Liebe und andere Zufalle
Mittagessen gelingt«, erklärte Liza.
»Ja, das glaube ich auch«, stimmte Min zu.
»Versuche, ihm morgen irgendetwas Grässliches anzutun«, flehte Liza.
»Bin schon dabei, mir was auszudenken«, erwiderte Min.
Nach einem weiteren unerträglichen Samstagvormittag, den er damit zugebracht hatte, vierzehn widerstrebende Achtjährige zu einem Baseballspiel zu zwingen, war Cal nicht in der Stimmung, es mit Min aufzunehmen. Trotzdem holte er seine Kühltasche aus dem Auto, besorgte bei einem Hot-Dog-Stand den Hauptgang für ihr Picknick und marschierte dann zu dem Tisch, den er ihr beschrieben hatte. Sie war noch nicht da. Er breitete eine alte Decke über den massiven Teakholztisch - Cherry Hill knauserte nicht bei den öffentlichen Einrichtungen -, stellte den Picknickkorb darauf, hockte sich auf den Tisch und war fast erleichtert, versetzt worden zu sein. Es war ein wunderschöner Tag. Die Bäume warfen mit ihrem breiten Blätterdach angenehme Schatten, die Kinder waren fort, und niemand hackte auf ihm herum.
Dann entdeckte er zwischen den Bäumen Min, die den sich windenden, kiesbestreuten Pfad herankam. Sie trug wieder ihren lockeren, roten Kapuzensweater und dazu diesmal einen weiten, rot-schwarz karierten Rock, der bei jedem Luftstoß flatterte. Das Haar hatte sie wie immer zu einem Knoten auf ihrem Kopf geschlungen, aber sie kam mit weit ausgreifenden und lockeren Schritten auf ihn zu, und die Sonne zauberte goldene Lichter in ihr Haar. Als sie näher kam, lächelte sie ihn an, und plötzlich erschien es ihm angenehmer, doch nicht versetzt worden zu sein. Als er ihr die Hand entgegenstreckte, um ihr auf den Tisch zu helfen, zögerte sie erst und ergriff sie dann, und ihre Finger fühlten sich angenehm, kräftig und warm an, während sie sich neben ihm auf den Tisch hievte.
»Hi«, begrüßte sie ihn, und er grinste sie an.
»Hi«, erwiderte er. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
»Danke für die Einladung.« Min ließ ihre Handtasche auf die Bank vor dem Tisch fallen. »Her mit den zehn Eiern.«
Cal blinzelte verwirrt. »Was?«
Min lächelte ihn sonnig an. »Eigentlich hatte ich vor, Ihnen heute die Hölle zu heiß zu machen, aber es ist ein so schöner Tag, und ich möchte ihn lieber einfach genießen. Sie haben mit Tony zehn Mäuse gewettet, dass Sie mich zum Mittagessen herumkriegen.«
»Nein, habe ich nicht«, entgegnete Cal.
Mins Lächeln erlosch.
»Tony hat zehn Mäuse gewettet, dass ich Sie nicht zum Mittagessen herumkriege.«
Min verdrehte die Augen. »Vollkommen egal. Geben Sie mir die zehn Eier, oder ich lasse Sie hier eiskalt sitzen, und Sie müssen Tony seinen Zehner zurückgeben und noch einen Zehner drauf, weil Sie verloren haben.«
»Aber ich hatte schon gewonnen, als Sie Ja sagten«, entgegnete Cal und betrachtete sie mit erwachendem Interesse.
»Versuchen Sie mal, Tony das zu erklären«, versetzte Min.
»In Ordnung«, gab Cal nach. »Wie wär's, wenn wir teilen?«
Min streckte die Hand fordernd aus und wedelte mit den Fingern. »Zehn Mäuse, Charmebolzen.«
Cal seufzte, zog seine Brieftasche hervor und verbiss sich mühsam ein Grinsen. Sie nahm den Geldschein entgegen, hob ihre Handtasche auf, stopfte das Geld hinein und zog dann einen Zwanzigdollarschein hervor und reichte ihn Cal.
»Was soll das?«, fragte er.
»Das sind die Zwanzig, die Sie mir Mittwochabend fürs Taxi gegeben haben«, erklärte Min. »Ich habe vergessen, sie Ihnen zurückzugeben.«
»Also bin ich jetzt mit zehn im Plus«, stellte Cal fest.
»Nein, jetzt sind wir gleichauf. Das waren ja Ihre Zwanzig. Die durfte ich nicht behalten, weil Sie nicht frech geworden sind.«
Cal blickte zur Sonne auf. »Der Tag ist noch jung.«
»Ich glaube kaum, dass Sie sich auf einem Picknicktisch an mich heranmachen«, entgegnete Min. »Eigentlich finde ich, dass Sie sich überhaupt nicht an mich ranmachen, also stecken Sie das schon ein, und erzählen Sie mir alles über Roger.«
»Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen«, erwiderte er, und ihr Lächeln vertiefte sich.
»Entschuldigung, ich hatte Ihre Vorliebe für Small Talk ganz vergessen. Und wie ist es Ihnen in den vierzehn Stunden seit unserem letzten Zusammentreffen ergangen, abzüglich der acht Stunden Schlaf?«
»Danke, gut. Und Ihnen?«
»Hervorragend. Wie lange müssen wir das treiben, bis wir auf Roger und Bonnie zu sprechen kommen können?«
»Sie sind wirklich eine pragmatisch denkende Frau«, meinte Cal, als Min ihre Beine seitlich anzog, um es sich
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