Lieber Frühling komm doch bald
Freund.»
Henry lief dunkelrot an vor Verlegenheit. Miss Thompson sagte; freundlich: «Guten Tag, Henry.» Gaylord überlegte kurz, ob er mit Miss Thompson über seinen Plan, sie zu heiraten, sprechen sollte, fand dann aber, dies sei nicht der richtige Moment. Jocelyn hätte schrecklich gern einen Schneemann gebaut, mochte es aber von sich aus nicht vorschlagen. Er genierte sich ein wenig und wollte auch nicht, daß die anderen, die beiden Jungen und Miss Thompson, nur ihm zuliebe mitmachten. Doch dann überwand er sich und fragte: «Ihr habt wohl keine Lust, einen Schneemann zu machen?»
Gaylord strahlte, meinte dann aber: «Glaubst du, daß Mummi das erlaubt?»
Jocelyn Pentecost war nicht gerade beglückt über diese Frage. Er dachte an das Gespräch mit Miss Thompson, aber er lächelte und sagte: «Laß nur, Gaylord. Ich übernehme die Verantwortung.»
Gaylord hatte immer noch seine Zweifel - er fühlte sich stets mitverantwortlich für Paps. Na ja, aber wenn sie wie Pech und Schwefel zusammenhielten... «Ich hol mal schnell die Schaufeln», sagte er und entschwand in einer Wolke von Schnee.
Opa warf einen Blick aus dem Fenster und sagte mit einem Unterton von bissiger Freundlichkeit: «Na, so etwas! Mein Sohn Jocelyn arbeitet mit den Händen! Und dabei war er schon vor dem Frühstück mit Peter draußen und hat seinen Wagen ausgegraben.» Er öffnete das Fenster und rief: «Jocelyn! Denk an dein Epos! Übernimm dich nicht!»
Jocelyn lachte und winkte. Die unerschütterliche Überzeugung seines Vaters, daß Bücherschreiben keine Arbeit und eine höchst lächerliche Art des Geldverdienens sei, hatte ihn manchmal etwas geärgert. Aber an diesem strahlenden Morgen konnte ihn die spöttische Bemerkung des Alten nur belustigen.
Becky sagte: «Willst du nicht auch mitmachen, Peter?» Sie sah ihn lächelnd an. «Läuterung durch Arbeit.»
Tante Bea rief mit Stentorstimme: «So macht man doch keinen Schneemann! Keine Ahnung von Organisation - die spielen ja bloß.»
«Die Landschaft sieht ja wirklich bezaubernd aus», sagte Tante Dorothea mit verträumtem Blick. «Komm, wir machen einen kleinen Spaziergang, Edouard.»
Edouard war nicht sehr begeistert. Der Schnee war hübsch anzuschauen, gewiß, aber man ging doch nicht hinein. Nun, es half wohl nichts. Und so fügte er sich klaglos. Er erhob sich und bot seiner Liebsten höflich den Arm.
Mit schneeverklebten Stiefeln, den Schal bis zu den Augen hochgezogen, so kam John Pentecost in die Küche gestapft, wo seine Schwiegertochter am Herd stand. «Hallo, meine liebe May!»
Sie kannte den Ton: leicht verlegen und beinahe widerwillig liebevoll. So war er, wenn er etwas auf dem Herzen hatte.
«Na, Schwiegervater», sagte sie, ohne von dem Ofenblech vor ihr aufzublicken. «Willst du mir etwa helfen?»
«Hm, äh, ehrlich gesagt wollte ich dich eigentlich um einen Gefallen bitten. Wir sind alle draußen und bauen einen Schneemann, und ich dachte, ob du uns vielleicht - also ein Krug heißer Punsch, das wäre jetzt genau das richtige!»
Sie richtete sich müde auf und sah ihn eine Sekunde lang schweigend an, ohne zu lächeln. «In zwanzig Minuten», sagte sie dann.
«Wirklich sehr lieb von dir», sagte er und legte ihr flüchtig seine Hand auf ihre Schulter, ehe er wieder hinausging. Das war das Nette an May: Sie machte einem alles so leicht. Nie wurde ihr irgend etwas zuviel.
Jocelyn wünschte den Schneemann ins Pfefferland. Aus einer Laune heraus, weil der Morgen so schön war, hatte es begonnen - und jetzt war ein gewaltiges Bauwerk daraus geworden, mit nur fünf Arbeitern, aber einer ganzen Armee von Beratern, Kritikern und Aufsehern. Sie hatten kaum angefangen, als plötzlich Duncan und Elspeth Mackintosh mit Julia erschienen waren. Julia hatte sofort selig mitgemacht und sich nur ein bißchen gewundert, daß ihre Schullehrerin da war. Mr. Mackintosh und Elspeth jedoch hatten nur schweigend dagestanden und mißbilligend zugeschaut. Und dann hatte Mr. Mackintosh sich ebenfalls eine Schaufel aus dem Geräteschuppen geholt und mit verbissener Miene begonnen, die Einfahrt vom Schnee zu säubern. Und wenige Augenblicke später hatte Miss Mackintosh Julia zu sich gerufen und sie leise, aber deutlich hörbar angeherrscht: «Tu etwas Nützliches und hilf deinem Vater!»
Julia sah die Tante bittend an. «Mr. Pentecost hat gesagt, ich darf mithelfen beim Schneemann», sagte sie mit kläglicher Stimme.
«Du hast gehört, was ich gesagt habe, Julia»,
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