Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
Diktatur errichtet. Aber du wirst dich entschuldigen, nicht wahr, und ihr vielmals danken?»
    «Ja, das werde ich, sei unbesorgt.»
    «Schön. Also: der Braten ist im Kühlschrank, er müßte eigentlich noch fürs Mittagessen morgen reichen - ihr könnt ihn kalt essen, falls Miss T. nicht einen Auflauf damit machen will. Und dann steht in der Speisekammer noch ein Apfelkuchen -» Sie gab ihm eine vollständige Übersicht über die Vorräte. «Aber, Liebling», sagte sie schließlich fast flehentlich, «du wirst doch bei Amanda ein bißchen helfen, ja?»
    «Ja, May, natürlich.»
    «Weißt du», sagte sie traurig lächelnd, «ich glaube, um Amanda beneide ich sie fast so wie um dich.»
    Mit großen Augen sahen sie einander an. «Arme May», sagte er.
    «Warum? Weil ich für ein paar Tage auf etwas verzichten muß, was sie nie gehabt hat und vielleicht nie haben wird?»
    Jetzt schwieg er einen Augenblick und sagte dann leise: «Mach’s gut, May.»
    Eine Schwester erschien am Eingang des Schlafsaals und klingelte mit einer großen scheppernden Glocke. Zu allem Überfluß warf sie Jocelyn einen mürrischen Blick zu.
    Er mußte gehen. Eilig küßte er May und wandte sich um. «Und paß ja auf!» rief sie und lachte plötzlich wieder.
    Er drehte sich noch einmal um und lachte zurück. Sie war doch einfach großartig. Ihm war warm und wohl zumute, als er das Krankenhaus verließ.
     
    Gaylord, Julia und Miss Thompson hatten inzwischen gute Arbeit geleistet: Amanda war sauber, warm, gefuttert - und gut gelaunt. Zu Anfang war sie etwas erstaunt gewesen, weil May nicht kam, aber der Ersatz hatte sich viel Mühe gegeben, und außerdem war ja wie immer Gaylord dabeigewesen.
    Mit großen runden Augen blickte sie zufrieden um sich. Sie sah Miss Thompson an, gab ein paar Laute von sich, fuhr mit der winzigen Hand durch die Luft, um das Gesagte zu unterstreichen, und krähte plötzlich vor Vergnügen. Dann kuschelte sie sich in Miss Thompsons Arm, und schon fielen ihr die Augen zu.
    Wendy Thompson war selig. Das Baby im Arm zu halten, warm und weich, die zufriedenen kleinen Laute zu hören und zu wissen, daß sie diesem kleinen Wesen zu seinem Wohlbefinden verholfen hatte - das war für sie das Glück. Sie blickte zu Gaylord hinüber, der nachdenklich auf seinem Stuhlsaß. Wie schön mußte es sein, solche Kinder zu haben! Dann dachte sie an Julia, die schon in ihrem Bett im Gastzimmer lag und schlief. Wie schrecklich für ein Kind, so früh die Mutter zu verlieren!
    Gaylord hatte lange überlegt. Wenn Miss Thompsonjetzt alles tun sollte, was Mummi sonst tat, und wenn Mummi womöglich aus dem Krankenhaus anrief und fragte, ob Gaylord im Bett sei, und er war nicht im Bett, dann würde Miss Thompson in eine schwierige Lage kommen. Deshalb sagte er, obwohl es allen seinen Grundsätzen widersprach: «Miss Thompson, ich glaube, Sie müssen mir sagen, daß ich jetzt ins Bett gehen soll.» Denn ins Bett zu gehen, ohne daß es einem gesagt wurde, das war gänzlich undenkbar.
    «Ja, meinst du, Gaylord? Schön, dann gehst du jetzt. Wir wollen nur noch Amanda hinlegen, ja?»
    Sie taten es. Amanda schien es zuerst übelzunehmen, fand sich dann aber schnell damit ab. «Wie ist das», fragte Miss Thompson, «kannst du alleine baden?»
    «Natürlich kann ich das!» Gaylord war fast ein wenig gekränkt, ließ es sich aber nicht anmerken. Die ganze Zeit hatte er Miss Thompson beschützt und ihr geholfen, und nun fragte sie ihn, ob er allein baden könne!
    «Schön. Ich bringe dir dann dein Abendbrot. Was bekommst du denn immer?»
    «Heiße Milch und Brot mit Honig. Bitte, Miss Thompson.»
    Sie strich ihm liebevoll mit der Hand über den Kopf und ging hinunter in die Küche. Als sie mit seinem Teller zurückkam, saß er in seinem roten Pyjama im Bett, frisch gekämmt und mit rosigem, frisch gewaschenem Gesicht. Wie strahlend sauber und gesund
    Kinder aussehen können, dachte sie. Manche Frau würde ein Vermögen geben für solch einen Teint.
    «Ist Paps schon wieder da?» fragte Gaylord.
    «Nein, noch nicht, mein Junge.»
    «Hoffentlich geht’s Mummi wieder gut.» Es klang etwas verzagt.
    «Oh, ganz sicher, Gaylord.» Sie wollte ihn gern trösten. «Da, sieh mal, sind das genug Butterbrote?»
    «Au, fein! Von Mummi krieg ich nicht so viele.»
    «Gute Nacht, mein Kleiner.»
    «Gute Nacht.» Er hielt ihr das Gesicht hin, und sie gab ihm einen Gutenachtkuß auf sein mit Honig beschmiertes Bäckchen. Sie warf noch einen Blick in das Bettchen, in dem

Weitere Kostenlose Bücher