Lieber Frühling komm doch bald
bezahlen.
Stolz und Geiz mögen mitunter im Streit liegen. Aber bei einem Schotten ist der Geldbeutel nie auf der Seite der Besiegten.
mit einer weißen Nelke im Knopfloch brachte sie in Rage. «Lächerlich - soviel Getue um eine alte Frau! Ans Sterben sollte sie denken statt ans Heiraten.»
Er zog seine Krawatte zurecht. «Du bist hart und unduldsam, Elspeth.»
«Aye. Und ich will dir mal etwas sagen, Duncan. Du bist kein Schotte mehr, du bist ein halber Engländer geworden. Guck mal in den Spiegel! Wenn die Leute dich so auf dem Viehmarkt in Aberdeen sehen könnten!» Sie lachte hart und höhnisch.
«Ich bin ja auch nicht auf dem Weg zum Viehmarkt», erwiderte er ruhig. «Ich gehe zur Hochzeit der Schwester meines Arbeitgebers, und da gehört es sich für mich, daß ich korrekt angezogen bin.»
«Aber du tust es gern. Es macht dir Spaß, dich herauszuputzen wie ein Pfingstochse... Ah, sieh an, die junge Dame.» Julia war hereingekommen, ernst und zauberhaft anzusehen. Elspeth warf die Hände in die Höhe und tat, als schrecke sie zurück. «Oh, oh -ich bin das Rührmichnichtan.»
«Bist du fertig, Elspeth?» fragte Duncan kalt. Dann wandte er sich Julia zu und sagte: «Laß nur, mein Kind. Du siehst wunderschön aus, und ich bin stolz auf dich.»
«Das sagt man nicht zu seinem Kind, Mann. Hochmut kommt vor dem Fall.»
«Ich spreche mit meiner Tochter so, wie ich will, Elspeth. Wir haben noch etwas Zeit. Geh du bitte schon nach draußen und warte im Wagen auf uns.»
«Wer? Ich?»
«Ja, du, Elspeth. Ich habe Julia etwas zu sagen.»
«Was du vor mir nicht sagen kannst?»
«Was ich vor dir nicht sagen möchte. »
Ärgerlich vor sich hinmurmelnd ging sie hinaus. Monatelang hatte sie ihrem Bruder das Haus besorgt, hatte ihm seine Hosen und Socken gewaschen... Und nichts als Schwierigkeiten mit dem Kind, nichts als Undank...
Julia sah ihren Vater ängstlich an. Hilflos begann er: «Ich wollte dir etwas sagen, Kleines. Wenn es dir wirklich ernst ist mit dem Ballettunterricht - dann wollen wir’s versuchen.»
Sie konnte es nicht glauben. Noch immer sah sie ihn furchtsam an. Dann warf sie ihm plötzlich die Arme um den Hals und drückte ihr Gesicht an seines. «Papa! Papa!» Mehr brachte sie nicht heraus.
Er drückte sie an sich. Dann sah er sie an und sagte kummervoll: «Julia - so viel bedeutet es dir?»
«Oh, Papa! Alles!»
«Deiner Tante werde ich es sagen. Aber später.»
Schüchtern saß Wendy Thompson in einer der hinteren Bänke der Kirche von Shepherd’s Warning. Sie war zeitig gekommen, damit sie sich von den Hauptgästen abseits halten, aber doch sehen konnte, wie alle ankamen.
Monsieur Bouverie war natürlich schon da und stand zusammen mit dem Brautführer bereit. Doch jetzt kamen auch die anderen: Becky, hübsch und strahlend, mit ihrem Peter, Großtante Bea, die energisch wie ein Jägersmann durch den Mittelgang schritt, dann eine Gruppe eleganter Herren, offenbar Freunde des Bräutigams, denn sie redeten ununterbrochen, während sie durch das Mittelschiff gingen, beugten vor dem Altar die Knie und nahmen unter viel Palaver auf der rechten Seite Platz.
Und jetzt klopfte Miss Thompsons Herz schneller, denn Jocelyn Pentecost erschien, prächtig anzusehen im grauen Gehrock, am Arm seine hübsche, strahlend lächelnde Frau, und etwas hinter ihnen, voll feierlicher Würde, Gaylord.
Noch ehe Miss Thompson sich wieder gefaßt hatte, schlüpfte eine kleine Gestalt auf den Platz neben ihr und flüsterte: «Miss Thompson, Miss Thompson, Papa hat gesagt, ich darf zur Ballettschule.»
Wendys begeistertes «Was?!» war in der ganzen Kirche zu hören. Julias Hand lag auf der Bank, und Wendy drückte sie fest. «Oh, wie ich mich freue, mein Kleines. Wie ich mich freue!» Doch jetzt erschien Miss Mackintosh wie eine schlecht gelaunte Glucke, machte «Tt-tt» und winkte Julia zu sich. Elspeth Mackintosh hatte schon genug von der Kirche gesehen: Kerzen, Bilder, Altardecken. Mit der kleinen Kirche in Kittybrewster in Schottland war diese überhaupt nicht zu vergleichen. Aber was konnte man in England schon erwarten!
Und nun begann endlich die Orgel zu spielen. Alle erhoben sich: Dorothea erschien am Arm ihres Bruders - etwas verwirrt und unsicher, als müsse sie sich besinnen, warum sie hergekommen war. John dagegen wirkte unerschütterlich wie ein Fels. Sie kamen nach vorn, Edouard Saint-Michel Bouverie trat aus seiner Bankreihe, wandte sich um und lächelte seiner Braut zu. Dorothea
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