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Liebe und andere Schmerzen

Liebe und andere Schmerzen

Titel: Liebe und andere Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrg. Jannis Plastargias
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bringe sie raus aus der Stadt, raus aus dem Dreck und all dem Gedränge. Wir donnern über die Autobahn. Sie schnurrt wie eine Katze, als ich ihr freien Lauf lasse. Sie scheint immer noch mehr zu wollen, wie von selbst zu beschleunigen. Ein irrsinniges Gefühl. Die Tachonadel zittert bei 220 – und mir fast die Knie. Ich bin solche Geschwindigkeit nicht gewohnt. »Später, Cherie«, verspreche ich ihr. »Ich möchte dir nicht wehtun, lass es uns langsamer angehen.«
    Sie fällt weich auf 200 zurück, dann auf 180. So gleiten wir in unserem Liebesrausch dahin. Sie hat so ein wundervolles Armaturenbrett, die Instrumente leuchten wie glückselige Augen. Ich reibe die Handfläche über den metallenen Schaltknauf. Er ist von meiner Hitze ganz warm geworden. Das steigert meine Erregung beinahe bis ins Unendliche. Ich habe einen Ständer, dass mir fast die Hose platzt. So war es nicht mal bei Julie.
    Wir fahren in den Sonnenuntergang, fast 500 Kilometer in dreieinhalb Stunden. Ich habe vergessen zu rauchen, vergessen, dass ich heute nur Frühstück hatte und außer einem Kaffee nichts getrunken habe. »Liebe ist alles«, singe ich laut, »Liebe ist alles.« Sonst brauche ich nichts in diesem Augenblick.
    Dann sehe ich, dass Lotte etwas braucht. Natürlich, sie hat Durst. Ich habe wieder nur an mich gedacht. Das wird ab jetzt anders. Bei der nächsten Raststätte fahre ich raus und gebe ihr vom Besten, was wir dort bekommen. Mir gönne ich einen Kaffee, ein Wasser und eine Zigarette.
    Ich sehe auf die Uhr. Es ist fast zehn. Wenn ich uns jetzt zurückbringe, sind wir spätestens um zwei zu Hause. Natürlich, wir könnten auch irgendwo hier übernachten, aber dann sieht sie nicht, wie schön ich es ihr daheim eingerichtet habe.
    »Du bist sicher ausgehungert und scharf auf mehr«, flüstere ich ihr zu. »Ich geb dir alles, was du willst. Ich tu alles für dich, meine Geliebte. Meine Lotte. Ich glaube, ich habe bisher nur gelebt, um dich zu finden und glücklich zu machen.«
    Auf dem Rückweg tun wir es endlich. Ich treibe sie zum Höhepunkt, mehrfach, und auch mir kommt es zweimal, obwohl ich nichts mache, als sie zu reizen. Ihre Tachonadel zittert, als sie die 240 überwindet. Ihr Röhren ist ein orgiastisches Stöhnen. Ich kralle mich um das Lenkrad und spüre ihre Kraft, als wäre es meine eigene. Mit einem Schrei komme ich mit ihr zusammen, habe Mühe, die Kontrolle über sie zu behalten. Wir sind alleine auf den drei schnurgeraden Spuren. Es ist der absolute Wahnsinn. Ich könnte Weinen vor lauter Hochgefühl, endlich, endlich habe ich sie gefunden. Die Liebe meines Lebens, schöner, glühender, schärfer als Julie.
    Lotte gleitet anmutig wie eine Königin in ihr Zimmer. Auf den letzten Kilometern hat es geregnet, darum trockne ich sie von vorne bis hinten mit einem weichen Vlies ab. Ich hole eine Kerze aus der Wohnung und stelle sie auf die Kommode, die ich für ihre Sachen hier aufgestellt habe. Dann fällt mir ein – ich Idiot habe keine Blumen für sie besorgt. Wie kann das nur passieren: Man findet die Liebe seines Lebens und vergisst die Blumen?
    Ich schleiche mich in den Nachbarsgarten und schneide die letzten Rosen ab, die der Herbst übrig gelassen hat. Ich fühle mich gut dabei. Alles, was ich erlebe, seit ich Lotte habe, fühlt sich gut an. Nach längerem Suchen finde ich sogar eine Vase in meinem Keller. So hübsch es geht, schmücke ich den kleinen Strauß mit ein paar langen Grashalmen und stelle ihn neben die Kerze auf ihre Kommode.
    Ich streichle Lottes Spiegel, diese herrlich abgerundeten Kotflügel, die so an ausladende Hüften erinnern, küsse ihren kühlen, glänzenden Lack. Ich bin immer noch erregt. Wie gerne würde ich jetzt vor ihr onanieren, aber vielleicht mag sie das nicht. Ich hebe es mir für später auf, wenn ich im Bett liege und an sie denke. So was kann ich immer noch machen, wenn wir uns besser kennen und ich weiß, wie weit ich bei ihr gehen kann.
    Zum Abschied streichle ich das Lenkrad und die Kopfstütze, schmiege meine Wange an das Leder und wünsche ihr eine gute Nacht. Ich blase die Kerze aus und schließe das Tor zu ihrem Zimmer. Ein paar Minuten bleibe ich noch davor stehen. Morgen werden wir wieder wundervolle Dinge zusammen erleben.
    Ich kann nicht schlafen. Seit Stunden wälze ich mich hin und her. Wie soll ich zur Ruhe kommen, wenn meine Liebste nur wenige Meter entfernt von mir ist, alleine, ohne meine Wärme? Sie sehnt sich nach mir wie ich mich nach ihr. Ich weiß es, ich

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