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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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war, und obendrein machte das Weiße die Pfoten kalt und versuchte sogar, ihn zu verschlingen, ihn unter sich zu begraben. Und wo waren alle seine Spielgefährten? Für Schultz waren alle Geschöpfe des Tierreichs Freunde: von den Vögeln, Bienen und Schmetterlingen bis zum Bullen im Stall. Heute morgen waren weder Bienen noch Schmetterlinge zu sehen, und Schultz war der Ansicht, man sei ihm eine Erklärung schuldig.
    «Mann, ist der Schnee tief!» rief Gaylord jubelnd. Feiner Schneestaub wirbelte auf bei jedem Schritt, und die Sonne strahlte vom Morgenhimmel herab. Schultz tobte in komischen Sprüngen um ihn herum. Man konnte einen Schneemann bauen, eine Schneeballschlacht machen und Schlitten fahren - Gaylord war bis zum Platzen von Glück und Freude erfüllt. Er mußte seiner Begeisterung irgendwie Ausdruck geben, deshalb pfiff er fröhlich vor sich hin, oder vielmehr gab er Töne von sich, die dem Sirren eines Pfeifenkessels glichen. Ausgelassen stieß er den Schnee vor sich her, während er seinen Freund Henry durch die unermeßliche Schneewüste auf sich zukommen sah.
    Jetzt standen sie beieinander. «Kennst du meinen Onkel Peter?» fragte Gaylord.
    «Nein», sagte Henry.
    «Der geht ins Netz», teilte Gaylord mit.
    Henry Bartlett sah ihn mit großen Augen durch seine Brille an.
    «Und gestern abend sind wir beinahe im Schnee umgekommen.»
    Henry Bartlett riß seine großen Augen noch weiter auf.
    «Wir wären ganz bestimmt umgekommen, wenn Mr. Mackintosh uns nicht gerettet hätte.»
    Henry Bartlett überlegte. «Ich bin beinahe in den Fluß gefallen», sagte er, um nicht allzu weit ins Hintertreffen zu geraten. Aber es hörte sich nicht ganz wahr an und war mit dem Tod im Schnee natürlich nicht zu vergleichen.
    «Du wärst bestimmt gleich steif gefroren, wenn du reingefallen wärst», sagte Gaylord schließlich.
    Henry nickte. Sie konzentrierten sich angestrengt auf einen Dornstrauch, den sie aus dem Schnee zu ziehen versuchten. Schultz, das Kinn fast am Boden, keuchte. Er ließ die Augen nicht von dem Strauch und knurrte ihn ab und zu warnend an.
    «Schlitten», sagte Henry nach einer Weile. Gaylord sah ihn fragend an. Henry sagte: «Fahren und ziehen, das geht nicht. Nicht auf einmal.»
    Das ließ sich nicht bestreiten, das sah auch Gaylord ein.
    Henry sagte: «Müßte mal einer erfinden.»
    Auch diese Überlegung billigte Gaylord.
    Endlich war es geschafft: eine Schneewolke wirbelte auf, und der Strauch gab nach. Erstaunt hielten sie ihn in der Hand. Sie wußten nicht recht, was sie damit anfangen sollten. Schultz kam heran und beroch ihn. Wieder kein Spielgefährte. Die Enttäuschungen häuften sich.
    Henry raffte sich zu einer etwas längeren Äußerung auf. «Mit ’nem Schlitten kann einer allein nicht viel anfangen», sagte er. Zu diesem Schluß war er schon auf dem Weg vom Dorf her gelangt.
    «Stimmt», sagte Gaylord, und dann kam ihm ein Gedanke. «Du könntest mich ja ziehen», schlug er vor. Etwas weniger begeistert setzte er hinzu: «Und nachher ziehe ich dich.»
    Damit war, so schien es, das Problem gelöst. Gaylord setzte sich auf den Schlitten, und Henry zog. Sie keuchten und liefen abwechselnd, und Schultz rannte freudig bellend neben ihnen her. Es ging doch nichts, dachte Henry zufrieden, übereinen klugen Freund, der so fabelhafte Einfälle hatte wie Gaylord Pentecost.
     
    « », sagte Miss Thompson. Sie stand vor den Bücherreihen in Jocelyns Arbeitszimmer. «Ein schöner Titel für ein schönes Buch.»
    «Danke», sagte er. Komplimente erfreuten ihn immer. Nur war es in diesem Fall keine ungetrübte Freude, denn es erinnerte ihn an die Diskrepanz zwischen dem Autor, der damals dieses Buch mit soviel Schwung geschrieben hatte, und dem ausgelaugten Mann, der er heute war.
    Wendy Thompson blickte im Zimmer umher, den Mund leicht geöffnet. Ihre Augen leuchteten. «Hier also entsteht alles», sagte sie.
    «Im Augenblick gelingt mir leider nichts», bekannte er. «Ich fühle mich wie betäubt. Ich schreibe noch Sätze hin, aber trotzdem - es geht nicht recht voran mit dem neuen Roman.»
    «Aber Ihre Leser warten darauf!» sagte sie erschrocken.
    Er lachte kurz auf. «Meine Leser würden es nicht einmal merken, wenn ich nie wieder eine Zeile schriebe.»
    Sie trat ans Fenster. Zwei kleine Jungen und ein Hund tollten draußen im Schnee herum - ein zeitloses Bild. Sie wandte sich um und sah Jocelyn an. Sein Gesicht war angespannt, ernst, schmal, aber mit kleinen

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