablässiges Hupen. Batini und Zuri liefen zum Tor und sahen, dass einer der großen weißen Toyotas des Impfstoffprojekts frontal gegen die Mauer einer Nachbarvilla geprallt war. Bec hielt immer noch das Lenkrad umklammert. »Tut mir leid, tut mir leid«, wiederholte sie in einem fort. Zwei Ärzte bemühten sich, die Hintertüren aufzubekommen und auszusteigen, und auf dem Sitz neben Bec war Alex vornübergesackt, die Stirn auf dem Armaturenbrett.
44
Becs Sehstörung kam plötzlich, war total und kurz. Sie sah noch gut, als sie das Tempo verlangsamte, um in das Anwesen einzubiegen, gar nicht mehr, direkt bevor das Auto die Mauer rammte, und gleich darauf fast wieder normal, als sie sich zum Beifahrersitz wandte, wo sie den leblos dahängenden Alex erblickte und das Blut, das stetig über den gewitterwolkengrauen Kunststoff kroch. Gar nicht so viel Blut, dachte Bec. Dann dachte sie: Ich habe ihn getötet. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Ist er tot?«, sagte sie. Haji hatte sich bereits aus dem Fond herausgearbeitet und inspizierte Alex’ Kopf, als Bec losschrie, sie müssten ihm helfen. Sie hatte beide Hände auf seiner Schulter und meinte, unbedingt irgendetwas unternehmen zu
Weitere Kostenlose Bücher