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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Gaylord - wie hat er es aufgenommen?»
    «Reichlich ruhig, scheint mir. Ich habe ihn bei Miss Thompson gelassen. Er wollte unbedingt dabeisein, als die Polizei den Hund herausholte, und ich habe es ihm schließlich erlaubt.»
    « Jocelyn! War das richtig?»
    «Ich glaube, schon. Sie lernen heute alles über Sexualität, Empfängnis, Geburt - da können sie dann auch ruhig etwas über den Tod erfahren, finde ich.»
    «Ach, ich weiß nicht.» Sie saß aufrecht im Bett und starrte auf ihre Decke. «Merkwürdig, daß du das getan hast... Ich hätte eher gedacht, du würdest ihn vor so etwas bewahren.»
    «Hätte ich auch getan — bis vor kurzem. Inzwischen denke ich nicht mehr so. Ich weiß nicht, ob es gut ist, Kinder lange unter einem Schutzschirm leben zu lassen.» Jetzt lachte er. «Da sitze ich und mache dir trübe Gedanken! Aber ich wollte es dir ja auch nicht sagen.»
    «Mein armer kleiner Gaylord», sagte sie. «Erst die Geschichte mit mir. Und nun Schultz! Bring ihn morgen mit, Jocelyn, damit er sieht, daß es mir wieder besser geht.»
     

19
     
    Gaylord wich nicht von Miss Thompsons Seite. Ihr tat das Herz weh, wenn sie ihn ansah. Und sie machte sich Vorwürfe, daß sie in der Nacht, als sie die Motorräder hörte, nicht Mr. Pentecost geweckt hatte. Vielleicht wäre diese schreckliche Geschichte dann nicht passiert! Vielleicht...
    «Schultz ist jetzt bestimmt im Himmel», sagte Gaylord. Er sah Schultz vor sich, wie er sich vor Petrus aufrichtete und bei ihm «Fenster zu putzen» versuchte.
    «Tante Elspeth sagt, Tiere kommen nicht in den Himmel», sagte Julia. Sie fing Wendys Blick auf und fügte schnell hinzu: «Ich glaube aber, sie kommen doch hinein.»
    «So eine Gemeinheit! Miss Mackintosh ist eine alte Ziege!» sagte Gaylord wütend. Trotzdem machte es ihn auch traurig. «Schultz jedenfalls kommt ganz bestimmt in den Himmel», erklärte er.
    «Aber natürlich, Gaylord. Schultz ist bestimmt schon im Himmel», sagte Wendy Thompson. «Wie ist es, habt ihr Lust, Monopoly zu spielen?»
    Doch in diesem Augenblick kam Mr. Mackintosh herein. «Ihr Wagen ist immer noch nicht abgeholt, Miss Thompson», sagte er und blickte auf Julia hinab, die ihm in die Arme gestürzt war.
    «Ja, ich weiß. Ich habe vorhin noch einmal angerufen, und die Leute von der Werkstatt wollten auch kommen, aber sie kommen nicht! Stört er Sie sehr?»
    «Morgen wird er mich stören», sagte er kurz angebunden.
    «Tut mir leid.»
    «Na, ich werde ihn mir mal ansehen.»
    «Oh, vielen Dank, Mr. Mackintosh. Kann ich irgendwie helfen?»
    «Ja, können Sie.» Sanft machte er sich von Julia los und ging aus dem Zimmer.
    Ja, sie mußte ihm helfen, aber sie konnte jetzt Gaylord nicht allein lassen. Deshalb sagte sie zu den Kindern: «Kommt mit, wir gehen alle hinüber. Aber zieht euch was Warmes an.»
    Sie zogen sich ihre Mäntel an, banden sich ihre Schals um und liefen Hand in Hand hinüber zum Schuppen. Lange schwarze Schatten tanzten über die Dachbalken und Wände. Der sandige Bo-
    den war von der Laterne hell erleuchtet. Mr. Mackintosh hatte die Motorhaube hochgeklappt und machte sich an den Drähten und Leitungen zu schaffen.
    Wendy Thompson stellte sich neben ihn und sah ihm zu. «Steigen Sie ein und lassen Sie mal den Motor an», sagte er barsch. Kein Zweifel, die fröhliche Stimmung vom Morgen war verschwunden.
    Sie setzte sich ans Steuer und drehte den Zündschlüssel. Ein ächzendes Geräusch. In Wendys Ohren klang es, als läge der Motor in Agonie, doch Mr. Mackintosh gab ein zufriedenes «Aye» von sich.
    «Ist es was Schlimmes?» fragte sie.
    «Nein. Aber Sie verstehen ja doch nichts davon - so kann ich mir wohl lange Erklärungen sparen. Ich brauche ungefähr eine Stunde. Ich werde dann auch gleich noch den Kotflügel ausklopfen.»
    «Vielen Dank, Mr. Mackintosh.»
    «Keine Ursache. Wenn Sie mir jetzt die Lampe so halten würden...»
    Im Licht der Laterne sah Julia sich neugierig in dem Schuppen um. Dann wandte sie sich an Gaylord. «Du, was wollen wir spielen?» fragte sie.
    Gaylord war nicht zum Spielen aufgelegt. «Sie haben Schultz in eine Decke gepackt. Wie Mummi», sagte er.
    «Du, bestimmt geben sie ihm im Himmel lauter gute Sachen», versuchte Julia ihn zu trösten.
    Aber er kann dort nicht mit mir spielen, dachte Gaylord. Weil das jedoch eingebildet geklungen hätte, sagte er es nicht.
    Julia verstand sein Schweigen falsch. Sie wollte ihn auf andere Gedanken bringen. «Ich weiß was», sagte sie und vollbrachte trotz der

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