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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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von ihr Besitz. Sie hätte sich am liebsten wieder reumütig ins Haus geschlichen.
    Angestrengt blickte sie in die Finsternis, und nach einigen Sekunden konnte sie den Weg erkennen und ging los.
    Der Wind hatte sich gelegt - kein gutes Zeichen, aber sie wußte es nicht. Ringsum herrschte tiefes Schweigen. Ein großer dunkler Schatten, etwas, was sie mehr fühlte als sah, flatterte mit einem weichen Klagelaut vor ihr über den Weg. Eine Eule. Sie hatte nie darüber nachgedacht, daß Eulen auch außerhalb von Hörspielen existierten. Kälte und Schweigen. Nacht. Eulen. Uuhh -
    Sie hatte Angst. Aber sie biß die Zähne zusammen und schritt entschlossen weiter. Sie war froh, das Haus der Pentecosts hinter sich gelassen zu haben. Mr. Poyser, der Rechtsanwalt, der den Nachlaß ihrer Mutter verwaltete, würde die Sache mit dem Wagen für sie erledigen. Und die Werkstatt mußte den Mini in Shepherd’s Warning abholen. Sie selbst brauchte sich nicht darum zu kümmern, brauchte nicht noch einmal hinzufahren.
    Ein furchterregendes Geräusch ließ sie zusammenfahren. Ein Motorrad! Es kam ihr entgegen, kam auf sie zugerast und schoß mit grellem Scheinwerferlicht in einem solchen Tempo an ihr vorbei, daß ihr Hören und Sehen verging. Sie sah den Fahrer geduckt wie eine große häßliche Kröte auf dem Sattel hocken. Sobald er an ihr vorbei war, verringerte er die Geschwindigkeit und hielt an. Wendy wagte nicht, sich umzublicken. Sie ging weiter.
    Das Motorrad folgte ihr langsam. Das Scheinwerferlicht warf ihren Schatten über den Weg vor ihr. Sie wäre gern weggelaufen. Aber es war sinnlos und vergeblich, auch nur den Versuch zu unternehmen. Sie zwang sich, ganz ruhig zu gehen. Links schimmerte der Fluß, zur Rechten lag hinter einem Drahtzaun ein offenbar frisch gepflügtes Feld.
    Sie bebte vor Angst und ging immer schneller. Der Motorradfahrer folgte ihr.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie wandte sich um und schrie wütend über das Geknatter hinweg:
    «Was wollen Sie von mir?»
    Ohne ein Wort zu sagen, beschleunigte der Motorradfahrer sein Tempo und fegte an ihr vorbei. Gott sei gedankt! Aber zwanzig Meter weiter hielt er an, wendete die Maschine, so daß Wendy von dem Lichtstrahl erfaßt wurde, und stellte den Motor ab.
    Die Stille war fast unheimlich. Wendy hielt die Hand schützend vor die Augen und ging hinüber auf die andere, dunkle Seite der Straße. Der Lichtstrahl folgte ihr. Sie ging wieder auf die Flußseite, und wieder folgte ihr das Licht. Sie war in dem Lichtkegel gefangen.
    Über den Drahtzaun klettern und davonlaufen in die Dunkelheit? Aber es war nicht so einfach, bei Nacht über einen gepflügten Acker zu stolpern. Und wenn der Fahrer sein Motorrad an der Straße stehenließ und ihr nachsetzte, hatte er sie schnell eingeholt. Außerdem zitterte sie jetzt so sehr, daß sie es sich gar nicht zutraute -querfeldein zum Haus der Pentecosts zurückzulaufen, das schaffte sie nie im Leben.
    Wendy Thompson war klein und zierlich und nicht sehr mutig. Doch jetzt faßte sie einen erstaunlichen Entschluß. Sie wollte entschlossen vor den Mann da hintreten und ihm sagen, er solle sie in Ruhe lassen.
    Beherzt schritt sie dem Licht entgegen. Der Motorradfahrer rührte sich nicht. Sie war fast bei ihm angelangt, und noch immer machte er keine Bewegung. Vielleicht, dachte sie hoffnungsvoll, kann ich einfach an ihm Vorbeigehen. Vielleicht läßt er mich laufen, wenn er sieht, daß ich kein junges Mädchen bin.
    Ja, bestimmt. Sie sah ihn jetzt von nahem. Der interessierte sich für eine Jüngere, eine mit mehr Fleisch auf den Knochen...
    Dann sprach er. Seine Stimme war hart und tonlos. «Wohnen Sie da drüben auf dem Gut?»
    Sie konnte nicht gleich antworten. Ihr Mund war zu trocken.
    Wütend schrie er: «Ich habe Sie etwas gefragt! Wohnen Sie da drüben?»
    «Nein. Und Sie sollten sich schämen, andere Leute so zu erschrecken.»
    Er schwieg. Dann sagte er: «Sie lügen! Natürlich wohnen Sie da. Und ich schmeiße Sie ins Wasser. Alle, die da wohnen, schmeiße ich in den Fluß, und dann halte ich ihren Kopf unter Wasser!»
    «Ich wohne nicht da», sagte sie kläglich.
    «Sie sind aber in dem Haus gewesen.» Er hatte auf seinem Motorrad gesessen, die Füße auf dem Boden. Jetzt stieg er ab. «Und das genügt mir.»
    Er stand im Dunkeln, und sie stand immer noch in dem Lichtkegel des Scheinwerfers, dem einzigen Licht weit und breit. Es blendete sie so, daß ihr die Augen schmerzten. Und plötzlich schoß eine

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