Liebe und andere Zufalle
verharrte mitten in der Bewegung, als sie nach Dianas Kranz greifen wollte.
» Diana «, sprach Nanette schockiert.
Min warf einen Blick auf Dianas starres Gesicht. »Schwesterngeheimnisse. Wir kommen in einer Minute zu euch raus.«
» Hey «, empörte sich Schlimmer . »Ich bin doch Brautjung fer …« Da sah sie Dianas Gesichtsausdruck und verstummte.
»Raus«, befahl Min und machte mit dem Daumen eine Bewegung zur Tür.
»Also ich gehe nicht«, beharrte Nanette. »Schließlich ist das die Hochzeit meiner Tochter.«
»Also kümmere dich auch darum«, versetzte Min. »Sollten die Sitzreihen nicht alle mit Blumen geschmückt sein?«
»Also ehrlich, Min«, begann Nanette und verschluckte den Rest. »Natürlich sollten sie mit Blumen geschmückt sein.«
»Sieh lieber noch mal nach«, empfahl Min, und Nanette verschwand.
Schnief nahm ihr Orchideenbouquet auf, beugte sich vor und küsste Diana auf die Wange. »Du siehst wundervoll aus«, flüsterte sie. »Wie Größe 34!« Sie reichte Schlimmer ihr Bouquet und schob sie zur Tür.
Dann waren Min und Diana allein.
Min lehnte sich gegen den Tisch und versuchte, die Fingerspitzen unter den Rand des Leibchens zu schieben, um sich einen Millimeter mehr Luft zu verschaffen, die sie brauchte, um zu sprechen. »Also«, begann sie, »hör mir zu. Du sagst mir jetzt, was hier nicht stimmt, oder ich lasse diese Hochzeit platzen.«
»Ich möchte einen Krispy-Kreme-Donut«, brachte Diana hervor und unterdrückte mühsam ein Schluchzen.
»Ich besorge dir einen«, erwiderte Min verwirrt. »Ich gehe raus und …«
»Ich darf nicht«, wehrte Diana ab. »Zwölf Gramm Fett pro Donut.«
»Na ja, ja«, gab Min zu. »Aber ich finde, da das schließlich dein Hochzeitstag ist …«
»Alles ist perfekt«, behauptete Diana.
»Nicht mal annähernd«, versetzte Min. »Hör mal, wenn du aus diesem Theater aussteigen willst, hole ich Cals Wagenschlüssel, und wir beide fahren in meine Wohnung und trinken Champagner und essen einen Haufen Krispy Kremes.«
»Aussteigen?« Diana richtete sich auf. »Nein. Nein.«
»Okay«, gab Min nach. »Aber falls du deine Meinung ändern solltest: Das mit den Wagenschlüsseln und den Donuts habe ich ernst gemeint.«
»Ich werde meine Meinung nicht ändern«, entgegnete Diana. »Dies ist doch meine Märchenhochzeit.«
»Na, dann sollten wir gehen«, meinte Min und hoffte, dass die Unerbittlichkeit der Zeremonie in Dianas Kopf vielleicht etwas lostreten würde.
Diana erhob sich, und Min streckte erneut die Arme aus, um ihr das Leibchen zu zeigen. »Was hältst du davon?«
»Das war eine dumme Idee«, erwiderte Di mit schwankender Stimme. »Wozu brauchst du ein Korsett?«
»Damit ich eine Taille kriege?«, schlug Min vor.
»Du hast eine Taille«, entgegnete Di. »Sie ist nicht zierlich, aber sonst gibt es nichts daran auszusetzen.« Sie blickte Min in die Augen, atemberaubend schön und kalt wie Eis.
»Okay«, sagte Min und nahm ihre Hand. »Du musst mir sagen, was los ist.«
»Nichts ist los«, wehrte Di ab. »Alles ist perfekt.«
Schlimmer klopfte und steckte den Kopf zur Tür herein. »Bist du so weit?«, fragte sie, und sie hörte sich zaghafter an, als Min sie je erlebt hatte. »Wir sollen uns nämlich jetzt aufstellen.«
Di ignorierte sie, und Min antwortete: »Wir kommen sofort.«
Schlimmer öffnete die Tür weiter. »Du siehst wundervoll aus, Di.«
Di nahm ihr Bouquet auf.
»Der Kranz«, erinnerte Min, und Di beugte sich hinab zu dem Kranz aus weißen Orchideen und Rosen und knallte ihn sich auf den Kopf, dass der kurze Schleier schief zur Seite hing. »Oh. Na gut. Ich stecke ihn dir …«
Aber Diana marschierte bereits zur Tür.
»Ich bringe das in Ordnung«, versicherte Schlimmer , wobei sie Min ihren üblichen ›Du bist unmöglich‹-Blick zuwarf.
»Ich glaube kaum, dass du das kannst«, versetzte Min, nahm ebenfalls ihr Bouquet auf und folgte Diana.
14
Die untergehende Sonne überflutete das Vestibül, Dianas Gesicht aber wirkte bleich und kalt unter dem nun perfekt sitzenden Kranz und Schleier. George stand neben ihr, fühlte sich unbehaglich in seinem Anzug und warf ihr ängstliche Blicke zu. Mit einem Stirnrunzeln befragte er Min, und sie gab ein Schulterzucken zur Antwort. Er tat ihr Leid, aber sein Wohlbehagen stand bei ihr keineswegs an vorderster Stelle.
Schnief stand vor ihnen neben der Säule, und als dann die Hymne begann, strich sie ihren Rock nochmals zurecht, schnüffelte, zwang sich ein starres Lächeln auf
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