Lieber Frühling komm doch bald
erwiderte die Tante.
Julia sah hilfesuchend zu Jocelyn hinüber.
Jocelyn Pentecost war ein Mensch, der leider immer auch die Meinung der Gegenseite gelten ließ. Natürlich mußte die Einfahrt vom Schnee befreit werden. Natürlich hatte Mackintosh recht, wenn er diese Arbeit in Angriff nahm. Natürlich war es vernünftiger, wenn er, Jocelyn, ihm dabei half, statt mit den Kindern einen Schneemann zu bauen. Und er wäre auch hingegangen und hätte Mackintosh geholfen, wenn er nicht fest davon überzeugt gewesen wäre, daß der Schotte ihm als erstes gesagt hätte, daß er es falsch anfing und wie er es richtig machen sollte.
Gaylord kannte solche Hemmungen nicht. Er sah die Enttäuschung in Julias Augen und sagte halblaut zu ihr: «Bleib hier, Julia. Das hier ist furchtbar nützlich.»
Miss Mackintosh sah, wie er auf Julia einredete. «Was hast du da gesagt, Bürschchen?» fragte sie in scharfem Ton.
Gaylord wurde rot vor Zorn und warf ihr einen bösen Blick zu. «Zisch ab!» sagte er. Er wußte nicht ganz genau, was unter Abzischen zu verstehen war, aber er fand, es drückte genau das aus, was er fühlte.
Miss Mackintosh kam herüber und pflanzte sich vor Jocelyn auf. «Haben Sie gehört, Mr. Pentecost, was Ihr Sohn eben zu mir gesagt
hat?»
«Nein.»
«Er ist ein rüder Bengel!»
«Gaylord, bist du rüde gewesen zu Miss Mackintosh?» fragtejo-celyn streng.
«Aye, war ich», antwortete Gaylord in täuschend echt klingendem schottischen Tonfall.
Jocelyn fuhr ihn an: «Wenn du Ja sagen willst, dann sag Ja und nicht dieses gräßliche Aye, hörst du?»
«Was ist denn so gräßlich daran? Würden Sie mir das bitte sagen?» fragte Miss Mackintosh empört.
Jocelyn reichte es jetzt. «Es ist entweder archaisch oder nautisch oder schottisch», sagte er kühl und dachte dabei: Ich rede schon wie mein Vater.
«Und was ist am Schottischen auszusetzen?» verlangte Miss Mackintosh zu wissen.
«Nichts - da, wo es hingehört», antwortete er kurz und bündig.
Miss Mackintosh war immer noch tief empört, wußte aber darauf nichts zu erwidern. Sie wandte sich ab und rief zu ihrem Bruder hinüber: «Duncan, laß dir jedenfalls von Julia helfen!»
«Komm, Julia, du kannst mir helfen», rief er.
Der Unmut schien trotz des sonnigen Morgens ansteckend zu wirken. Miss Thompson ging hinüber zur Einfahrt und funkelte Mr. Mackintosh zornig an. «Sehen Sie denn nicht, wie glücklich sie mit den anderen Kindern ist?» fragte sie. «Können Sie die Kleine nicht ein einziges Mal tun lassen, was ihr Spaß macht?»
Mehrere Sekunden lang starrten die beiden einander an. Dann stieß er wütend seine Schaufel in den Schnee und sagte halblaut: «Mr. Pentecost kann seinen Weg selber freischaufeln.» Er zog den Kragen seines Ledermantels hoch, ging zu seiner Schwester hinüber und sah schweigend bei dem Bau des Schneemanns zu.
Aber das war erst der Anfang gewesen. Dorothea war an Edouards Arm herausgekommen und hatte besorgt gerufen (und zwar so, daß Mr. Mackintosh es gut hören konnte): «Ist das auch das richtige für dich, Jocelyn? Vergiß nicht, du bist doch körperliche Arbeit gar nicht gewohnt.» Und dann kam Bea. «Jocelyn, so wird das nie etwas! Laß mich mal machen!» Und damit übernahm sie das Kommando. Jocelyn war nicht gerade beglückt. Er war auch nicht beglückt, als er hörte, wie sein Vater zu Edouard sagte: «May will uns Punsch machen. Wirklich eine rührende Schwiegertochter.» Dann senkte sein Vater ein wenig die Stimme und fügte leise, aber nicht leise genug hinzu: «Jocelyn würde ohne sie gar nicht fertigwerden.» Und er war alles andere als beglückt, als Tante Bea ihm das Schlittenseil in die Hand drückte und ihn aufforderte, Schnee von einem anderen Schneeberg herbeizuschaffen. Immer gleich ja sagen - ha! Tante Bea behandelte ihn wie einen Sklaven. Doch jetzt fiel sein Blick auf May, und er fand seine gute Laune wieder: Sie sah einfach wunderbar aus in ihrem Wildledermantel und mit der Pelzkapuze. Sie trug ein Tablett, und auf dem Tablett standen ein großer dampfender Krug, eine Anzahl Gläser und ein Teller mit Keksen. Und auf ihrem Gesicht lag ein strahlend heiteres Lächeln. Jocelyn dachte: acht Jahre. Acht Jahre sind wir jetzt verheiratet, und mein Herz kann immer noch schneller schlagen beim Anblick meiner Frau.
Auch Edouards Herz schlug schneller, wie stets beim Anblick; einer hübschen Frau. Und ebenso Opas Herz, wie stets beim Anblick von Punsch. Und Schultz, der glücklich war, daß wieder ein
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