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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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armen Künstler hätten gar nicht aufzutreten brauchen. Ja, und eines dieser Augen gehörte dem Baron.«
    »Du meinst, zwei Augen«, sagte ich.
    »Nein, meine Liebe, eins. Er trägt eine Augenklappe, um sich ein finsteres, faszinierendes Aussehen zu geben. Niemand ahnt, wie sehr mir Barone verhasst sind. Ich denke über sie genau wie König Johann ohne Land.«
    »Aber Cedric, ich verstehe nicht. Wieso konnte er dir alle deine Möbel wegnehmen?«
    »Wieso? Ja, wieso eigentlich? Nun, er hat’s getan, es ist geschehen. Meine Savonnerie-Teppiche, mein Sèvres, meine Rötelzeichnungen, all meine Schätze sind dahin, und ich gestehe, es bedrückt mich sehr, denn obwohl sie sich in ihrer Qualität nicht mit dem messen können, was ich Tag für Tag in Hampton um mich sehe, liebt man die eigenen Dinge doch sehr, die man selbst gekauft und selbst ausgesucht hat. Ich muss sagen, der Boulle in Hampton ist der beste, den ich je gesehen habe – selbst in Chèvres hatten wir keinen Boulle von dieser Qualität. Sensationell. Bist du mal in Hampton gewesen, seit wir begonnen haben, die Bronzen zu reinigen? Oh, du musst unbedingt kommen. Ich habe meinem Freund Archie beigebracht, wie man die Beschläge abschraubt, mit Salmiakgeist putzt und dann aus einem Kessel kochendes Wasser darüberschüttet, sodass sie auf der Stelle trocknen und keine Feuchtigkeit zurückbleibt, die sie grün machen würde. Archie ist den ganzen Tag damit beschäftigt, und wenn er ein Stück fertig hat, glitzert es wie in Aladins Schatzhöhle.«
    Dieser Archie war ein freundlicher, hübscher Junge, ein Lastwagenfahrer, der mit einer Panne an der Zufahrt nach Hampton gestanden hatte, als Cedric ihm begegnete.
    »Unter uns, meine Liebe, ich war wie vom Donner gerührt, als ich ihn sah. Was man an der Liebe so liebt, ist die Zeit, ehe sie herausfinden, wie Man so ist.«
    »Aber schön ist doch auch die Zeit, ehe Man herausfindet, wie sie so sind«, sagte ich treulos.
    Archie war inzwischen für immer aus seinem Lastwagen geklettert und wohnte jetzt in Hampton, wo er sich durch allerlei Gelegenheitsdienste nützlich machte. Lady Montdore war begeistert.
    »So willig«, meinte sie, »wirklich eine gute Idee, dass Cedric ihn genommen hat. Cedric hat immer so originelle Einfälle.«
    Cedric fuhr fort: »Aber ich vermute, du würdest es abscheulicher denn je finden, Fanny. Ich weiß, du hast es gern, wenn ein Zimmer vor Frische funkelt, während ich möchte, dass es vor Reichtum glitzert. Darin unterscheiden wir uns im Augenblick, aber du wirst dich noch ändern. Du hast einen ausgezeichneten Geschmack, und er wird noch reifen.«
    Tatsächlich gefielen mir zu jener Zeit, ähnlich wie anderen jungen Leuten aus meinem Bekanntenkreis, die sich ausgiebiger mit der Einrichtung ihrer Häuser beschäftigten, vor allem gebeizte oder lackierte Möbel mit viel Weiß und Polster in zarten, freundlichen Farben. Französische Möbel mit ihrem fein gearbeiteten Ormolu (das, was Cedric »Bronze« nannte), ihren strengen Linien und vollendeten Proportionen waren mir damals viel zu erhaben, und die Louis-quatorze-Gobelins, von denen es in Hampton eine ganze Reihe gab, fand ich muffig und verstaubt. Freundlicher Chintz war mir viel lieber.
    Cedrics Verständigung mit Mrs Heathery zeitigte hervorragende Resultate, und selbst Lady Montdore schien den Tee nicht zu verschmähen, der im gleichen Augenblick wie sie eintraf. Jetzt, da sie wieder fröhlich war, beobachtete sie es mit sehr viel mehr Wohlwollen, wenn niedriger gestellte Personen wie ich sich anheischig machten, sie zu verwöhnen.
    Ihre äußere Erscheinung jagte mir noch immer einen Schauer über den Rücken, obwohl ich mich an ihr blitzendes Lächeln inzwischen ebenso hätte gewöhnt haben können wie an ihre geschmeidigen Bewegungen und die blassblauen Locken, die ein bisschen schütter um ihren Kopf schwankten, nicht unattraktiv, aber wie Kinderlöckchen. Heute war sie ohne Hut, stattdessen wurde ihr Haar von einem Stoffband mit Schottenmuster gehalten. Sie trug ein einfaches, aber sehr gut geschnittenes graues Kostüm, und als sie in das sonnendurchflutete Zimmer trat, zog sie mit einer seltsam raschen Verrenkung ihre Jacke aus und enthüllte eine Pikeebluse und eine geradezu mädchenhafte Taille. Draußen herrschte warmes Frühlingswetter, und ich wusste, dass sie und Cedric häufig Sonnenbäder in einer eigens von ihm entworfenen Laube nahmen. Infolgedessen hatte ihre Haut einen schauderhaften Gelbton angenommen und sah

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