Liebe und andere Zufalle
Prozess.«
»Tony geht nicht leicht zu Boden«, meinte Cal, »aber ich weiß, was Sie meinen. Bonnie ist also anders.«
»Bonnie ist kein Ellbogenmensch«, erklärte Min. »Sie ist gewitzt, und sie ist hart im Nehmen, aber sie hat da eine Schwachstelle, denn sie glaubt an das Märchen, dass irgendwo in der Welt der eine richtige Mann für sie existiert. Und sie glaubt, Ihr Freund Roger sei dieser Märchenprinz, ohne viel von ihm zu wissen. Also erzählen Sie mir etwas über Roger.«
»Roger ist der anständigste Kerl, den ich kenne«, antwortete Cal. »Und er ist verrückt nach Bonnie. Wenn sie ihn sitzen lässt, ist er am Ende. Also erzählen sie mir etwas über Bonnie.«
Min beugte sich zur Seite, als sie nach ihrer Cola-Dose griff, und Cal beobachtete jede ihrer Bewegungen, die sanft gebogene Linie ihres Nackens, als der Sweater ihr zur Schulter verrutschte, die Entspanntheit ihres harmonisch rundlichen Körpers, als sie sich zurücklehnte und ihn anlächelte, die kräftigen Waden, als ihr karierter Rock wieder ein wenig flatterte. »Bon-nie«, begann sie und brachte ihn wieder auf ihr Thema zurück, »war anderthalb Jahre auf der Suche nach einer Couch. Eine gute Couch ist genauso wichtig wie ein gutes Bett, finde ich, aber anderthalb Jahre sind eine lange Zeit für eine Couch.«
»Ja«, sagte Cal und versuchte, an Roger zu denken statt an Kurven. »Aber …«
»Dann, eines Abends, als wir auf dem Weg ins Kino waren, blieb sie plötzlich vor einem Schaufenster mit Möbeln stehen und sagte: ›Wartet eine Minute‹, ging hinein und kaufte innerhalb von fünf Minuten eine furchtbar teure Couch.« Min beugte sich wieder vor, und Cal blickte wieder in ihren Ausschnitt und dachte: Tu das nicht, sonst kriege ich einen Blut-stau im Gehirn. »Sie brauchte zwei verschiedene Kreditkarten, um es zu bezahlen«, fuhr Min fort, »und stotterte den Betrag zwei Jahre lang ab. Aber es ist eine großartige Couch, und sie hat es nie bereut; und als sie sie wieder aufpolstern ließ, sagte der Möbelpolsterer, dass diese Couch ein Leben lang halten würde.«
»Toll«, nickte Cal, die Augen unablässig auf ihren Ausschnitt geheftet. Sie atmete leicht, gerade genug, dass sich ihre Brust sanft hob und senkte …
» Haallo «, rief sie und ließ ihn hochschrecken. »Nicht, dass ich mich nicht geschmeichelt fühle, aber ich wollte gerade auf etwas Wichtiges hinaus. Nämlich dass Roger Bonnies neue Couch ist. Sie war sich immer sicher, dass eines Tages ihr Prinz erscheinen würde, und auf der Suche nach ihm hat sie viele unter die Lupe genommen. Jetzt ist sie sich nach einem Blick auf Roger sicher, dass sie ihn praktisch auf der Stelle kaufen würde. Also, wenn er kein anständiger Kerl ist, dann will ich das wissen, damit ich's ihr schnell beibringen kann. Sagen Sie mir, dass er kein gemeiner Mistkerl ist.«
Cal nahm sich zusammen und antwortete: »Roger hat auch ein Jahr gebraucht, um sich für eine Couch zu entscheiden.«
»Was für eine Art Couch?«, fragte Min.
»So in der Art Schnarchnase mit Schilddrüsenproblem«, erwiderte Cal. »Ich glaube, sie ist braun.«
Min nickte. »Bonnie hat eine Art nachgebauter AfrikaMission-Ruhebank mit Polstern, die mit einem blassgrünen William-Morris-Druck bezogen sind.«
»Ich glaube, unter Afrika und Mission kann ich mir etwas vorstellen«, erwiderte Cal. »Aber der Rest klingt für mich wie Chinesisch.«
»Rogers Couch ist Vergangenheit«, erklärte Min. »Ob ihm das etwas ausmacht?«
»Sie könnte sie vor seinen Augen zu Brennholz verarbeiten, und er würde nicht mit der Wimper zucken«, antwortete Cal.
»Würde er auch gut für sie sorgen?«, fragte Min. »Wahrscheinlich braucht sie es nicht, aber man weiß ja nie …«
»Er würde sich ihr notfalls zu Füßen werfen. Bei Roger brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Er ist der beste Mensch, den ich kenne. Wenn ich eine Schwester hätte, würde ich sie Roger jederzeit anvertrauen. Aber wegen Bon-nie mache ich mir Sorgen. Sie hat diesen bestimmten Blick, der normalerweise bedeutet, dass sie die Leute gern herumkommandiert. Und so klein wie sie ist, hat sie vielleicht einen Napoleon-Komplex und …«
»Überhaupt nicht«, wehrte Min ab. »Sie ist schwer in Ordnung. Roger kann von Glück sagen.« Sie steckte das letzte Stück ihres Hot Dogs in den Mund und leckte sich einen Klecks Ketchup vom Daumen. Cal verlor den Faden seiner Gedanken. »Also heißt das, wir müssen uns keine Sorgen um sie machen«, erklärte sie,
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