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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
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Klimaanlage und belud ihn mit allem, was Pinar – gegen Dollar natürlich – an Konsumgütern zu bieten hatte: Quarzlampen, einen batteriebetriebenen Ghettoblaster, eine elektrische Kühlbox, die man an den Zigarettenanzünder anschließen konnte, eine Matratze für ein Doppelbett, Kopfkissen, Laken und Schonbezüge, Handtücher in allen Größen.
    Dann füllte er die Kühlbox mit Lebensmitteln und vervollständigte das Ganze mit einer eindrucksvollen Auswahl an Spirituosen: Wein aus Chile, Rum und Whisky, Bier. Und natürlich ein paar refrescos.
    Zum Schluss kaufte er einen großen Strauß tropische Blumen und kehrte lauthals zu den Salsaklängen aus dem Radio singend über die kleine Straße zurück, die sich zwischen den mogotes hindurchschlängelte, diesen für die Viñales-Region so typischen Zuckerhüten.
    Maria wartete bereits auf den Stufen vor der Schule auf ihn. Neben ihr lagen ein kleiner Leinensack und ein dickes Huhn mit zusammengebundenen Füßen.
    »Ein Geschenk von Ramón!«
    Sie schloss die Tür ab und kletterte in den Jeep.
    »Du siehst aus wie ein Amerikaner! Das hättest du nicht tun sollen! Die Nachbarn werden denken, dass ich eine Nutte bin!«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton, dann fügte sie etwas sanfter hinzu: »Ist nicht schlimm. Du lernst es schon noch, Liebling. Es gibt so viel Elend hier, dass man besser nicht provozieren sollte. Du weißt ja, dass ich einen Führerschein habe. Ein Mietwagen kostet ein Vermögen. Da lohnt es sich eher, ein Motorrad zu kaufen, oder einen Lieferwagen. Irgendetwas, was die Landschaft nicht stört.«
    »Ich wusste nicht, dass ich das darf«, entschuldigte Pedro sich.
    »Darfst du auch nicht, nicht, solange du hier nicht wohnst. Aber ich darf. Na ja, vielleicht ein altes Auto, so eins von vor der Revolution, für die man einen so genannten traspaso zahlt, so was wie eine Ablösung. Du verbringst zwar mehr Zeit damit, sie zu reparieren, als mit ihnen zu fahren, aber wenigstens fühlt sich dann niemand auf die Füße getreten.«
    »Morgen kümmern wir uns drum«, sagte Pedro enthusiastisch. »Mir würde ein Cadillac gefallen, oder ein De Soto, so wie der, in dem du mir in der ersten Nacht auf der Rückfahrt von Havanna in die Arme gefallen bist.«
    Maria strahlte. Pedro war verrückt vor Liebe. Man hätte sie für ein frischverheiratetes Paar auf dem Weg in die Flitterwochen halten können.
    Nur zogen sie keine Töpfe hinter sich her und auch keine Luftballons, sondern fuhren stattdessen in ihrem Kofferraum ein gackerndes fettes Huhn spazieren.
    Das Glück.

 
     
     
    5
     
    D ER P APAGEI AUF DEM H ÜGEL
     
     
     
    Maria war eine goldbraune Mulattin mit feinem glattem Haar, solchem Haar, wie es die Kubaner correcto nennen, als wäre das krause Haar der Schwarzen nicht korrekt.
    Aber Maria gab sich gern afrikanisch und hatte ihre braunen Strähnen zu langen Rastazöpfen geflochten.
    Es gab so gut wie keine Schwarzen in den kleinen Tälern von La Palma. Anders als in den Ebenen von Pinar del Río, wo die großen Fincas aus der Kolonialzeit zahlreiche Sklaven beschäftigt hatten, fand man hinter Viñales nur weiße Kleinbauern, die sich in jüngerer Zeit, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, auf sehr viel kleineren Parzellen niedergelassen hatten.
    Der Alte kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er Weiße sah, die ebenso arm waren wie die gesamte schwarze Bevölkerung der Karibik, wie sie in Hütten hausten, das Land bestellten, Mais mahlten, Kokosnüsse pflückten und Reis anbauten.
    Tatsächlich erinnerte la palma an jene Kupferstiche aus der Kolonialzeit, auf denen Männer mit nacktem Oberkörper Zuckerrohr schneiden, während in afrikanische Boubous gehüllte Frauen vor ihren Hütten unter den Palmen sitzen und, von nackten schwarzen Kindern umringt, Mais stampfen. Nur dass hier alle weiß waren. Und wie groß war Pedros Überraschung, als er hinter einer Straßenkurve ein junges blondes Mädchen erblickte, das barfuß am Straßenrand entlanglief und eine riesige Bananenstaude auf dem Kopf trug.
    Gott ist bestimmt Rassist, dachte Pedro. Natürlich war dieses kleine Paradies auf Erden von Weißen bewohnt. Aber da Gott auch sozial war, hatte er sie arm erschaffen.
     
    ––– ¤ –––
     
    Man konnte kaum ärmer sein als Marias Eltern. Sie bewohnten eine Hütte hoch oben auf einem Hügel, gleich an der Straße. Angrenzend an die Hütte stieg ein Stück Land von dreißig Metern die Anhöhe hinauf. Dort gab es ein paar Mangosträucher,

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