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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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Geschäfte mit Kugellagern und kam nur zu Weihnachten in Wien vorbei.
    Immerhin zahlte er brav seine Alimente, sodass seine Mutter nur halbtags als Bürokraft bei Fiat arbeiten musste. Sie sprach ausgezeichnet Italienisch und immer, wenn Fred Anlass zu Ärger gab, und das war häufig, sagte sie – » wenn du mir nicht passiert wärst, dann wäre ich jetzt in Rom .« Doch auch als Fred erwachsen war und ohne Eifer und ohne Ziel studierte (Philosophie, Psychologie, Theaterwissenschaft), und ohne Eifer und Ziel jobbte (Zeitungsartikel, Kellner, Gartengehilfe), ging seine Mutter nicht nach Rom, sondern in den Ruhestand, und bald darauf in ein städtisches Rentner-Wohnheim, wo Fred sie zweimal im Jahr besuchte. Öfter wollte er sich nicht anhören, dass sie längst in Rom wäre, wenn er ihr nicht passiert wäre. Immerhin, seine Mutter war für ihn dagewesen, als er sie gebraucht hatte, als Kind. Sein Vater hatte sich entzogen. Erst als der alte Herr erkrankte, kurz nach der Wende, besuchte Fred ihn öfter in Berlin. Ihr Verhältnis erwärmte sich nie bis zur Herzlichkeit, aber zumindest gelang es Fred, den Groll, den er gegen seinen Vater hegte, zu überwinden. Als sein Vater starb, erbte Fred die riesige Wohnung, die in einem langweiligen Villenviertel im ehemaligen Westen lag. Fred verkaufte sie und kaufte dafür das Apartment in Kreuzberg. Von dem Gewinn konnte er zwei Jahre leben.
    Aber das alles war Vergangenheit. Geschichte.
    Eine von vielen Milliarden Geschichten, sagte Fred halblaut. Dann zog er sich aus und sprang in den See. Das Wasser umarmte ihn. Er legte sich auf die warmen Lärchenbretter des Stegs und trocknete in der Sonne. Ja, ein paar Tage wollte er noch bleiben.
    Später aß er eine Kleinigkeit und noch später stattete er der Gras-Plantage einen kleinen Besuch ab. In erster Linie, um zu gießen.

14 . Juli

    Fred erwachte, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Noch immer leicht benommen von seinem ohnmachtsähnlich tiefen Schlaf wankte er über den Steg und sprang, da er noch nicht nachdenken konnte, ohne zu zögern ins frische Wasser. Augenblicklich erwachte sein Körper, und wenig später auch sein Geist. Er schwamm eine Runde, begrüßte die Enten, das Schilfrohr und die Gipfel des Gebirges, zog sich auf den Steg hinauf und ließ sich von der Sonne trocknen.
    Er ging in die Hütte, und als er wenig später mit seinem Kaffee wieder herauskam, erschrak er.
    Da trieb eine Frau an der Wasseroberfläche. Sie lag ganz still, das Gesicht unter Wasser. Ihr kastanienbraunes Haar mäanderte im Wasser, wie die feinen Tentakel einer Seeanemone. Eine Tote, dachte Fred, und Panik machte sich in ihm breit. Warum trieb hier eine Frauenleiche im Wasser?! Freds Herz begann zu rasen und sein Magen verknotete sich. Vielleicht lebte sie noch? Vielleicht konnte er ihr helfen? Fred wollte gerade ins Wasser springen, als ein Ruck durch den Körper der Frau ging. Prustend richtete sie sich auf. Sie trug eine Taucherbrille und sah lustig aus damit. Sie sah sich um, erblickte Fred und winkte zögernd. In wenigen Schwimmzügen erreichte sie den Steg.
    » Das Wazzer ist kalt. Darf ich mich bei Ihnen aufwärmen ?«
    » Aber gern .« Als Fred diese Frau neben sich auf den Holzbrettern sitzen sah, überkam ihn eine ungemeine Erleichterung, dass sie so lebendig war.
    » Ich heize Mara«, sagte sie mit einem charmanten, aber undefinierbaren Akzent, streckte ihm die Hand hin und lächelte.
    Ein wenig verwirrt schüttelte Fred Maras Hand. Für ihn war sie gerade auferstanden. Außerdem erinnerte sie ihn an jemanden.
    » Ich heiße Fred. Sie können die Luft ganz schön lange anhalten«, sagte Fred. Er hatte beschlossen, die Frau auch zu siezen, um nur ja nicht aufdringlich zu wirken.
    » Das gehört zu meiner Arbeit .«
    » Sind Sie Taucherin? Oder Artistin ?«
    » Limnologin .«
    » Ist das dieser Tanz ?«
    Die Frau lachte von Herzen.
    » Aber nein, der Tanz geht so« – sie bewegte ihren Oberkörper geschmeidig hin und her – » und heizt Limbo .«
    Mara schien völlig unbefangen und natürlich zu sein, was Fred ein bisschen irritierte, weil er da nicht mithalten konnte.
    » Und Sie sind also Limbologin«, sagte er mit etwas belegter Stimme.
    » Limnologin«, lachte Mara. » Gewäzzerwizzenschaft. Also, um es genau zu sagen, die Wizzenschaft von allen biologischen Prozezzen, die sich im Ökosystem eines Binnengewäzzers abspielen .«
    » Binnengewässers«, versuchte Fred, mehr als Vorschlag, denn aus Bezzerwizzerei.
    »
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