Liebe und andere Parasiten
nicht die Sorte Mensch, die du in deinem Haus haben willst.«
»Nicht angeln, aber nach Komplimenten fischen, hm?«
»Siehst du, das ist witzig, Bec, das ist die alte Bec, und wenn es nötig ist, dass ich die Flatter mache, damit sie wieder zum Vorschein kommt, dann sollte ich mich schleunigst verpissen, eh.«
Er wandte sich zum Gehen, und Bec rief ihn zurück und fragte ihn, ob er etwas trinken wolle. Dougie sagte, es sei schon gut, er wolle nichts, und Bec fragte, ob er sich ein Weilchen zu ihr setzen möge. Dougie kam und setzte sich ans andere Ende des Sofas. Er saß vorgebeugt auf der Kante und blickte auf seine Hände.
»Was hast du dir gedacht, als du versucht hast, mich zu küssen?«, sagte Bec.
»Ich hab dir doch gesagt, ich hab mir gar nichts gedacht.«
»Ich kann dich ganz schlecht verstehen.«
»Das ist eure Art, die von dir und Alex, alles im Voraus zu bereden«, sagte Dougie. Er zog die Schultern hoch und mimte mit den Fingern ein fieses, verstohlenes Tier.
»Und wenn ich sagen würde, dass es kein Fehler ist, wenn man vorausdenkt, dann würdest du sagen: ›Ach, ich weiß, da hab ich halt einfach nicht den Grips für.‹«
»Meinen Akzent kriegst du nicht hin.«
»Krieg ich doch.«
»Na schön, mach ihn nach.«
Bec begegnete seinem Blick und schluckte. »Du hast dir gedacht: Ich will sie, und wenn ich sie küsse, vielleicht gefällt’s ihr ja, vielleicht gefalle ich ihr und ihr gefällt, von mir gewollt zu werden und wie ich mir ohne Drumrumreden nehme, was ich haben will, und dann werde ich sie ficken, und vielleicht gefällt ihr das auch.«
Dougie zuckte kurz mit dem Kopf und blinzelte wie ein Pferd, das von einer Fliege belästigt wird.
»Und vielleicht verliebt sie sich ja in mich.« Bec wartete, dass Dougie etwas sagte. Er starrte sie an. Sie fuhr fort. »Und wenn nicht, ist für mich wenigstens ein Fick dabei rausgesprungen.« Sie hielt inne. Immer noch Schweigen. »Ich hab nichts zu verlieren.«
»Wenn du sagst: ›Ich hab nichts zu verlieren‹, meinst du dich oder mich?«
»Dich. Ich habe viel zu verlieren. Aber vielleicht habe ich auch etwas zu gewinnen.« Bec begann zu zittern.
»Etwas zu gewinnen«, wiederholte Dougie. Bec suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen von Spott, Gier oder Triumph, aber sie konnte keine entdecken.
»Für mich und Alex«, sagte sie.
»Willst du das wirklich?«
»Natürlich nicht. Ich meine, doch, ja, vielleicht.«
»Was ist mit mir?«
»Du kriegst, was du willst.«
Sie dachte, er würde vielleicht widersprechen, doch er sagte nur: »Ich stehe in Alex’ Schuld.«
Bec verstand ihn falsch. Sie wollte sagen: »Es gibt Bedingungen«, doch ihr Mund war so trocken, dass sie nichts weiter herausbrachte als »… dingungen«.
»Bedingungen?«, sagte Dougie.
»Ja.«
»Okay.«
»Kein Licht. Überhaupt kein Licht.« Dougie nickte. »Nicht küssen. Nicht anfassen.«
»Nicht anfassen?«
»Du weißt, was ich meine. Und nicht reden. Du darfst kein einziges Wort sagen.«
Dougie nickte.
»Ein Mal.« Bec hielt den Zeigefinger hoch. »Ein Mal. Und dann stehst du auf und gehst, und wir sehen dich lange nicht wieder.«
»Ein Mal?« Dougie wandte den Blick ab. »Bist du …?«
»Ich habe die Tage gezählt.«
»Aye, aber ein Mal! Ich bin ja ein Spieler, aber damit setzt du verdammt viel auf einen einzigen Schuss, da stehen die Chancen nicht gut.«
»Ich gehe hoch auf mein Zimmer«, sagte Bec. Ihre Stimme war brüchig und zitterte. »Ich werde im Bett liegen. Auf dem Bett. Vergiss nicht, was ich gesagt habe.«
Sie ging nach oben und in ihr Zimmer und ließ die Tür offen und das Licht aus. Sie zitterte so sehr, dass sie Mühe hatte, die Kleider vom Leib zu bekommen. Sie zog sich aus und suchte sich tastend in einer Schublade einen dicken alten Kapuzenpullover. Sie schlüpfte hinein, schlug die Decke vom Bett und legte sich mit dem Rücken auf das kalte Laken. Sie lag still. Das Einzige, was sie hörte, war der Schlag ihres Herzens und das Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Die Augen hatte sie auf, doch es war dunkel, und ihr war, als wäre sie allein im Universum, als schwebte sie durch den konturlosen Weltraum. Ihr Mund war trocken. Sie stand auf, ging ins Bad und trank ein Glas Wasser und vermied es dabei, sich im Spiegel anzuschauen. Sie zog den Kapuzenpullover aus und duschte und trocknete sich rasch ab und nahm ihre Kontaktlinsen heraus und stülpte den Kapuzenpullover wieder über und legte sich aufs Bett. Und wenn er jetzt nicht kommt?, dachte
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