Lieben: Roman (German Edition)
Pantoffel. Ich bin der Pantoffel. Und du bist ein Schnabelschuh.«
»Ha-ha-ha. Und morgen?«
»Morgen kommen Fredrik und Karin zum Essen.«
»Fredrik? Ist das nicht diese Flasche von Filmregisseur?«
»Ich hätte mich nicht so ausgedrückt. Aber ja, der ist es.«
»Oh, mein Gott. Ja, ja. Sonntag? Nein, das ist ja euer Ruhetag. Montag?«
»Okay.«
»Ja, denn da sind so richtig viele Leute in der Stadt unterwegs.«
»Also Montag im Pelikan«, sagte ich. »Ich halte übrigens ein Buch von Malaparte in der Hand.«
»Aha? Dann bist du in einem Antiquariat? Er ist gut.«
»Und das Tagebuch von Delacroix.«
»Das soll auch gut sein. Thomas hat mir davon erzählt. Sonst noch was?«
»Aftenposten hat gestern angerufen. Sie wollen mich für ein Autorenporträt interviewen.«
»Du hast ja wohl nicht zugesagt?«
»Doch.«
»Idiot. Du hast doch gesagt, du wolltest Schluss machen damit.«
»Ich weiß. Aber die Leute vom Verlag meinten, dieser Journalist sei besonders gut. Und dann dachte ich, ich gebe der Sache eine letzte Chance. Immerhin könnte es gut werden.«
»Nein, das kann es nicht«, erwiderte Geir.
»Ja, ich weiß«, sagte ich. »Aber egal. Jetzt habe ich jedenfalls zugesagt. Und bei euch?«
»Nichts. Ich habe mit den Sozialanthropologen Gebäck gegessen. Dann war der alte Institutsleiter mit Krümeln im Bart und offenem Hosenstall bei mir und wollte sich unterhalten.
Ich bin der Einzige hier, der ihn nicht rausschmeißt. Deshalb kommt er immer zu mir.«
»Der Typ, der so hart war?«
»Ja. Und jetzt hat er panische Angst, er könnte sein Büro verlieren. Es ist das Letzte, was ihm noch geblieben ist. Also ist er so freundlich, wie der Tag lang ist. Man muss sich eben anpassen. Hart, wenn man kann, freundlich, wenn man muss.«
»Vielleicht schaue ich morgen mal vorbei«, sagte ich. »Hast du Zeit?«
»Ja, verdammt. Hauptsache, du bringst Vanja nicht mit.«
»Ha, ha. Hör mal, ich wollte gerade bezahlen. Dann sehen wir uns morgen.«
»Ja, okay. Grüß Linda und Vanja von mir.«
»Grüße an Christina.«
»Mach’s gut.«
»Ja, du auch.«
Ich beendete die Verbindung und steckte das Handy in die Tasche zurück. Vanja schlief immer noch. Der Antiquar blätterte in einem Katalog und blickte auf, als ich mich vor den Ladentisch stellte.
»Das macht dann fünfzehnhundertdreißig Kronen«, sagte er.
Ich reichte ihm meine Karte. Die Quittung legte ich in die Gesäßtasche, denn meine einzige Möglichkeit, diese Einkäufe zu rechtfertigen, bestand darin, dass ich die Bücher von der Steuer absetzen konnte. Die beiden Tüten mit Büchern legte ich unter den Kinderwagen, und anschließend ging ich mit dem Wagen vor mir und dem Klang der bimmelnden Türglocke im Ohr hinaus.
Es war schon zwanzig vor fünf. Ich war seit halb fünf auf den Beinen, hatte bis halb sieben eine Übersetzung für den Verlag Damm durchgesehen, bei der es Probleme gab, und obwohl es eine langweilige Arbeit war, bei der ich nichts anderes
tat, als Satz für Satz mit dem Original zu vergleichen, war es doch hundert Mal interessanter und anregender gewesen, als alles, was im Laufe des Morgens und Vormittags an Kinderpflege und Kinderaktivitäten folgte, bei denen es mir nur noch darauf ankam, die Zeit totzuschlagen. Dieses Leben erschöpfte mich nicht, es ging nicht darum, dass es Kraft kostete, aber da es nicht den kleinsten Funken Inspiration darin gab, zog es mich dennoch herunter, ungefähr so, als hätte ich einen Platten.
An der Kreuzung zur Döbelnsgatan bog ich nach rechts, ging den Anstieg unterhalb der Johannes-Kirche hinauf, die mit ihren roten Backsteinwänden und dem grünen Blechdach sowohl der Johannes-Kirche in Bergen als auch der Dreifaltigkeitskirche in Arendal ähnelte, folgte eine Weile der Malmskillnadsgatan, ehe ich in die David Bagares gata und durch das Tor in unseren Hinterhof ging. Auf dem Bürgersteig vor dem Café auf der anderen Straßenseite brannten zwei Fackeln. Es stank nach Pisse, denn an dieser Stelle blieben die Leute auf dem Heimweg vom Nachtleben am Stureplan stehen und pinkelten durch die Gitterstäbe, sowie nach Müll von einer Reihe Mülltüten an der Wand. In der Ecke hockte die Taube, die sich hier herumtrieb, seit wir zwei Jahre zuvor eingezogen waren. Damals wohnte sie in einem Mauerloch. Als man es verputzte und dort oben auf allen ebenen Flächen Stachel angebracht wurden, zog sie auf Erdniveau um. Darüber hinaus gab es hier auch Ratten, die ich ab und zu sah, wenn ich nachts draußen
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